dbna'ler des Monats

Nate (18) aus Mテシnchen

Von Fabian
Nate (18) aus Mテシnchen
Nate

Der Elftklテ、ssler ist Transmann. Er erzテ、hlt, wie seine Eltern und Freunde darauf reagiert haben und wie es sich anfテシhlt, endlich mit dem richtigen Namen angesprochen zu werden. Trotzdem stテカテ殳 die Akzeptanz an ihre Grenzen, etwa bei einer Lehrerin.

Nate, du bist Transmann. Wann hast du das gemerkt?

So mit zwテカlf, glaube ich. Ich habe mich eher wie die Jungs verhalten und wollte auch sein wie sie. Das habe ich einigen Klassenkameraden erzテ、hlt, die leider angefangen haben, mich zu mobben. Dann habe ich versucht, als Mテ、dchen zu leben. 2015 war ich ein paar Monate in Argentinien, das war mehr oder weniger ein Selbstfindungstrip. Da habe ich mich viel mit mir selbst beschテ、ftigt und mich zum Thema Trans informiert. Vor etwa eineinhalb Jahren habe ich mich geoutet. Seit Ende Oktober bin ich im Alltagstest. Das heiテ殳, ich lebe fテシr ein Jahr als Junge, dann kann ich Hormone bekommen. Erst dann kann auch mein Name und mein Geschlecht im Ausweis geテ、ndert werden.

Wie haben deine Freunde auf das Coming-out als Transmann reagiert?

Die haben alle ganz cool reagiert. Zum Geburtstag haben sie mir dann einen Brustabbinder geschenkt. Das ist eine Art Unterhemd, das die Brust flach macht. Den haben auch meine Eltern bald entdeckt.

Und wie fanden die das?

Am Anfang eher nicht so gut. Meine Mutter hatte sehr groテ歹 Schwierigkeiten, aber mein Vater ist mittlerweile richtig cool, auch wenn er am Anfang wenig Verstテ、ndnis hatte. Ich glaube, dass sie es einerseits einfach nicht verstanden haben. Andererseits konnten sie es sich nicht vorstellen. Meine Mutter hat gesagt, dass ich ein Mテ、dchen bin, immer bleibe und nie ein Junge sein werde.

Wie hat sich das angefテシhlt?

テ彙erhaupt nicht gut. Ich hatte da eine Phase, in der ich mich von allem komplett isoliert habe. Irgendwann hat mein Vater gemerkt, dass es mir wirklich nicht gut ging. Dann hat er mir geholfen, einen Psychologen zu finden.

"Das ist sehr anstrengend", sagte Nate テシber die Bテシrokratie in Deutschland.
"Das ist sehr anstrengend", sagte Nate テシber die Bテシrokratie in Deutschland.
Nate

Wie lテ、uft so ein Gesprテ、ch beim Psychologen ab?

Es gibt im Internet Seiten, die Psychologen auflisten, die sich mit dem Thema auskennen. Dann musste ich viele Fragebテカgen ausfテシllen, die dann analysiert werden. Auテ歹rdem musste ich Fragen zur Sexualitテ、t und zu meiner Persテカnlichkeit beantworten. Danach erhテ、lt man die Diagnose. Jetzt bin ich seit Oktober im Alltagstest und lebe als Junge.

Das heiテ殳, dass dich deine Lehrer als Jungen ansprechen. Wie haben die darauf reagiert?

Die meisten behandeln mich als Jungen, ich gehe auf die Jungstoilette und ziehe mich im Sport mit den Jungs um. Vereinzelt gibt es Lehrer, die Probleme haben. Das sind vor allem diejenigen, die mich schon seit der fテシnften Klasse kennen, und da habe ich auch Verstテ、ndnis fテシr. Aber eine Lehrerin nennt mich bewusst beim falschen Namen.

Sie macht das mit Absicht?

Ja! Irgendwann hat sie gesehen, dass es mir nicht so gut geht. Dann hat sie mich gefragt, ob das an meinem "kleinen Gender-Problem" liegt, was ich bejaht habe. Sie hat mir dann erklテ、rt, dass ich nicht erwarten kann, dass Leute mich als Mann sehen, weil ich eben einen weiblichen Kテカrper habe. Ich empfinde das als heftige Beleidigung und ich habe auch mit Mitschテシlern darテシber geredet. Die sagen, dass es nicht an mir liegt, sondern dass sie immer so ist bei Schテシlern, die sie nicht mag. Ich habe beschlossen, ihr am letzten Schultag ins Gesicht zu sagen, wie scheiテ歹 sie ist.

Beim Sport ziehst du dich mit den anderen Jungs um. Wie finden die das?

Die finden das alle sehr okay. Es gibt wahrscheinlich Leute, die ein Problem damit haben, aber die sagen es nicht. Blテカde Sprテシche oder Kommentare habe ich noch nie gehテカrt.

Seit Oktober bist du im Alltagstest. Wie fテ、llt dein Fazit nach vier Monaten aus?


Es fテシhlt sich sehr, sehr richtig an. Wenn Leute mich als Mテ、dchen bezeichnen und meinen Geburtsnamen benutzen, ist das sehr verletzend. Wenn jemand Nate sagt, dann merke ich: Ja, das bin ich, das ist das Richtige, das ist mein Name. Ich habe das Gefテシhl, dass ich noch einen Schritt weiter bin. Bald wird es wirklich besser, als es im Moment ist.

Stテカテ殳 du im Alltag auf Probleme?

Manchmal, ja. Neulich wollte ich auf eine テカffentliche Toilette in Mテシnchen. Der Toilettenwart wollte mir nicht glauben, dass ich ein Junge bin. Dann habe ich gefragt, ob ich erst meinen Schwanz rausholen muss, um ihm das zu beweisen (lacht). Anfangs hatte ich noch das Gefテシhl, dass ich blテカd angeschaut werde, aber das ist mittlerweile nicht mehr so.

Du hattest frテシher eine feste Freundin, heute einen Freund. Wie definierst du dich?

Ich bin polysexuell. Das heiテ殳, dass ich nicht wie Bisexuelle nur an Frauen oder Mテ、nnern interessiert bin. Anders als Pansexuelle fテシhle ich mich aber nicht zu allen Sexualitテ、ten beziehungsweise geschlechtlichen Identitテ、ten hingezogen. Mit einer Transfrau oder einem sehr femininen Menschen in einem mテ、nnlichen Kテカrper kテカnnte ich mir zum Beispiel nichts vorstellen.

Alltagsprobleme auf einer テカffentlichen Toilette: "Ich habe den Toilettenwart gefragt, ob ich erst meinen Schwanz rausholen muss, um ihm zu beweisen, dass ich ein Junge bin."
Alltagsprobleme auf einer テカffentlichen Toilette: "Ich habe den Toilettenwart gefragt, ob ich erst meinen Schwanz rausholen muss, um ihm zu beweisen, dass ich ein Junge bin."
Nate

Seit Oktober bist du mit deinem Freund zusammen. Er wohnt in Oberhausen. Wie lテ、uft die Fernbeziehung?

Wir schaffen es, uns mindestens alle zwei Wochen fテシr ein Wochenende zu sehen. Ansonsten sehen wir uns in den Ferien, und wir skypen jeden Tag. Deshalb will ich mir auch eine Ausbildung in Oberhausen suchen. Am liebsten als Tierarzthelfer. Bald habe ich auch ein Probearbeiten auf einem Gestテシt als Pferdewirt. Ich will auf jeden Fall etwas mit Tieren machen.

Hattest du denn vor der Beziehung Sorgen, dass er nicht an dir interessiert sein kテカnnte, weil du trans bist?

Ja, ich hatte Angst, er kテカnnte mich deshalb zurテシckweisen. Er definiert sich zwar als pansexuell, war aber davor nur Cis-Jungs zusammen. Aber es war kein Problem zum Glテシck.

Es gibt ja einige Hテシrden, bis du dein Geschlecht offiziell テ、ndern kannst. Empfindest du das als anstrengend?

Ich kann es ein bisschen verstehen, weil es zum Beispiel aus den USA Geschichten gibt von Menschen, die Hormone genommen haben, dann aber festgestellt haben, dass sie doch nicht trans sind. Hat man die aber einmal genommen, verテ、ndert sich der Kテカrper schon. So krass wie es in Deutschland ist, finde ich es aber テシbertrieben. Wenn ich nach dem Alltagstest die Gutachten habe, dauert es einen Monat oder lテ、nger, bis ich einen Gerichtstermin habe, um den Namen zu テ、ndern. Und da wollen die noch einmal einen Trans-Lebenslauf mit Fotos von damals und heute. Das ist sehr anstrengend.

"Ich habe beschlossen, ihr am letzten Schultag ins Gesicht zu sagen, wie scheiテ歹 sie ist", sagt Nate テシber eine Lehrerin, die ihn immer mit dem falschen Namen anspricht.
"Ich habe beschlossen, ihr am letzten Schultag ins Gesicht zu sagen, wie scheiテ歹 sie ist", sagt Nate テシber eine Lehrerin, die ihn immer mit dem falschen Namen anspricht.
Nate

Glaubst du, dass das manche abschreckt?

Wenn man sich nicht sicher ist, kann dieser bテシrokratische Prozess schon abschreckend wirken. Aber wenn man wie ich sicher ist, dass es das einzig Richtige ist, dass man das Gefテシhl hat, in einem Kテカrper zu sein, der einem nicht selbst gehテカrt, dann nimmt man das in Kauf.

Wie kamst du eigentlich auf deinen Namen Nate beziehungsweise Nathaniel?


Ich kannte einen Jungen, der Nathaenael heiテ殳, und dessen Spitzname Nathie war. Das war auch mein Spitzname frテシher und ich wollte es den Leuten einfacher machen. Dann habe ich auテ歹rdem einen Film gesehen, in dem ein Engel namens Nathaniel sich gegen Gott aufgelehnt hat und auf die Erde verbannt wurde. Ich finde Engelsmythologie total interessant, und da dachte ich, der Name ist schテカn und passt.

Erlebst du denn auf dbna oder anderswo Transphobie?

Auf Twitter, wo ich sehr aktiv bin, oder auf YouTube bekomme ich manchmal blテカde Kommentare. Meist stammen die von konservativen, heterosexuellen Cis-Mテ、nnern. Auf dbna aber テシberhaupt nicht. Da habe ich nur positive Erfahrungen gemacht.

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