Marc aus Wittlich

Zu Beginn der kalten Jahreszeit erzÀhlt euch Marc von seinem kleinen Geheimnis vor seinem Zwillingsbruder und dem Traum, die Modewelt zu erobern. Unser dbna'ler im Monat November.
Marc: Das VerhĂ€ltnis zu meinem Bruder war schon immer relativ gut, nur kamen mit der PubertĂ€t und seinen neuen Freunden oftmals Zweifel in mir auf, ob er mich auch wirklich akzeptieren wĂŒrde, wenn er wĂŒsste, dass ich homosexuell bin.
Diese Zweifel haben sich mit fortschreitender PubertĂ€t gefestigt, was mein Vertrauen zu ihm stark einschrĂ€nkte, bis es fast nicht mehr vorhanden war und ich ihm nichts mehr erzĂ€hlt habe, aus Angst, dass er irgendetwas zu persönliches ĂŒber mich herausfindet.
Als ich dann aber anfing meine SexualitÀt wirklich als Teil von meinem Charakter zu akzeptieren, fiel mir der Umgang mit meinem Bruder wieder leichter und die Stimmung zwischen uns wurde um einiges besser.
Bis heute habe ich jeder Person die mich gefragt hat offen gesagt, dass ich homosexuell bin, bis auf ihm, was ich aber demnÀchst Àndern möchte.
Seine Freunde wissen es bereits und somit ist die Chance groĂ, dass er es schon weiĂ.
Im GroĂen und Ganzen ist unser VerhĂ€ltnis gut, nur fehlt mir momentan noch das Vertrauen und der Mut es ihm zu sagen.

Marc: Das GefĂŒhl, dass ich Jungs/MĂ€nner anziehender finde als MĂ€dels/Frauen, war schon sehr frĂŒh da. Schon in der Grundschule habe ich ein bisschen gemerkt, dass ich etwas anders bin als die anderen Jungs. Viele haben in der vierten Klasse schon leichte GefĂŒhle fĂŒr MĂ€dchen entwickelt nur ich nicht. Ich kam mir immer etwas vor als, wĂŒrde ich nicht genau verstehen, wie verliebt sein sich anfĂŒhlt. Vielleicht war ich in ein MĂ€dchen verliebt, nur konnte ich das GefĂŒhl nicht genau beschreiben oder erkennen. Vielleicht war aber auch einfach kein MĂ€dchen da, in das ich mich verlieben konnte.
Erst im Alter von 14 Jahren wurde mir so wirklich bewusst womit ich es zu tun hatte. Ich hab vorher auch nie etwas von dem Begriff HomosexualitĂ€t gehört. Umso ĂŒberraschter war ich, als ich prompt die ersten Witze ĂŒber diese Form von SexualitĂ€t und Liebe gehört habe.
Mir wurde nie ganz klar, was daran so schlimm sei, dass man es als Beleidigung verwenden könnte und ist mir bis heute nicht klar geworden.
Auf jeden Fall kam mit der ersten naiven Liebe, bei der ich mich (Ăberraschung!!!) in einen heterosexuellen Klassenkameraden verguckt hatte, auch die Zweifel auf, ob ich, wenn ich zu meiner Liebe fĂŒr MĂ€nner stehe, weiterhin Teil der engen Schulgemeinde sein wĂŒrde.
Daraus habe ich aber nur gelernt nicht zu viel auf die Meinung anderer zu geben, wenn es um meine SexualitÀt geht.

Marc: Mein erstes Outing war sehr untypisch. Im Juni 2013 war das erste Outing, das ich bei meinem Vater hatte. Ich gebe gerne zu, dass es fĂŒr mich sehr emotional war und ich nicht wirklich selbstsicher war. Ich habe auch die eine oder andere TrĂ€ne vergossen.
Das erste was mein Vater sagte, nachdem ich ihm die Neuigkeit ĂŒberbracht hatte: "Und wieso genau weinst du jetzt?"
Er hatte absolutes VerstĂ€ndnis und meinte, dass er will, dass ich glĂŒcklich bin, egal ob mit einem MĂ€dchen oder einem Jungen.
Ein paar Monate vergingen und ich erzĂ€hlte es schlieĂlich im August 2013 auch meiner Mutter. Ihre Reaktion war wie erwartet sehr offen und tolerant. Sie war schon immer eine groĂe UnterstĂŒtzung und hat mich in jeder Situation unterstĂŒtzt.
Im Oktober 2013 habe ich mich dann auch bei einer Gruppe von Freunden geoutet, die alle sehr tolerant und offen waren und mir das GefĂŒhl gaben akzeptiert zu sein.
Ich habe bisher insgesamt noch keine einzige schlechte Reaktion auf mein Outing bekommen, was mir wirklich Hoffnung macht, dass die Gesellschaft im Wandel ist und toleranter gegenĂŒber HomosexualitĂ€t wird.
Wie stellst du dir ein perfektes Date vor?
Marc: Perfekt muss das Date nicht sein. Nur habe ich ein paar Vorstellungen davon, wie das erste richtige Treffen sein sollte.
Auf jeden Fall sollte man sich gut unterhalten können. Das kann in einem Park sein, im Café oder einem Restaurant.
Ich finde auch ĂŒberladene erste Dates, bei denen ein fester Plan gemacht wird, auch eher problematisch, weil man sich eher darauf konzentriert in der Zeit zu bleiben, als einfach die Zeit zusammen zu genieĂen.
Ein ganz einfaches Treffen in der Stadt ist meine Vorstellung von einem guten Date.

Marc: In meiner Freizeit beschÀftige ich mich hauptsÀchlich mit Sport, da einem in der sehr lÀndlichen Eifel oftmals keine anderen Möglichkeiten geboten werden.
Ich mache alle zwei Tage Fitness und spiele hobbymĂ€Ăig Badminton, wobei ich nicht vorhabe ein erfolgreicher Sportler zu werden, dazu fehlt mir jegliches Talent.
AuĂer Sport fĂŒhre ich seit knapp vier Monaten einen Fashion-Blog, in dem ich Inspiration und Motivation finde, da ich mir eine Karriere in der Modebranche, sei es als Designer oder als Model, vorstellen könnte.
Meine ModeaffinitĂ€t ist auch ein wichtiger Teil meines Lebens, wenn auch zum Leidwesen meiner Mutter, die nicht immer erfreut ĂŒber meine SchnĂ€ppchen ist. Das wirkliche Interesse an Designern, Mode und dem ganzen Drumherum kam vor etwa zwei Jahren auf. Ich machte mir Gedanken, warum die Leute um mich herum tragen, was sie nun mal tragen. So kam ich dann auch dazu mich selber zu fragen, was ich ĂŒberhaupt trage und was es ĂŒber mich aussagt.
Musik ist ein wichtiger Bestandteil in meinem Leben, wobei ich eher die Rolle des SÀngers einnehme. Ich singe eigentlich den ganzen Tage und am liebsten mit anderen Leuten zusammen. Ein ernstes Interesse, meinen Gesang auszubauen, besteht nicht. Ich bin AmateursÀnger und ich kenne die Grenzen meines Könnens, deshalb belasse ich es dabei.
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