Menü
Du willst neue Leute kennelernen? DBNA App downloaden!
Serien & Filme

Interview: Warum Cruising ein Tabu ist

Interview: Warum Cruising ein Tabu ist

Pierre Jarawan

Sven Hensel führte die Regie beim Kurzfilm "CRUISING". Es ist seine erste Regiearbeit. Im Interview erzählt der Bochumer, warum Cruising ein Tabu ist, warum er verschiedene Männerbilder zeigt und was das alles mit Safer Sex zu tun hat.

Wie seid ihr auf die Idee des Filmes gekommen? Cruising ist ja durchaus ein ungewöhnliches Thema.

Cruising gehört für viele queere Männer, und auch Männer, die sich nicht als queer sehen, zum ausleben der eigenen Sexualität dazu - auch wenn selten öffentlich darüber gesprochen wird. Bei uns im Film sagt Stani ja auch nie, wo er Johannes kennen gelernt hat, nur dass er ihn kennen gelernt hat.

Dennoch ist es für mich wichtig, die Geschichten zu erzählen, die Leuten passieren, und nicht unnötig zu beschönigen. Man trifft einfach sehr unwahrscheinlich seinen Traumpartner in der nostalgischen Bibliothek unten an der Kreuzung, weil nicht jede*r in einer Großstadt lebt und nicht alle zu offenem, queeren Leben Zugang haben, ohne Diskriminierung fürchten zu müssen. Und da setzt unser Film an: Was passiert denn abseits von den Großstädten? Auf den Rastplätzen, an den Wäldern, da, wo es halt geht? Es war auch von Vorteil, dass wir am Drehort viel Wald und abgelegene Ecken hatten, oder zumindest welche, die wir als solche inszenieren konnten.

Welche Botschaft wünschst du dir, dass sie bei den Zuschauern hängen bleibt?

Konsens ist unabdingbar; Intimität ist schwierig, aber lohnt sich; und alle machen ihre eigenen Erfahrungen im eigenen Tempo. Das hindert uns aber nicht daran, einander zu helfen, wenn man einen Schritt zurück geht und Verständnis zeigt.

Was am Set war am schwierigsten?

Das schwierigste am Set war, die Ideen, die aufkamen, in eine umsetzbare Form zu bekommen. Man durfte nicht mehr abbeißen als man kauen konnte. Es gab mehr Schauspieler als Rollen zu vergeben, das heißt aus der Not heraus haben wir eine meiner Lieblingsrollen erschaffen. Die schönste Erfahrung beim Filmdreh war es, die ganzen, verschiedenen Darstellungen von Männlichkeit vor und hinter der Kamera zu sehen, wie sie bei uns alle mir nichts, dir nichts akzeptiert wurden. Diese Atmosphäre hat beim kreativen Arbeiten sehr viel Freiraum gegeben.

Im Film geht es um Safer Sex - aber es wird nicht mit päd. Zeigefinger drauf gezeigt. Warum dieser indirekte Ansatz? 

Ich finde, es liegt nicht viel Kunst in "Oh, wir wollen einen Film über Safer Sex drehen, lass uns mal nur über Kondome reden". Life imitates Art, und wenn die Selbstverständlichkeit von Safer Sex vorgelebt wird, finde ich, begünstigt das für Zuschauer*innen eher eine Auseinandersetzung mit ihrem Safer Sex-Verhalten als wenn man es ins Auge drückt - ob das jetzt PrEP, Kondome oder andere Ansätze sind.

Hier könnt ihr den Kurzfilm "CRUISING" sehen!

Tags: Interview

Mehr für dich