Zensur in der Türkei

Die türkische Telekommunikationsbehörde greift durch: 138 Begriffe, die als anstößig empfunden werden, dürfen nicht mehr in Internetadressen mit der Landeskennung .tr verwendet werden. Dazu zählt u.a. auch "gey" (schwul).
Diese dürfen nicht für Internetadressen mit der Landeskennung .tr verwendet werden. Domains, die diese Liste im Namen führen, droht nun die Sperrung. Mehrere tausend Seiten sind betroffen. Medienberichten zufolge soll Yaman Akdeniz, außerordentlichem Professor für Jura an der Universität Bilgi in Istanbul, Urheber der Liste sein.
Zensur in der Vergangenheit
Bereits in der Vergangenheit hat die türkische Regierung zur Zensur gegriffen, was 2008 auch das Videoportal Youtube und 2010 den Suchdienst google mit seinen weiteren Angeboten betraf. Begründet wurde das Vorgehen gegen Youtube mit angeblich den türkischen Staatsgründer Mustafa Kemal Atatürk beleidigenden Videos. Die Verunglimpfung Atatürks stellt in der Türkei eine Straftat dar, die mit Haft bedroht wird. Die Begründung für das Vorgehen gegen google begründete TIB damals flapsig mit "rechtlichen Gründen". Im Oktober 2009 unterband TIB zudem den Zugang zu den populären schwulen Dating-Seiten hadiGAY und GaBiLe.
Weltweite Kritik
Diese willkürliche Maßnahmen gegen Seiten mit missliebigen Inhalten wurde mehrfach von internationalen Medienorganisationen kritisiert. Unter anderem weist "Reporter ohne Grenzen" daraufhin, dass in der Türkei auch Internetseiten blockiert werden, welche sich mit der türkischen Armee, den Kurden oder auch den Armeniern auseinandersetzen alles türkische Tabuthemen.
Insgesamt stellen diese Zensurmaßnahmen im Internet jedoch nur die Spitze des Eisberges einer sich immer intoleranter gebender türkischen Regierung dar: Journalisten werden vor Gericht gestellt, Dutzende sind bereits inhaftiert. Staatliche Bespitzelung gegen Richter, Intellektuelle, Medienschaffende und Wirtschaftsführer ist alltäglich.