"Saltburn": Die bizarren Sexszenen erklärt

Saltburn, ein Psychothriller irgendwo zwischen "Brideshead Revisited" und "Der talentierte Mr. Ripley", ist der mit Spannung erwartete Nachfolger des umstrittenen Rachefilms "Promising Young Woman" von Autorin und Regisseurin Emerald Fennell.

Barry Keoghan spielt Oliver, einen Jungen aus der Arbeiterklasse, der mit einem Stipendium in Oxford studieren darf, sich aber von seinen wohlhabenderen und privilegierteren Mitschülern isoliert - bis er den charismatischen Felix Catton, gespielt von Jacob Elordi, kennenlernt.

Die beiden jungen Männer freunden sich an, und Felix lädt Oliver ein, mit ihm auf dem riesigen und opulenten Landsitz seiner Familie zu leben, der dem Film seinen Titel gibt.

Dort taucht Oliver in das Leben von Felix' Mutter Elspeth (Rosamund Pike), Vater James (Richard E. Grant), Schwester Venetia (Alison Oliver) und Cousin Farleigh (Archie Madekwe) ein.

Während Olivers Verliebtheit in Felix und ihre Sehnsucht nach dem dekadenten Leben der Cattons wachsen, werden ihre Interaktionen mit den einzelnen Familienmitgliedern immer spannender und führen zu einigen der denkwürdigsten Momente in Saltburn.

Es folgen Spoiler zu wichtigen Details der Handlung.

Wie stark Olivers Besessenheit von Felix ist, wird deutlich, als er in ein Schlafzimmer mit angrenzendem Bad zieht und Felix dabei beobachtet, wie er in der Badewanne masturbiert.

Nachdem Felix zu Bett gegangen ist, klettert Oliver in die Wanne und beginnt, die Reste des Spermas und des Badewassers, die im Abfluss kreisen, aufzusaugen - ein Moment, der die Hälfte der Zuschauer zusammenzucken und die andere Hälfte in peinliches Gelächter ausbrechen lässt.

"Ich dachte: 'Gott sei Dank, das ist meins'", scherzte Elordi kürzlich in einem Interview mit Variety. "Ich war sehr stolz. Ich war sehr stolz, dass Barry Keoghan ihn so verschlungen hat."

Die homoerotischen Untertöne in Saltburn sind so ausgeprägt, dass sie eher wie ein Instagram-Filter wirken, durch den man den ganzen Film betrachtet. Oliver flirtet nicht nur mit Elspeth, sondern hat auch eine denkwürdige Begegnung mit Felix' problembeladener Schwester Venetia.

Die jüngere Catton hat es sofort auf Oliver abgesehen, und er verliert keine Zeit, sie unter seine Kontrolle zu bringen, indem er ihr nachts in den Garten folgt und Cunnilingus praktiziert.

Als Venetia protestiert, es sei nicht die "richtige Zeit im Monat", erklärt sich Oliver zum "Vampir" und bespritzt beide mit ihrem Menstruationsblut.

Ob Oliver sein Verlangen nach Felix unterdrückt, indem er seine Schwester verführt, oder ob er nur versucht, sich bei den Cattons einzuschmeicheln, bleibt zu diesem Zeitpunkt unklar.

Ein klarerer Moment kommt später im Film, als Oliver sich in Farleighs Zimmer schleicht, während dieser schläft. Die Feindseligkeit zwischen den beiden Mitläufern gipfelt darin, dass Oliver Farleigh zum Orgasmus bringt und ihm befiehlt, sich von nun an zu "benehmen".

"Es war ein echter Aha-Moment, eine Szene mit einem Schauspieler zu haben, den ich so lange respektiert habe", sagt Madekwe. "Er hat diese Intensität. Er hat diese Augen, die Emerald 'Haifischaugen' nennt. Man weiß einfach nicht, was er denkt.

Für die Regisseurin Emerald Fennell war die Aufnahme und der Austausch von Körperflüssigkeiten im Drehbuch - von Spucke über Sperma bis hin zu Blut - direkt von der Pandemie und den Einschränkungen von Intimität und Begehren während der Isolation beeinflusst.

"Es gibt eine direkte Verbindung zwischen den Flüssigkeiten, die in diesem Film vorkommen, und der Tatsache, dass wir fast zwei Jahre lang nicht einmal dieselbe Luft atmen durften, dass wir unsere Körper nicht berühren durften", sagte sie in einem Interview.

Aber all diese spannungsgeladenen erotischen Begegnungen verblassen im Vergleich zu einer klimatischen Sequenz am Ende des Films.

Nachdem Felix die vielen verdrehten Lügen seines neuen Freundes aufgedeckt und die Freundschaft auf Olivers Geburtstagsparty beendet hat, wird seine Leiche am nächsten Tag inmitten des Heckenlabyrinths gefunden.

Verzweifelt über den Verlust seines Idols nimmt Oliver an der Beerdigung teil und bleibt am Grab stehen, als der Rest der Familie nach Hause zurückkehrt.

In einer langen Einstellung liegt Oliver im Regen auf Felix' Grab und weint, bis er sich schließlich auszieht und Sex mit der Erde hat.

Es ist die Szene, über die in Saltburn am meisten gesprochen wird, weil sie sowohl ergreifend als auch düster-komisch ist, aber für den Hauptdarsteller und den Regisseur war es der logische Abschluss der Geschichte, die sie erzählten.

"Die Grabstätte war eine Art Kollaboration zwischen Emerald und mir", sagt Keoghan.

"An dem Tag dachte ich: 'Kann ich etwas ausprobieren? Ich wollte sehen, was die nächste Stufe der Besessenheit ist. Also bat ich um ein geschlossenes Set. Ich wollte sehen, wohin das führt. Es hätte völlig schief gehen können, aber ich glaube, es hat die Geschichte vorangebracht.

Fennell glaubt, dass die Szene Oliver - der die meiste Zeit auf der Leinwand so distanziert und trügerisch ist - in seiner menschlichsten Form zeigt.

"Wenn man von Kummer, Schrecken, Liebe und Traurigkeit überwältigt wird, tun Menschen verrückte Dinge", sagt sie. "Und darum geht es in diesem Film."

"Saltburn" ist als Stream auf Amazon Prime verfügbar.

Hier sind fünf Fakten über Saltburn, die du noch nicht wusstest

• 1. Olivers letzter Nackttanz brauchte 11 Takes.
• 2. Die Grabszene war komplett improvisiert.
• 3. Farleighs Haare wurden von Corbin Blue aus High School Musical inspiriert.
• 4. Timothée Chalamet wurde für die Rolle des Oliver in Betracht gezogen.
• 5. Felix Cattons Kostüme wurden von Prinz Harrys Garderobe inspiriert.