Geschichten

Die Gegenfrage

Von DBNA Team

Ich stand irgendwie schon immer mehr auf Jungs als auf MĂ€dels, doch wollte ich dies nie wirklich wahr haben. In der Ausbildung lernte ich dann einen schwulen Kollegen kennen, welcher mich auch des Öfteren mal mit in die Szene nahm. Dadurch wurde mir immer bewusster, dass mein Interesse an MĂ€dels mehr und mehr ab- und das fĂŒr Jungs zunahm.

Christian, 21: Nichts desto trotz habe ich eine Beziehung mit einem MĂ€dchen angefangen und mit ihr auch meine ersten Erfahrungen gesammelt. Unsere Beziehung ging ĂŒber ein Jahr und ich war soweit auch ganz glĂŒcklich mit ihr, bis ich ĂŒber eine Gaycommunity immer mehr Schwule kennenlernte und mit diesen auch gechattet habe. Je stĂ€rker ich mich mit Jungs beschĂ€ftigte, desto geringer wurden meine GefĂŒhle und meine Liebe zu meiner Freundin, was mich schließlich dazu bewegte ihr dies, nach einer schlaflosen Nacht, mitzuteilen und die Beziehung zu beenden.

Ich bin dann noch am gleichen Abend nach Hause gefahren und habe zu meinen Eltern gesagt, dass ich etwas mit ihnen besprechen muss. Als ich meiner Mutter sagte, dass sie sich lieber setzten sollte, fragte sie mich, was denn los, und ob es denn so schlimm sei. Ich stand kurz vor den TrÀnen, als ich ihnen mitgeteilt habe, dass ich die Beziehung zu meiner Freundin beendet hatte.

Trotz des Schocks meiner Eltern musste auch noch der Rest aus mir raus, also sagte ich ihnen, dass es einen bestimmten Grund fĂŒr unsere Trennung gebe und es mir sehr schwer falle, ihnen das zu sagen. Ich wusste gar nicht, wie ich es am besten formulieren sollte, da meinte mein Vater, er wisse schon, um was es geht. Ich fragte dann, was er denn denke, worauf er dann mit der Gegenfrage Bist du andersrum? antwortete.

Als ich das bejahte, herrschte erst einmal Stille im Raum, meine Mutter fragte dann, wie mein Vater denn darauf komme und wie sicher das denn sei. Mein Vater war der Ansicht, dass ich mich noch nie so fĂŒr MĂ€dchen interessiert habe und, dass er damals froh war, als ich endlich eine Freundin hatte. Auf die wiederholte Frage, wie sicher das denn sei, meinte ich Sehr, worauf meine Eltern und ich in TrĂ€nen ausbrachen.

Wir haben dann ĂŒber das Thema Schwulsein geredet und ich hab meine Eltern auch ĂŒber Ihre grĂ¶ĂŸten Sorgen feminines Benehmen und HIV/AIDS aufgeklĂ€rt. Als dann Äußerungen darĂŒber folgten, dass ich mich ja nicht mit Strichern einlassen und keinen Sex mit fremden MĂ€nnern haben sollte, war ich erst einmal sehr enttĂ€uscht ĂŒber ihre Denkweise ĂŒber mich und bin in mein Zimmer gerannt.

Daraufhin kam dann meine Mutter zu mir und meinte, dass sie ihre Aussagen nicht so gemeint habe, dies sei ihnen nur so rausgerutscht, weil sie einfach im ersten Moment ziemlich geschockt seien. Es folgte dann ein weiteres GesprÀch mit meiner Mutter, worin dann auch alle restlichen Ungereimtheiten beseitigt wurden. Zu guter Letzt meinten sie dann nur noch, dass sie sich wegen meiner sexuellen IdentitÀt auf keinen Fall mit mir streiten wollen, aber erst einmal Zeit brauchen, und dass ich vorerst nicht gleich einen Freund mit nach Hause bringen solle.

Das Coming-out bei meinen Freunden war durch die Trennung von meiner Freundin dann auch kein weiteres Hindernis mehr. Es hat sich auch sehr schnell rumgesprochen. In meinem Freundeskreis haben es auch alle sehr gut aufgenommen und keiner hat ein Problem damit. Im Nachhinein bin ich positiv ĂŒberrascht, dass meine Eltern es so gut aufgenommen haben und fĂŒhle mich auch sehr erleichtert dabei. Ich muss mich jetzt auch bei meinen Freunden nicht mehr verstecken und höre von allen auch immer öfter, dass ich in letzter Zeit viel besser gelaunt bin.

Ich habe durch mein Coming-out viel mehr Lebensfreude, was vielleicht auch mit meinem jetzigen Freund zusammenhĂ€ngt. In diesem Sinne kann ich nur allen empfehlen: Lasst es raus, versteckt euch nicht, auch wenn ihr wie ich große Angst davor habt.
Coming-out

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