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Geschichten

Gewöhnungsbedürftig

Von DBNA Team

Mein Coming-Out ist jetzt schon vier Jahre her, doch war es für mich ein sehr prägendes Erlebnis. Ich war damals 18 und wusste schon lange, dass ich schwul bin, und fragte mich damals immer: „Warum ausgerechnet ich?“

Thomas, 22: Ich wohne mit meiner Familie in einer ländlichen Gegend in NRW. Aufgrund der Gegend, in der wir wohnen, und dem Freundeskreis unserer Familie sind meine Eltern eher konservativ eingestellt. Ich hatte früher eigentlich kein Problem damit, dass niemand wusste, was in mir vorging und musste mich auch nicht verstellen.

Das alles änderte sich aber schlagartig, als ich mich entschied, endlich mal andere Schwule kennen zu lernen. Bis zu diesem Zeitpunkt war ich nur online unterwegs gewesen und hatte mich ein paar Mal mit anderen Jungs getroffen, aber mehr als Kaffee trinken gehen oder Kino war da nie. Ich kannte vom Schreiben her zwei Jungs, die auch auf meiner Schule waren und die fragten mich, ob ich nicht mal Lust hätte, mit auf eine Gayparty zu kommen.

Ich habe zugesagt und habe an diesem Abend noch viele andere Jungs kennengelernt, die auch aus meiner Gegend kamen. Sie alle trafen sich regelmäßig und gingen öfters zusammen weg. Ich fand es Klasse, endlich mal realen Kontakt zu anderen Jungs zu haben und es dauerte nicht lange, bis ich mich in einen Jungen verguckte. Es dauerte zwei Wochen, in denen wir uns kennengelernt hatten und wir zusammen kamen. Ich genoss die Zweisamkeit und war sehr glücklich.

Doch ich merkte auch, dass ich mir immer wieder Notlügen gegenüber Familie und Freunden einfallen lassen musste, damit sie nichts merkten. Genauso hatte ich Angst, bei Spaziergängen mit meinem Freund dabei gesehen zu werden, wie ich mit ihm Hand in Hand laufe. Kurz um, ich habe mich seitdem doch oft verstellen müssen.

Eines Abends habe ich meinen Freund einfach mit zu mir nach Hause genommen. Am späten Abend, als mein Freund wieder weg war, fragte meine Mutter mich, wer das war. Ich hatte ihn ihr vorgestellt und nach mehreren Nachfragen wurde meine Mutter ruhiger und fragte mich, ob er schwul sei? Ich war total verdutzt und entschied mich ihr ehrlich zu antworten. Nun wurde meine Mutter immer ruhiger und schaute überrascht. Nach mehreren Sekunden Stille, hat sie mich dann gefragt, wie es mit mir aussehe?

Ich war total nervös und hatte Angst es ihr zu erzählen und so meine Eltern zu enttäuschen. Ich konnte es nicht einschätzen, wie sie damit umgehen würden. Ich wollte immer auf den richtigen Moment warten, doch es war mir klar, für so etwas gibt es keinen richtigen Moment. Nachdem ich erst nach ruhig war, hackte meine Mutter nach und wollte wissen ob ich es auch bin?

Ich nahm all meinen Mut zusammen und antwortete ihr mit einem Ja. Sie fing sofort an zu weinen und fragte mich, seit wann ich es wisse, wie ich mir denn sicher sein könne und so weiter. Kurz darauf hat sie den Raum verlassen und sprach mit meinem Vater. Meine Eltern und ich haben uns noch an diesen Abend zusammengesetzt und ich habe meine Eltern noch nie so viel weinen sehen. Mir war erst nicht klar, dass es einfach ihre Hilflosigkeit war und sie keine Ahnung hatten mit dem Thema Homosexualität umzugehen, da sie bis zu diesem Zeitpunkt Schwule höchstens aus dem Fernsehen kannten.

Sie kamen auf jegliche Klischees zu sprechen, hatten Angst, dass ich mich irgendwann mit HIV anstecke oder wie ich mir mein zukünftiges Leben vorstellen würde. Nachdem ich nochmal in Ruhe mit meinen Eltern gesprochen habe, habe ich Ihnen gesagt, dass es heutzutage kein großes Thema mehr ist, wenn man homosexuell ist. Ich habe Ihnen auch erklärt, dass ich auch meine Zeit gebraucht habe, um zu akzeptieren, dass ich schwul bin.

Heute ist es für meine Eltern kein Problem mehr und sie akzeptieren mich und meinen Freund so, wie wir sind. Ich kann allen, die ihr Coming-out noch vor sich haben, nur empfehlen, in dieser Situation von Euren Eltern nicht zu viel zu erwarten. Sicherlich habt ihr auch eure Zeit gebraucht, um zu Euch selbst zu stehen. Wenn eure Eltern noch nichts vermutet haben, brauchen Sie auch erst mal eine Zeit, um sich daran zu gewöhnen, dass ihr eigenes Kind homosexuell ist.

Zurückblickend verlief mein Coming-Out sehr gut und ich bin sehr stolz auf meine Familie und Freunde. Ich habe so gut wie keine negativen Reaktionen erfahren und werde von allen Freunden so respektiert wie vorher. Es hat sich nichts großartig geändert und meine Eltern lieben mich so wie ich bin.
Coming-out

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