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Serien & Filme

"Ich fühl mich Disco"

"Ich fühl mich Disco"

ZDF/Dennis Pauls

Turmspringtrainer Hanno Herbst hat kein Verständnis für seinen Sohn – denn Florian ist dick, ein Tagträumer, hört Schlager und kann mit Mädchen nicht viel anfangen.

"Ich fühl mich Disco" erzählt eine klassische coming-of-age Geschichte am Beispiel des verträumten und übergewichtigen Teenagers Florian (Frithjof Gawenda). Der steckt gerade mitten in der gemeinhin auch als Pubertät bekannten ersten Lebenskrise und entdeckt zudem auch noch seine Gefühle für den Turmspringer Radu, der von Florians Vater trainiert wird. Wesentlich wichtiger als die eigentliche Geschichte sind jedoch die wunderbar gezeichneten und gespielten Figuren, die diesen Film zu einem echten Highlight der deutschen Independent-Filmszene machen.

Intelligent und humorvoll entwickelte Figuren

Der größte Pluspunkt von "Ich fühl mich Disco" sind die originellen und absolut ungezwungenen Figuren, die einen großen Bogen um altbewährte Klischees des deutschen Films machen. Eines der Highlights sind dabei ganz klar Florians Eltern, zwischen denen die Sympathien zu Beginn des Films noch klar zugunsten der liebe- und verständnisvollen Mutter und gegen den harschen Vater verteilt sind. Allerdings durchläuft gerade der Vater während der Spieldauer eine durchaus positive Entwicklung und versucht seine längst schon verloren geglaubte Rolle als Vaterfigur wieder zu erlangen.

Heimlicher Star in "Ich fühl mich Disco" ist jedoch der Schlagersänger Christian Steiffen, dessen Namen man am besten einfach ein Paar mal hintereinander laut und schnell ausspricht, um eine Idee vom Humor in "Ich fühl mich Disco" zu bekommen. Getragen wird der Film von Gawendas Figur Florian, den er als verletzlichen und eigenbrötlerischen Teenager darstellt, ohne dabei Mitleid zu erregen. Stattdessen ist Florian ein absoluter Sympathieträger, in dem wohl jeder Zuschauer, gleich welcher sexuellen Orientierung, Teile seiner eigenen Jugend wieder erkennen wird.

Radu (Robert Alexander Baer, l.) und Flori (Frithjof Gawenda, r.) stehen im Schwimmbad auf dem Zehn-Meter-Turm.
Radu (Robert Alexander Baer, l.) und Flori (Frithjof Gawenda, r.) stehen im Schwimmbad auf dem Zehn-Meter-Turm.

ZDF/Dennis Pauls

Spagat zwischen Drama und Komödie

Während sich die deutsche Filmindustrie traditionell zwischen den beiden Polen des verkopften und schweren Dramas einerseits und der belanglosen Liebesklamotte andererseits zu bewegen scheint, beweist Axel Ranisch wie schon in seinem ersten Film "Böse Mädchen", dass die mit einem niedrigen Budget einhergehende Freiheit durchaus kreativ und originell genutzt werden kann. "Ich fühl mich Disco" ist ein fast schon perfekter Vertreter des Genres Tragikomödie, ohne jemals zu weit in eines der beiden Extreme Drama oder Komödie abzudriften.

Ernste Themen wie Homophobie werden angesprochen, ohne dabei zu bedrohlich und schwer über den Figuren zu hängen. Stets werden diese Themen mit dem erfrischenden Humor des Films aufgelockert. So ist es beispielsweise ein Vergnügen, dem zu Beginn noch durchaus homophoben und unnahbaren Vater bei seinen ungelenken aber gut gemeinten Versuchen zuzuschauen, die Homosexualität seines Sohnes zu akzeptieren und zu unterstützen. Bei all den urkomischen und heiteren Momenten des Films trifft der schwere Schicksalsschlag der Mutter sowohl Florian als auch den Zuschauer umso schwerer.

Fazit: Ein ungewöhnlicher Film rund um das Erwachsenwerden

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