Vertane Chance

Die Bundestagswahl ist gelaufen, und was soll ich sagen? Ihr habt versagt. Es ist Eure Schuld, dass sich in der Gleichstellungspolitik vorerst nicht viel bewegen wird.
Beschwert Euch jetzt also nicht, wenn alles so bleibt, wie es ist. Wenn wir weiter vergeblich gleiche Rechte fordern und damit gegen Wände rennen. Wenn die konservative Übermacht in der neuen Regierung uns weiter nicht akzeptiert. Beschwert Euch nicht, wenn wir für unseren Partner Verantwortung übernehmen, das aber nicht anerkannt wird. Und tut nicht so schockiert, wenn die SPD als schwacher Juniorpartner in der Regierung da nichts ausrichten kann.
Das Thema Homo-Politik ist abgeschrieben. Vermutlich wird das Verfassungsgericht die Politik weiterhin zur Vernunft zwingen und Verbesserungen erzwingen. Bis dahin - und im Herzen darüber hinaus - hält die Union an ihrer rückständigen Politik fest. Dass die SPD die volle Gleichstellung in ihr Regierungsprogramm geschrieben hat, zählt nichts mehr. Die Forderung stirbt in den Koalitionsverhandlungen. Auch der frühere Koalitionspartner FDP war in diesem Punkt nur mäßig erfolgreich.
Mittlerweile ist bei der SPD nur noch vage von einer Verbesserung der Situation von gleichgeschlechtlichen Lebenspartnerschaften die Rede. Und von "wollen", nicht "werden". Das kann alles heißen - und nichts. Von der versprochenen vollen Gleichstellung ist eine "Verbesserung" so weit entfernt wie ein Automechaniker, der Raumfahrttechniker werden wollte. Die Gestaltungskraft der SPD in Sachen Gleichstellung wurde nicht nur aufgeweicht. Sie hat sich aufgelöst.
Wir stehen vor weiteren vier Jahren, in denen sich für Homos nicht viel zum positiven verändern wird. Es werden weitere vier Jahre des Stillstands, der gestrigen Politik, der menschenfeindlichen Ideologie. Und schuld ist das miese Wahlergebnis der SPD und der Grünen. Also Ihr. Beschwert Euch also nicht, dass Ihr in der zweiten Reihe bleibt, bis die Verfassungsrichter Euch wieder zur Seite springen. Toll.
Ein Kommentar von Dennis Sulzmann.