Angst vor den Eltern
Mit 14 hab ich gemerkt, dass ich auf MĂ€nner stehe. Aber ich war mir nicht ganz sicher, ob ich auch wirklich schwul war. Ich hab mich zum ersten Mal in einem Mann verliebt. Das war im Jahr 2004, so im Mai. Ich kann ja auch sagen, in wen ich mich verliebt habe: Superstar Alexander Klaws! Da wurde er Erster.
Bei mir ist es nicht einfach, bei meinen Eltern zu outen, weil ich Moslem bin. Daher wĂŒrden sie mich nicht akzeptieren, weil sie ĂŒber die HomosexualitĂ€t zu wenig wissen, mit ihrem Denken nicht in der Jetztzeit angekommen und auch nicht darĂŒber aufgeklĂ€rt sind. Das gilt vor allem fĂŒr meine Mutter. Die lebt noch nicht so lange wie mein Vater in Deutschland. Ich glaube, ihr habt verstanden was ich meine. Ich bin hier geboren. In Deutschland gilt die HomosexualitĂ€t als normal, aber in der TĂŒrkei nicht, wo meine Eltern herstammen.
Wie ich ja schon erwĂ€hnt habe, bin ich Moslem und da geht man mit der Sache etwas strenger um. Ich bin zwar nicht strengglĂ€ubig, aber ich wĂŒrde es trotzdem meinem Eltern noch nicht sagen, dass ich schwul bin. Ich will sie ja nicht enttĂ€uschen. Ich bin auch so glĂŒcklich. Wenn ich es sagen wĂŒrde, dann wĂ€re die Welt fĂŒr mich zerstört.
Mein Vater hat mich schon mal gefragt, ob ich schwul sei. Ich habe aber Nein gesagt, weil ich einfach nur Angst hatte, dass sie mit mir was machen könnten, vielleicht umbringen oder mich in die TĂŒrkei abschieben, aber ich glaube es nicht. Die wĂŒrden mich vielleicht in die Therapie bringen oder so, worauf ich echt auf gar keine Lust habe. Wenn mich aber mein Vater das nĂ€chste Mal wieder fragen sollte, ob ich schwul bin, dann sag ich aber die Wahrheit! Ich lebe ĂŒbrigens bei meiner Familie und habe noch keine eigene Wohnung, weil ich noch zur Schule gehe, ich wĂŒrde aber gern eine haben.
Inzwischen hab ich mich bei meinem Bruder geoutet. Und das war nicht lange her, erst seit einer Woche oder so. Ich hab aber zuerst gefragt, ob er was gegen Schwule habe. Er hat das verneint. Dann bin ich zu ihm gegangen und habe die Wahrheit gesagt. Er war etwas erstaunt, aber er hatte nichts dagegen, ihm war es egal.
Meine Freunde wissen auch schon ĂŒber mich Bescheid, sogar meine ganze Klasse. Die haben es in letzter Zeit im Internet erfahren, wo ein Junge mir mal ein Liebesgedicht ins GĂ€stebuch geschrieben hatte. Sie wollten alles ĂŒber mich wissen, wie das so gekommen ist und wie ich es gemerkt habe. Ich habe aber nicht viel dazu erzĂ€hlt, weil es sie nichts angeht. Das ist mein Leben und ich stehe auch dazu. Die mĂŒssen ja auch nichts alles wissen.
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