Estland: Gleichgeschlechtliche Ehen sind jetzt offiziell legal

Es ist ein historischer Tag für Estland und ein großer Schritt für die Gleichberechtigung in Europa.

Bereits seit 2016 können LGBTQ+-Personen in Estland eine zivile Partnerschaft eingehen. Aber im Juni 2023 hat das Land einen Meilenstein erreicht, indem es als erste ehemalige Sowjetrepublik die Ehe für gleichgeschlechtliche Paare legalisiert hat.

Nun ist das Gesetz am 1. Januar 2024 offiziell in Kraft getreten und gleichgeschlechtliche Paare können ihre Anträge auf Eheschließung online einreichen. Die ersten Anträge werden voraussichtlich Anfang Februar bearbeitet und beglaubigt.

Im Juni 2023 hatte das estnische Parlament hat ein Gesetz verabschiedet, das die gleichgeschlechtliche Ehe legalisiert.

Die Abstimmung endete mit 55 Ja-Stimmen bei insgesamt 101 Sitzen im Parlament.

Premierministerin Kaja Kallas hob die Bedeutung dieser Entscheidung hervor. Trotz der Herausforderungen sei es wichtig, Liebe und Ehe zu fördern. Die Entscheidung sei ein Zeichen des Fortschritts, der in den letzten 30 Jahren seit der Befreiung von der sowjetischen Besatzung erreicht worden sei.

Estland positioniert sich damit als gleichwertiges Mitglied in der Gemeinschaft der Länder, die sich für Gleichberechtigung einsetzen.

Rückhalt in der Bevölkerung

Die Entscheidung des Parlaments spiegelt auch die Stimmung in der Bevölkerung wider. Eine Meinungsumfrage aus dem Jahr 2023 ergab, dass 53 Prozent der Esten die gleichgeschlechtliche Ehe befürworten. Vor zehn Jahren waren es noch 34 Prozent.

Darüber hinaus unterstützen rund 75 Prozent der Bevölkerung Antidiskriminierungsgesetze zum Schutz von LGBTQ+-Personen, und mehr als sieben von zehn (71 Prozent) befürworten zivile Partnerschaften.

Weitreichende Änderungen im Familienrecht

Die Legalisierung der gleichgeschlechtlichen Ehe bringt umfangreiche Änderungen mit sich. Insgesamt werden 85 Änderungen im Familienrecht und anderen Gesetzen vorgenommen. Der Begriff "Mann und Frau" wird durch "zwei natürliche Personen" ersetzt.

Darüber hinaus bleibt die Möglichkeit der eingetragenen Partnerschaft bestehen, die den Partnern Unterstützung und Vorteile bietet. Paare, die in einer solchen Partnerschaft leben, können diese nun auf Wunsch in eine Ehe umwandeln.

Ein Wandel in der Gesellschaft

Lauri Hussar, Präsident des estnischen Parlaments, betonte, dass die gleichgeschlechtliche Ehe heute nicht mehr so umstritten sei wie noch vor sechs oder sieben Jahren. Seiner Meinung nach hat sich die Stimmung aufgrund der Ereignisse in der Ukraine und der daraus resultierenden Probleme geändert.

Diese Ereignisse haben die estnische Gesellschaft dazu gebracht, sich auf die Wurzeln der liberalen Demokratie zu besinnen und darüber nachzudenken, was ihr als Gesellschaft wirklich wichtig ist.

Mit der Legalisierung der gleichgeschlechtlichen Ehe hat Estland einen wichtigen Schritt hin zu einer offeneren und integrativeren Gesellschaft getan. Es ist ein Sieg für die Liebe.