dbnaâler des Monats: Tim (23) aus Hannover

Tim/dbna
Tim ist seit viereinhalb Jahren mit seinem Freund zusammen. Beide hatten vorher keine anderen Erfahrungen, doch eine offene Beziehung kommt fĂŒr sie nicht in Frage. Kennengelernt haben sie sich auf dbna.
Tim, du bist seit viereinhalb Jahren mit deinem Freund Timo zusammen. Ihr kennt euch ĂŒber dbna.
Ja, wir haben uns ungefĂ€hr zur gleichen Zeit angemeldet. Wir haben uns Stamps gegeben und dann miteinander geschrieben. Wir haben recht schnell gemerkt, dass das mit dem Schreiben ganz gut funktioniert. Auf einmal war Timo aber Platz 1 auf dem Laufsteg und ich dachte, er bemerkt meine Nachrichten bei so vielen Herzen und Mitteilungen gar nicht mehr. Hat er aber doch â und wir haben weitergeschrieben.
Zum GlĂŒck! Wie war euer erstes Date?
In den Osterferien hatte ich sturmfrei, weil meine Familie im Urlaub war. Er kam dann zu mir nach Hannover. Das war aufregend, weil es so spontan war, und er damals auch noch nie alleine so weit weg vom Dorf gewesen war. Er war ja erst 16. Mit dem Bus und Zug hat er fast drei Stunden zu mir gebraucht. Er hat seinen Eltern erzĂ€hlt, er wĂŒrde bei einem guten Freund ĂŒbernachten. Im Nachhinein war das natĂŒrlich auch irgendwie gefĂ€hrlich, ich hĂ€tte ja sonst wer sein können. Wir haben uns getroffen, ich habe ihm Hannover gezeigt, wir haben uns viel erzĂ€hlt, und er ist bis zum nĂ€chsten Tag gebliebenâŠ

Tim/dbna
Wie ging es dann weiter?
Wir waren beide sehr geflasht voneinander und haben uns zwei Wochen lang jeden Tag auf Skype gesehen. Da hat er mich auch gefragt, ob wir nicht zusammenkommen wollen, obwohl wir uns erst einmal getroffen hatten. Es war echt ein GlĂŒck, dass es so gepasst hat, weil wir beide noch nicht lange bei dbna angemeldet waren und beide vorher weder eine Beziehung noch Erfahrungen hatten.
Wie habt ihr trotz der Entfernung eine Beziehung aufbauen können?
Am Anfang ging viel ĂŒber Skype. Meine Mutter hat gemerkt, dass jemand bei mir war, einfach weil ich mich anders verhalten habe. Sie hat mich danach gefragt und ich habe ihr gezwungenermaĂen erzĂ€hlt, dass da eben mehr draus werden könnte. Meine Mutter wusste zu diesem Zeitpunkt schon, dass ich schwul bin. Als ich es ihr gesagt hatte, war sie ĂŒberrascht, aber sie hatte ein LĂ€cheln auf den Lippen nach dem Motto: Naja, dann ist das wohl so. Ăbers Wochenende kam Timo dann hĂ€ufiger zu mir nach Hause. Er war noch gar nicht geoutet, seine Eltern wussten erst spĂ€ter davon. Wir haben uns etwa jedes zweite Wochenende gesehen, in den Ferien durchaus hĂ€ufiger â so oft es eben ging

Tim/dbna
Ihr wohnt seit ungefÀhr einem Jahr zusammen. Hat das eure Beziehung verÀndert?
Timo hat letztes Jahr Abi gemacht und immer, wenn er Ferien hatte, war er lĂ€nger bei mir. AuĂerdem waren wir schon mal zwei Wochen zusammen in Ăsterreich. Den Alltag hatten wir also schon vorher mitbekommen. Das harmoniert alles gut und es gab keine groĂen Unstimmigkeiten. Wir haben die gleiche Einstellung, was zum Beispiel Sauberkeit und Ordnung angeht. Es hat sich also gar nicht viel verĂ€ndert. Wir haben uns auch noch nie gestritten â wenn es Probleme gibt, dann reden wir einfach darĂŒber. Wir klĂ€ren das, aber können das dann weniger ernst rĂŒberbringen, als es wirklich ist.
Ihr hattet vorher keine Erfahrungen mit anderen Jungs. Kommt da nicht das GefĂŒhl auf, etwas zu verpassen?
Nein, wir haben doch alles, was wir brauchen. Vielleicht denkt man sowas mal, aber das war nie ein Thema bei uns. Wir wissen, was wir voneinander haben. Das passt alles, so wie es ist. Auch eine offene Beziehung war nie ein Thema. Wir haben darĂŒber gesprochen, aber haben einfach kein Verlangen danach, auch nicht nach einem Dreier oder so. Wir haben einfach schon so viel zusammen erlebt, dass wir wissen, was wir voneinander haben. Da braucht es niemand anderen.

Tim/dbna
Was meinst du damit konkret?
Timo hat in letzter Zeit zum Beispiel einige SchicksalsschlĂ€ge erlebt. Da weiĂ man, dass der andere da ist. Und auch sonst: Wir können lustig sein, gehen gemeinsam zum Sport, haben den gleichen Musikgeschmack, sind hĂ€ufig auf Konzerten. Ich bin nicht so der Partytyp, Timo geht eher mal weg. Ich bleibe dann zu Hause, aber das ist auch okay. Jeder braucht auch mal seine Freiheiten, da mĂŒssen wir nicht eifersĂŒchtig sein.
Timo ist nach Hannover gezogen, wo du schon einen Freundeskreis hast. War das kein Problem fĂŒr ihn?
Er macht ein Freiwilliges Wissenschaftliches Jahr an der Medizinischen Hochschule, wo er in Kontakt mit vielen anderen Leuten gekommen ist. AuĂerdem hat er noch viele Freunde zu Hause, wo er auch immer mal wieder hinfĂ€hrt. Im Herbst fĂ€ngt er an in Hannover zu studieren, da lernt er dann noch mehr neue Leute kennen
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Tim/dbna
Ab Herbst dĂŒrfen schwule und lesbische Paare in Deutschland endlich heiraten. Ist das fĂŒr euch schon ein Thema?
Als die Entscheidung im Bundestag gefallen ist, haben wir uns echt darĂŒber gefreut. Nicht weil wir es gerade vorhaben, sondern weil wir einfach die Möglichkeit dazu haben. FĂŒr uns ist das aber noch weit weg. Ich habe noch nicht studiert, weil ich noch auf einen Studienplatz in Medizin warte, und Timo fĂ€ngt erst an. Nach dem Studium wird das wohl eher ein Thema. GrundsĂ€tzlich können wir uns auch vorstellen, Kinder zu adoptieren. Aber damit wollen wir wirklich warten, bis wir uns eine Existenz aufgebaut haben. Da wollen wir nichts ĂŒberstĂŒrzen.
Gerade schwulen Beziehungen sagt man ja nach, dass sie selten so lange halten. Hast du bemerkt, dass ihr etwas Besonderes seid?
Anscheinend verfolgen manche unsere Beziehung auf dbna, denn wir bekommen hĂ€ufig Nachrichten wie âAch, ihr seid immer noch zusammen?â. Es freut mich, dass das bemerkt wird, und mir fĂ€llt auch auf, dass das nicht normal ist. Viele sind da kurzlebiger und haben kĂŒrzere Beziehungen. Die Frage ist eben, was man sucht. Ich bin auch nicht davon ausgegangen, dass ich gleich eine richtige Beziehung hier finde, ich bin da unbefangen rangegangen. Dass Timo gleich Mr. Right war, ist vielleicht ein Sonderfall. Viele schauen ja beim ersten Freund erstmal, was einem gefĂ€llt, wie das so ist, und suchen dann vielleicht weiter.

Tim/dbna
Wann hattest du denn das GefĂŒhl, dass Timo wirklich Mr. Right ist?
Vielleicht nach unserem ersten gemeinsamen Urlaub. Im Juni sind wir mit sehr viel GepĂ€ck mit dem Zug nach St. Peter Ording gefahren, wo wir eine Woche in einem Zelt ĂŒbernachtet haben. Wir waren viel am Strand, haben den Sonnenuntergang angeschaut. Da waren wir das erste Mal lĂ€nger alleine zusammen. Das war so der erste Moment, wo ich dachte: Ja, das passt einfach.
Was ist das Geheimnis eurer Beziehung?
Ich glaube entscheidend ist, dass wir nicht nachtragend sind. Wir können uns nicht böse sein. Selbst wenn es so ist, dann bringen wir das lustig rĂŒber, kabbeln oder umarmen uns dabei. So ist es einfacher, auch ernste Themen zu besprechen. AuĂerdem schadet es nicht, dass wir uns einen Kleiderschrank teilen, weil wir die gleichen GröĂen haben (lacht). Aber im Grunde haben wir einfach die Aufgaben gut geregelt. Zum Beispiel habe ich gerne den Ăberblick, wenn es darum geht, Konzertkarten zu besorgen oder Reisen zu organisieren und Timo lĂ€sst sich ĂŒberraschen, wo ist hingeht, ist aber immer mit Freude dabei.
Zeigt ihr auch in der Ăffentlichkeit, dass ihr zusammen seid?
Naja, uns ist es grundsĂ€tzlich nicht so wichtig, unsere Beziehung in der Ăffentlichkeit zu prĂ€sentieren. Wir halten natĂŒrlich ab und zu HĂ€ndchen oder geben uns auch mal einen Kuss, aber gröĂtenteils verhalten wir uns unscheinbar. Wir brauchen das nicht zur eigenen BestĂ€tigung und wollen es auch keinem auf die Nase binden. Wir geben uns einfach ganz natĂŒrlich.Â
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