Körper

Depressionen – (K)ein Tabuthema in der Gesellschaft?

Von Florian • 25.10.2023
Depressionen – (K)ein Tabuthema in der Gesellschaft?

Mark Pan4ratte/Unsplash.com

Der Begriff „Depressionen“ sagt wohl fast jedem von uns etwas. Der eine hat vielleicht schon mal an ihnen gelitten, der andere hat nur von ihnen gehört. Doch wie gehe ich selbst mit dieser Erkrankung um und was mache ich, wenn ein Freund betroffen ist? Was du dazu wissen musst, erklĂ€ren wir dir hier!‹

Wie erkenne ich eine mögliche Depression?

Du fĂŒhlst dich seit einiger Zeit antriebslos, hast das Interesse an deinen Hobbys und sozialen AktivitĂ€ten verloren und fĂŒhlst dich einfach nur noch schlecht?

Hauptsymptome einer Depression:

  • Eine gedrĂŒckte, depressive Stimmung
  • Interessenverlust
  • Freudlosigkeit
  • Antriebsmangel

HĂ€ufige Nebensymptome einer Depression:

  • Vermindertes SelbstwertgefĂŒhl
  • ZukunftsĂ€ngste
  • Schlafstörungen
  • Suizidgedanken

Wichtig zu wissen ist zudem, dass du keine Depression hast, wenn du mal einfach nur schlecht drauf bist, weil du dich z.B. mit jemandem gestritten hast. Die oben genannten Symptome einer Depression halten ĂŒber einen lĂ€ngeren Zeitraum an und klingen schlimmstenfalls auch ohne Weiteres nicht wieder ohne Hilfe ab.

Eine Depression ist nÀmlich eine ernst zu nehmende, psychische Krankheit, welche ggf. einer Àrztlichen und einer psychotherapeutischen Behandlung bedarf.

Die Stigmatisierung von Depressionen in der Gesellschaft

Laut dem Bundesministerium fĂŒr Gesundheit erkranken schĂ€tzungsweise 16-20% der Menschen irgendwann in ihrem Leben einmal an einer Depression oder an einer sogenannten „chronisch depressiven Verstimmung“.

Leider werden Depressionen nach wie vor oftmals als „Makel“ an einem Menschen gewertet und Personen, welche an solch einer Erkrankung leiden, unterdrĂŒckt und nicht ernst genommen.

Betroffene bekommen hÀufig SÀtze zu hören wie:

  • „Jeder hat mal einen schlechten Tag.“
  • „Jetzt reiß dich doch mal zusammen.“
  • „Warum bist du denn traurig? Es gibt doch gar keinen Grund, traurig zu sein“

Dass diese SĂ€tze nicht hilfreich sind und dafĂŒr sorgen, dass sich der Betroffene dadurch eventuell noch weiter zurĂŒckzieht, ist relativ verstĂ€ndlich. Einen Asthmatiker fragt man schließlich auch nicht, warum er denn Probleme beim Atmen hat, da ja schließlich genug Luft da ist.

Vermutlich entspringt diese Stigmatisierung aber eher dem gesellschaftlichen Bild, dass man allzeit leistungsstark und gesund sein muss, um ein vollwertiges Mitglied der Gesellschaft zu sein.

Zudem wissen aber auch viele Personen schlichtweg nicht genug ĂŒber Depressionen Bescheid. Viele wissen nicht, wie ernst so eine Krankheit sein kann und dass sie bspw. bei suizidalen Tendenzen sogar zum Tod fĂŒhren kann. Hierbei ist AufklĂ€rung wie diese hier wichtig.

Christian Erfurt/Unsplash.com

Denn nur weil du Depressionen hast, heißt das nicht, dass du schwach oder schlecht bist! Du bist genauso ein toller und wertvoller Mensch wie jeder andere.

Depressionen im Zusammenhang mit der LGBTQ-Community

Angehörige der LGBTQ-Community haben ein erhöhtes Risiko, psychische Erkrankungen zu entwickeln. Hierbei muss aber beachtet werden, dass nicht die sexuelle Orientierung die Ursache fĂŒr eine psychische Erkrankung ist, sondern dass vor allem eine direkt oder indirekt erfahrene Diskriminierung oder auch die Erwartung einer solchen Diskriminierung eine Rolle spielt.

Zudem beeintrÀchtigen offen homophobe Reaktionen, wie z.B. verbale oder körperliche Angriffe, die gesunde Persönlichkeits- und IdentitÀtsentwicklung eines Menschen.

In Deutschland werden leider teilweise immer noch die (mittlerweile verbotenen) Konversionstherapien angeboten, welche homo- oder bisexuellen Menschen eine Änderung ihrer sexuellen Orientierung versprechen.

Solche Behandlungen sind aber zurecht verboten, da diese wirkungslos und gefĂ€hrlich sind. Eine sexuelle Orientierung ist weder eine Krankheit noch willentlich beeinflussbar, weswegen solche Therapien nicht selten zu Depressionen, Angsterkrankungen oder sogar suizidalen Krisen fĂŒhren können.

In diesem Video spricht der queere YouTuber "Tommy Toalingling" ĂŒber HomosexualitĂ€t und Depressionen:

Die Behandlung von Depressionen

Die zwei wichtigsten SĂ€ulen der Behandlung von Depressionen sind zum einen die Behandlung mit Medikamenten (in der Regel Antidepressiva) und zum anderen die Psychotherapie. Oft werden sowohl die medikamentöse als auch die psychotherapeutische Behandlung kombiniert, um eine bestmögliche Hilfe fĂŒr den Betroffenen zu bieten.

Viele moderne Medikamente zur Behandlung einer Depression sind mittlerweile gut vertrÀglich und ermöglichen in der Kombination mit einer psychotherapeutischen Behandlung oftmals ein normales Leben.

Je nach Schwere der Depression kann auch ein Klinikaufenthalt auf einer psychiatrischen Station notwendig sein.

Die Entwarnung vorweg: Gummizellen oder Zwangsjacken, wie man sie aus Filmen kennt, gibt es hier nicht. Das Ziel einer solchen Station ist es, den Patienten zu helfen und nicht, sie zu quĂ€len. Auf solchen Stationen erfolgen Verfahren und BehandlungsansĂ€tze wie z.B. Licht-, Wach-, Bewegungs-, Ergo- oder kĂŒnstlerische Therapien.

Welche Behandlung konkret fĂŒr einen Patienten notwendig und sinnvoll ist, entscheidet aber immer der behandelnde Arzt.

Wann sollte ich zum Arzt?

Sollten die Zeichen einer möglichen Depression lĂ€nger als zwei Wochen anhalten, solltest du auf jeden Fall mit deinem Arzt darĂŒber sprechen. Eine erste Anlaufstelle kann auch dein Hausarzt sein, welcher bereits eine erste Behandlung einleiten kann.

Wichtig: Solltest du an akuten Suizidgedanken leiden und diese ggf. umsetzen wollen, ist es ratsam, dass du dir unverzĂŒglich Ă€rztliche Hilfe holst.

Dies kann auch ĂŒber eine Notaufnahme im Krankenhaus oder im Notfall ĂŒber die Notrufnummer 112 passieren! Zögere nicht. Du bist die Hilfe wert.

Wie kann ich mit depressiven Menschen umgehen und ihnen helfen?

FĂŒr an Depressionen erkrankte Menschen ist es wichtig, dass du die Depressionen als Krankheit akzeptierst. Es handelt sich, wie bereits erwĂ€hnt, nicht um eine schlechte Stimmung, sondern um eine Krankheit, bei der die Nervenbotenstoffe so verĂ€ndert sind, dass sich der Betroffene nicht mehr normal fĂŒhlen kann.

jose pena/unsplash.com

Du solltest einen Betroffenen also ernst nehmen und versuchen, ihm zu vermitteln, dass Hilfe bei Depressionen möglich ist und ihm diese Hilfsangebote nÀherbringen.

Auch gut gemeinte RatschlĂ€ge (bspw. „Jeder hat mal einen schlechten Tag.“, „Jetzt reiß dich doch mal zusammen.“, „Warum bist du denn traurig? Es gibt doch gar keinen Grund, traurig zu sein“) helfen depressiven Menschen nicht weiter und sorgen dafĂŒr, dass sie sich noch unverstandener und frustrierter fĂŒhlen.

Dadurch, dass der Alltag fĂŒr einen an Depressionen erkrankten Menschen oftmals nur schwer zu bewĂ€ltigen ist, kannst du ihm anbieten, z.B. die WĂ€sche zu waschen oder auch Arzttermine zu organisieren. Auch kleinere AktivitĂ€ten wie ein gemeinsamer Spaziergang oder ein gemeinsamer Einkauf können helfen.

Ben Weber/Unsplash.com

Nichtsdestotrotz solltest du deine UnterstĂŒtzung nicht aufdrĂ€ngen. Gib dem Erkrankten einfach zu verstehen, dass du fĂŒr ihn da bist, wenn er dich braucht.

Wichtig ist aber auch, dass du deine eigenen Grenzen setzt. Bei aller UnterstĂŒtzung solltest du auch auf dich selbst achten. Der Umgang mit depressiven Menschen kostet viel Kraft, weswegen du auch auf deine eigenen Belastungsgrenzen achten solltest.

Aus diesem Grund solltest du dir auch Auszeiten nehmen und dich um dich selbst kĂŒmmern. Denn nur wenn du selbst gesund bist, kannst du deinem Angehörigen am besten helfen.

Mehr fĂŒr dich

Startseite →