Geschichten

Die Koffer vor der TĂŒr

Von DBNA Team

Im Alter von 13 Jahren bemerkte ich, dass ich anders bin, als die ganzen anderen Jungen, die ich kenne. Denn im Gegensatz zu ihnen, interessierte ich mich gar nicht fĂŒr MĂ€dchen. Das war natĂŒrlich sehr kompliziert, da alle nur noch ĂŒber BrĂŒste reden wollten und erste Erfahrungen mit dem anderen Geschlecht sammelten.

Marcel, 15: Ich war zu dieser Zeit schon der MĂ€dchenschwarm, und konnte mich vor Angeboten kaum retten, weshalb es den anderen Jungen langsam komisch vorkam, dass ich, der MĂ€dchenschwarm, mit keinem dieser MĂ€dchen zusammen sein wollte.

Aber ich hatte Interessen. Ich interessierte mich sehr stark fĂŒr mein eigenes Geschlecht. Ich fand die Vorstellung sehr erregend, mich mit einem Jungen zu befriedigen. Bei diesen Gedanken bin ich natĂŒrlich schnell auch neugierig geworden und wollte alles ausprobieren, weswegen ich schon mit 13 Jahren mein erstes Mal erleben durfte. Es war wirklich schön. Ich habe es genossen, und danach konnte ich sagen: Marcel, du bist Schwul.

Mir selbst konnte ich es ganz offen sagen, doch vor anderen, nein, niemals! Doch leider verliebte ich mich auch ganz schnell in einen 16-jÀhrigen Jungen, welcher auch bei mir in der Stadt wohnte. Er war bisexuell, weswegen ich dachte, dass ich vielleicht eine Chance haben könnte.

Zu der Zeit wollte ich mich nicht vor allen outen, da ich Angst hatte vor deren Reaktionen. Ich baute Kontakt zu dem 16-JĂ€hrigen auf, der mich nach kurzer Zeit sehr gern hatte, doch das schien alles nur gespielt zu sein. Denn eines Tages, kam ich in die Schule, und alle wussten von meinem anders sein. Er hatte es ihnen erzĂ€hlt. Zu dieser Zeit war ich dann 14 Jahre alt. Da ich in einer Kleinstadt wohnte, machte es natĂŒrlich schnell die Runde, was dazu fĂŒhrte, dass ich vom MĂ€dchenschwarm zum Opfer wurde.

Mit dieser neuen Rolle kam ich nicht klar. Meine Mutter wusste von dem allem komischerweise noch gar nichts. Eines Tages jedoch merkte sie, dass ich mich irgendwie anders verhalte, und gar nichts mehr mit Klassenkameraden unternahm und sprach mich recht schnell darauf an. Sie merkte, dass ich ihr etwas verheimlichte, was ihr gar nicht gefiel. Aus diesem Grund drohte sie mir mit allen möglich Strafen, welche bei ihr immer besonders hart waren, da sie schon immer ein Problem mit mir hatte.

Sie zog das mit den Bestrafungen durch, bis ich dann so fertig war, dass ich es mir einfach raus gerutscht ist. Sie schaute geschockt und redete mehrere Tage nicht mit mir. Am fĂŒnften Tag jedoch kam ich aus der Schule nach Hause. Vor meiner TĂŒr standen Koffer mit meinen nötigsten Sachen und einem Zettel: Marcel, ich kann nicht glauben, dass du wirklich schwul bist. Mit so etwas hĂ€tte ich niemals gerechnet, es tut mir Leid, aber so einen Sohn kann ich nicht gebrauchen. Gehe bitte zu deiner Tante, sie wird dich erst einmal aufnehmen und das Jugendamt wird weiter schauen.

Das war das letzte Mal, dass ich was von meiner Mutter gehört hatte. Sie hatte ihren 14-jÀhrigen Sohn raus geschmissen, nur weil er schwul ist. Schon krank, oder?

Heute lebe ich seit einem Jahr in einer Wohngruppe. Hier versteht man mich, weil viele auch dieselben Probleme haben.

Als ich hier neu ankam, machte ich auch gar kein Versteckspiel mehr, in meiner Klasse sagte ich von Anfang an, dass ich schwul bin. Und sie nahmen es alle sehr gut auf, vielleicht lag es daran, dass das keine Kleinstadt war, sondern eine Großstadt.

Naja, ich weiß es nicht genau, ich weiß nur, dass ich jetzt total glĂŒcklich bin, Ich bin 15 Jahre alt, habe mir ein neues Leben aufgebaut ohne Versteckspiel und habe einen Freund. Besser kann es doch nicht sein... Oder doch?
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