Geschichten

Leon (19) erzÀhlt von seinem Coming-out

Leon (19) erzÀhlt von seinem Coming-out

Leon/Privat

Leon durfte in der Schule kein Blut spenden, weil er schwul ist. Das nutzte er fĂŒr ein Coming-out vor der ganzen Klasse. Hier ist seine ganze Geschichte!

Vor 2 Jahren, kurz vor meinem Abitur, war ich immer noch nicht dazu gekommen, irgendwem von meiner SexualitÀt zu erzÀhlen. Weder meinen engsten Freunden, noch irgendwelchen Familienmitgliedern.

Ich wusste nicht einmal genau, warum das solange gedauert hat, denn Angst hatte ich vor den Reaktionen nur selten; die meisten meiner Mitmenschen wirkten immer sehr tolerant, jedoch fĂŒhlte ich mich zu einem Coming-out nie gezwungen, da ein „Hetero“ sich ja auch nicht offiziell zu seiner SexualitĂ€t bekennt.

An einem ganz normalen Montag war dann das Deutsche Rote Kreuz bei uns in der Schule zu Besuch. Eine kurze Durchsage hat mich spontan dazu ĂŒberredet, einen halben Liter Blut zu spenden. Direkt sind die Spender aus dem Unterricht entlassen worden.

Zwei Stunden spĂ€ter kam ich zurĂŒck in den Unterricht. Die Lehrerin sah an meinem Arm keine Einstichstelle und fĂŒhlte sich verarscht. Als ich ihr erklĂ€rte, dass ich nach 2 Stunden Papierkram und ÄrztegesprĂ€ch nicht spenden durfte, fragte sie nach dem Grund.

Ich weiß noch ganz genau, wie mittlerweile die ganze Klasse zuhörte. Es machte sich ein großes LĂ€cheln in meinem Gesicht breit und ich antwortete provokativ laut:

„Ich durfte nicht spenden, weil ich schwul bin!“

Das war ein großartiges GefĂŒhl. Ich war zwar immer noch sauer auf die Gesellschaft und auf Vorurteile, aber dieser Moment war einfach großartig.

FĂŒr den Rest der Anwesenden war es eher beklemmend - keiner fand Worte.

Leon/Privat

Aber im Nachhinein wusste ich auch, dass keiner ein Problem damit hatte. Meine Lehrerin suchte am nĂ€chsten Tag das GesprĂ€ch mit mir, teilte mein Ärgernis ĂŒber diese homophobe Regelung.

Sogar die Ärztin im persönlichen GesprĂ€ch hatte vor MitgefĂŒhl TrĂ€nen in den Augen, als sie mir erklĂ€ren musste, dass meine SexualitĂ€t bzw. mein Sexualleben mich als Spender ungeeignet macht.

Nach diesem Tag verbreitete es sich wie ein Lauffeuer und auch meine Freunde und Familie wussten es schon bald. Ein neuer Lebensabschnitt hatte fĂŒr mich begonnen. Ein Ziel war erreicht, aber weitere Ziele, die Gesellschaft im Denken zu modernisieren, setzten sich in meinen Kopf.

Ich hoffe meine Geschichte hat ein paar Menschen etwas gelehrt und wird es auch weiterhin tun.

Leon ist Mitglied der DBNA-Community. Du findest sein Profil unter dem Nicknamen "Eska".

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