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Geschichten

Geflüchtet

Von DBNA Team

Es hat bei mir alles ganz harmlos angefangen. Es war ein Freitag Nachmittag und ich wollte zu einem Freund und bei ihm schlafen. Das war für meine Eltern nichts Neues. Ich hatte schon oft bei ihm übernachtet, nur waren immer seine Eltern zu hause. Dieses Mal waren seine Eltern übers Wochenende im Urlaub.

Fabian, 15: Nach einigem Überreden habe ich mein Eltern dann dazu bekommen, mich zu ihm zu lassen. Wir beiden haben uns dann ein paar DVDs angeguckt und es uns gut gehen lassen. Irgendwann hat er mir dann gesagt, dass er mir was sagen muss. Er hat angefangen zu stottern und wollte nicht so recht mit der Sprache herausrücken.

Dann hab ich ihm gesagt, dass er mir alles sagen kann, egal was es ist. Seine Antwort war: Ich will nur nicht unsere Freundschaft riskieren. Da war ich erst einmal überrascht und hab überlegt, was es sein könnte. Schließlich hab ich ihm gesagt, dass es schon nicht so schlimm sein kann und er es mir ruhig sagen kann. Da gestand er mir seine Liebe.

Das überraschte mich wirklich, denn eigentlich hat man ihm nie was anmerken können und er hatte auch schon mehrere Freundinnen. Später hat er mir dann erklärt, dass er die nur hatte, damit nicht auffällt, dass er schwul ist. Ich muss gestehen, ich war schon eine ganze Zeit lang in ihn verliebt und so kam es dann, dass wir zusammen gekommen sind.

Das Wochenende war himmlisch. Als ich wieder gehen musste, haben wir überlegt, wie wir das denn weiter führen sollen, ohne dass es auffällt. Ich hab vorgeschlagen, dass wir uns heimlich treffen könnten. Er meinte dazu nur, dass wir an so etwas irgendwann zu Grunde gehen würden und ich wusste, dass er Recht hatte.

Also warteten wir bis seine Eltern nach Hause gekommen sin und haben uns in die Küche gestellt und Händchen gehalten. Sie wussten sofort Bescheid. Wir mussten natürlich viele Fragen beantworten. Die beiden haben das super aufgenommen und hatten überhaupt kein Problem damit.

Dann haben sie gefragt, ob meine Eltern es denn auch schon wüssten. Natürlich wussten sie es nicht und sie hatten keine Ahnung. Ich war Schulsprecher und sehr beliebt bei den Mädchen, und ich war Model. So etwas würde für meine Eltern überhaupt nicht zusammen passen. Die Eltern meines Freundes haben sich dann angeboten, mit ihnen zu reden. Mein Freund und ich waren uns aber einig, dass wir das schon selbst machen müssen.

Cedrik, so hieß mein Freund, hat mich nach Hause gebracht. Wir haben dort meinen Eltern gesagt, dass wir mit ihnen reden müssen. Ich habe mich nicht getraut das zu sagen. Cedrik hat es für mich gemacht. Die beiden waren total schockiert. Sie haben das erst für einen schlechten Scherz gehalten. Ich war kurz davor, in Tränen auszubrechen. Dann hat min Vater gesagt: Das ist zu viel für mich. und ist ins Auto eingestiegen und weggefahren.

Da war es zu spät für mich und ich hab angefangen zu weinen. Mein Freund hat mich ganz liebevoll in den Arm genommen und gesagt, dass alles wieder gut wird. Das hat meine Mutter so gerührt, dass sie mit geweint hat und von da an hat sie es akzeptiert. Mein Vater ist zwei Tage später zurückgekommen und hat nichts mehr davon gesagt. Manchmal glaube ich, dass ein Ausdruck von Bedauern in seinen Zügen liegt, wenn er mich anschaut und er glaubt, ich merke das nicht.

Ich habe ihn nur einmal mit meiner Mutter darüber reden hören. Er sagte, ich solle zum Arzt gehen und mich heilen lassen. Da ist meine Mutter ausgerastet und hat klargestellt, dass er entweder akzeptiert, dass sein Sohn schwul ist, oder sie trennt sich von ihm. Seitdem hat er nichts mehr davon gesagt.

In meiner Schule lief das wesentlich besser. Alle haben es offen hingenommen. Vielleicht lag es dran, dass es ein Gymnasium ist. Meine Freundinnen haben sich richtig gefreut. Die meinten: Wir wollten schon immer mal einen schwulen Freund haben, mit dem man shoppen und reden kann und der einen berät. Die Jungen waren zwar nicht ganz so euphorisch, haben es aber gelassen hingenommen. Ab und zu haut mir mal einer auf den Hintern, aber sonst ist es super.

Kurz darauf haben sich noch mehr Jungen geoutet. Irgendwann bin ich weg gezogen und musst mich von meinem Freund verabschieden. Sogar mein Vater konnte die Tränen nicht ganz zurück halten. Jetzt denkt bloß nicht, dass ich nur weine. Aber das war einer meiner emotionalsten Augenblicke im Leben.

Ich kann euch nur einen Tipp geben: Zögert euer Coming-out nicht zu sehr hinaus, denn es wird nie den richtigen Augenblick geben. Aber wenn ihr es hinter euch habt, fühlt ihr euch um einiges leichter. Gebt euren Eltern Zeit, um das zu verdauen, was ihr gesagt habt. Das Wichtigste ist: Beantwortet ihre Fragen. Dann nehmt ihr so ein bisschen das Unbekannte davon weg. Ich wünsche euch viel Glück!

Coming-out

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