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Lukas (21) erzÀhlt von seinem Coming-out

Lukas (21) erzÀhlt von seinem Coming-out

Lukas

Mein Coming-out ist, wie mein bisheriger Lebensweg, etwas anders, etwas eigen, aber immerhin unterhaltsam.

Anfangen muss ich bei meiner Jugend, die bis auf das Mobbing nicht sehr spektakulĂ€r war. Anschließend musste ich fĂŒr ein paar Monate in die Psychiatrie, da war ich 13 Jahre alt. Dort gab es immer die neueste Ausgabe der Bravo. FrĂŒher habe ich mich dafĂŒr gar nicht interessiert, im Nachhinein betrachtet war das fĂŒr mich der Startschuss in die PubertĂ€t. Die ganzen Storys und Bilder ĂŒber Justin Bieber fand ich ganz spannend, als er mit Selena Gomez zusammen kam, war ich furchtbar eifersĂŒchtig. Und natĂŒrlich fand ich bei der Bravo den Dr. Sommer Bodycheck ganz ganz interessant. 

WĂ€hrend meine Mitpatienten darĂŒber urteilten, wie sie die junge Dame finden, war ich nur auf den Mann fokussiert. Als das einige gemerkt haben, sprachen sie mich ziemlich direkt darauf an. Mir in meiner Verpeiltheit viel das natĂŒrlich nicht auf, dass ich nur Augen fĂŒr das eine hatte. 

Als ich mit der Frage konfrontiert wĂŒrde, ob ich "etwa schwul" wĂ€re, wusste ich gar nicht was ich sagen sollte, also sagte ich nichts. 

Wenn dann meine Mutter Mittwochs vorbei kam (da war immer Besuchertag) und wir zur Eisdiele fuhren, durchlöcherte ich sie mit Fragen, z.B. wie sie reagieren wĂŒrde, wenn mein Bruder sagen wĂŒrde, dass er schwul wĂ€re. Ein paar Jahre sagte sie mir, dass sie zu diesem Zeitpunkt sich fast sicher ĂŒber meine SexualitĂ€t war. Sie hat mich schnell durchschaut :D

Der Gedanke ob ich tatsĂ€chlich schwul bin, setzte sich in mir fest. Ich verstand endlich, warum ich mir meine Freunde immer nach den gleichen Kriterien ausgesucht habe (blond, lĂ€ngere Haare, sportlich). Von da an war es mir ziemlich klar, aber wollte die Frauenwelt nicht außen vor lassen. Also sagte ich in meiner (neuen) Schule, dass ich Bisexuell bin (sehr offen wie gesagt, so nach der 2ten Schulwoche oder so, einfach raus). 

Lukas

So mit 16 Jahren verkuppelte mich meine beste Freundin mit ihrer besten Freundin. Es passte wirklich alles, sie war genau so verrĂŒckt wie ich, hörte die gleiche Musik und sah echt gut aus. Wir hatten eine glĂŒckliche Beziehung, die nach einem halben Jahr in die BrĂŒche ging, sie hat mich mit einem anderen betrogen. Ich machte zur gleichen Zeit die Überlegung "bin ich bi oder doch ganz schwul?" Diese Antwort wĂŒrde mir wenig spĂ€ter schnell beantwortet.

So mit 15 hatte ich Internetzugriff und.. naja, ich habe mir gewisse Bilder auf meinem PC gespeichert. Das habe ich ĂŒber die Monate anscheinend vergessen, und hab ihn nach fast 2 Jahren, knapp ein halbes Jahr nach der Trennung meiner Freundin, wieder entdeckt. Ich schaute mir also aus Neugier ein paar Bilder an, musste aber ziemlich dringend aufs Klo. Dummerweise habe ich den Ordner offen gelassen, und meine Mutter wollte mit mir ĂŒber irgendwas reden. Und ja. Das war der mit Abstand peinlichste Moment in meinem Leben. Sie sah es allerdings sehr gelassen, redete mit mir sehr offen darĂŒber, weil ja ĂŒberwiegend MĂ€nner da zu sehen waren. 

Coming-out-Geschichten

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Wir redeten normal darĂŒber, der Überraschungsmoment mit "Mama, ich steh auf MĂ€nner" habe ich ja erfolgreich vermasselt. Man muss noch erwĂ€hnen, meine Mutter ist Redaktionsleiterin eines Radios. Und von Natur aus sehr besorgt ĂŒber alles. Sie also in ihrer Sorge, wollte verstehen, was genau in mir vorgeht, und dachte schnell, dass ich mich in meinem aktuellen Freundeskreis wegen meiner SexualitĂ€t nicht verstanden fĂŒhle (was teilweise stimmte), und telefonierte mit der Leiterin des LSVD Saar. Dieser Verband organisierte jeden Freitag einen Jugendtreff. Dort kam ich schnell unter, und ich fĂŒhlte mich richtig wohl. Ich konnte sein, wer ich bin, und nach 2 Jahren fand ich meine erste mĂ€nnliche Beziehung, mit der ich jetzt seit 2,5 Jahren zusammen bin, mittlerweile zusammen lebe und sogar verlobt bin.

Lukas

Keiner in meiner Familie nahm mein Outing schlecht auf. Meine Oma von 82 Jahren sagte z.b. nur trocken in ihrem Berliner Akzent 

"Und jetzte? Du wirst dadurch doch keen anderer Mensch nur wennde mir dit sagst." 

Da kamen mir echt die TrÀnen vor Erleichterung.

Heute gehe ich immer noch sehr offen mit meiner SexualitĂ€t um und trage stolz meinen Verlobungsring auf der Arbeit. In meinem Hobby  (Deutsch-battle-rap) bekomme ich immer von anderen Komplimente dafĂŒr. Immerhin kann man ja sagen, dass im Deutschrap viel Homophobie herrscht. Viele bewundern mich, wie ich mich dagegen stelle. 

Das macht mich noch stÀrker und stolzer, dass ich so bin, wie ich bin.

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