Eine heimliche Sache
Schon oft habe ich mich gefragt: ÂAlex, wenn du dich jetzt outen wĂŒrdest, Du wĂŒrdest es ganz anders machen, oder? Und eigentlich war es am Ende immer dieselbe Antwort: ÂNatĂŒrlich!Â
Zuvor aber kurz zu meiner Person: Ich bin 15 Jahre alt, heiĂe Alexander und engagiere mich seit diesem Jahr in einer Partei, um die Gleichstellung von Homosexuellen mit voranzubringen.
Mein Coming-out war eine sehr heimliche Sache. Ich bin normalerweise sehr direkt und ehrlich, aber bei diesem Thema habe ich doch lieber ein kleines Geheimnis draus gemacht.
Ich habe es zuerst meinen besten Freunden gesagt. Die haben auch still gehalten. Dann habe Ich es meinem Schwarm erzÀhlt und wie es sich unter diesen Proleten gehört, wird erst mal jede Neuigkeit herumposaunt. Was mir damals noch nicht klar war, war, dass man sich auf einen Freund nicht verlassen kann.
Nachdem es sich unter der weiblichen Bevölkerung in der Schule rumgesprochen hat, ging es wahrscheinlich auch durch den Rest der Schule. Und alte Schulkameraden aus anderen Schulen, an denen ich frĂŒher war, wussten es auch schon. Also, Ich kam mir vor wie auf dem Dorf, wo sich alles herumspricht, ohne ein Wort gesagt zu haben.
Nachdem, es nun alle wussten und ich von vielen Seiten Lob und UnterstĂŒtzung erfahren habe, fehlte wer noch? Na klar, die Proleten. FĂŒr die war Schwulsein das schlimmste Elend auf der Welt, die hatten richtig Angst vor mir, nĂ€mlich dass ich sie anstecke. Widerlich! Aber, da braucht man schon ein dickes Fell und eine Menge SprĂŒche, um diesen Hohlköpfen richtig Angst zu machen, von wegen Schwulsein ist ĂŒber die Luft ĂŒbertragbar!, man glaubt es nicht aber, in einer 9.Klasse gibt es tatsĂ€chlich SchĂŒler, die das glauben...
Aber wieder zurĂŒck zum Thema: Nachdem ich auch einige Hater hatte, musste ich es meiner Familie erzĂ€hlen. Und Ihr werdet mich sicherlich verstehen: Es war das Schlimmste fĂŒr mich. Ich wollte es meiner Mutter eigentlich erst einen Tag spĂ€ter sagen, aber die Situation passte: Denn meine Schwester und ihre Freundin waren im Bad, was ich natĂŒrlich wieder nicht wusste und intelligenter weise ins Bad wollte. Da kam meine Mutter und meinte: Alex, da geht man nicht rein, da sind deine Schwester und eine Ihrer Freundinnen drinnen. Man geht doch nicht zu MĂ€dchen, Alex. Und da sagte ich (mit einem super schlechten Gewissen): Mama, ich steh gar nicht auf MĂ€dchen... nur auf MĂ€nner.
Nachdem ich ihr verklickert hatte, dass man auch Schwulsein kann, ohne jemals schwulen Sex gehabt zu haben, sah ich sie an und wusste, dass sie mir das nicht geglaubt hat. Dennoch sprach es sich dann in der Familie rum und ich wurde angesprochen und gefragt. Heute denke ich, dass sie es mir nicht glauben, es aber wissen.
Wie wohl ein GroĂteil wĂŒrde ich jetzt fragen: Warum habe ich Angst gehabt? Zwar ist HomosexualitĂ€t noch nicht komplett akzeptiert, aber die Menschen sind schon viel toleranter als ich es von Ă€lteren Homosexuellen gehört habe. Traut euch! Outet euch! Lebt euer Leben!
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