Tausende Klicks auf YouTube

Seit zweieinhalb Jahren schon hat Michael Buchinger einen YouTube-Blog unter dem Namen "gretlproductions". Die Videos, die anfangs nur für Freunde gedacht waren, begeistern heute die Massen sein erfolgreichstes erreichte 850.000 Klicks.

Angefangen hat alles im Sommer 2009, als Michael kurze Videos für seine Freunde ins Netz stellte. Sie enthielten ihre gemeinsamen Insider und Running Gags. "Nach einiger Zeit hat sich unter anderem an meiner Schule und in meiner Heimatstadt herumgesprochen, dass ich mich auf YouTube zum Horst mache", erzählt er über die Geschichte seines Internet-Erfolgs.
So bekam er immer mehr Zuschauer. "Ich hätte allerdings wirklich nie geahnt, dass mein Publikum einmal so groß wird wie es heute ist." Wenn der 19-Jährige gerade nicht an seinem Blog schreibt oder ein neues Video dreht, liest er liebend gerne oder geht ins Theater.
Die Ideen für seine großartigen Videos entnimmt Michael, der Theater-, Film- und Medienwissenschaft an der Uni Wien studiert, seinem Alltag: "Ich bin ziemlich tollpatschig und gerate daher oft in merkwürdige Situationen."
Doch statt vor Scham im Erdboden zu versinken, versucht er das Beste aus seinen Schlamasseln zu machen: "Ich lasse sie einfach in meine Videos einfließen!" Dabei geht es ihm vor allem darum, seine Zuschauer zu unterhalten und aufzuheitern. "Wenn ich in den Kommentaren lese Das hat mir jetzt den Tag versüßt! bin ich schon vollkommen zufrieden, weil ich damit meine Aufgabe erfüllt habe", bekennt der Österreicher
"Irgendwie wusste ich ja schon immer, dass ich ein wenig anders war"
Aus seiner Homosexualität macht Michael kein Geheimnis, stattdessen geht er sehr offen damit um. Angefangen hat es bei ihm wie bei vielen anderen: "Irgendwie wusste ich ja schon immer, dass ich ein wenig anders war.
Immer, wenn sich meine Mitschüler unter der Schulbank Bilder von nackten Frauen ansahen, war für mich nicht wirklich nachvollziehbar, was sie daran so toll fanden." Die Gewissheit kam dann auch mit den ersten Gefühlen für einen Jungen, denn "da Bestand für mich kein Zweifel mehr daran, dass ich schwul war."

Auf Grund seiner Unsicherheit fehlte ihm auch das Selbstbewusstsein, um sich selbst verbal zu wehren, weshalb er sich an seine Lehrer wandte. Diese setzten den Hänseleien ein Ende. "In dieser Zeit merkte ich, wer meine wahren Freunde waren und fand Halt bei denen, die mich akzeptierten, obwohl es viele andere nicht taten."
Auch hat er gelernt, andere Meinungen zu respektieren, "da ich mit meinen Ansichten akzeptiert werden möchte, ist es nur fair, auch andere Ansichten zu akzeptieren"
Ratschläge vom Video-Blogger fürs Coming-Out
Michael Buchingers Coming-Out ist bereits mehr als drei Jahre her, er ist heute absolut zufrieden mit seiner Sexualität und kann offen und völlig locker über so etwas reden. Aus eigener Erfahrung hat er ein paar Tipps fürs Coming-Out: "Ich will jedem ans Herz legen, sich genügend Zeit damit zu lassen. Setzt euch nicht unter Druck, sondern tut es, wenn ihr euch bereit dazu fühlt!"
Außerdem rät er, sich zuerst bei einem Vertrauten zu outen, von dem man bedingungslose Unterstützung erfahren wird: "Das gibt einem mehr Kraft und Selbstbewusstsein, als man vielleicht glauben möchte. Dadurch wird es außerdem leichter, auch mit anderen Personen offen und selbstsicher über seine Sexualität zu reden."

"Wir - sowohl die Schwulen, als auch die Schwulenfeindlichen - sollten aufhören, Sexualität so unglaublich ernst zu nehmen." Diesen Satz schreibt Michael in seinem Blog und erklärt ihn damit, dass seiner Meinung nach der Sexualität in unserer Gesellschaft viel zu viel Gewicht gegeben wird.
Deshalb wundert er sich auch immer darüber, wenn in den Kommentaren zu seinen Videos über seine Homosexualität gerätselt wird: "Dabei finde ich das unnötig, denn solange ich halbwegs unterhaltsame Videos mache, ist meine Sexualität doch völlig unwichtig. Das gilt auch für viele andere Bereiche: So ist es doch egal, ob ein Politiker homosexuell ist, solange er seinen Job gut macht."
Genauso kritisch gegenüber steht er allerdings Leuten, die ihn auf Grund seiner Homosexualität mögen: "Wenn ich Sätze wie Ich mag dich, weil du schwul bist! höre, finde ich das übertrieben. Ich könnte ja schwul und trotzdem ein richtiges Ekel sein. Ich will nicht nach meiner Sexualität, sondern nach meiner Persönlichkeit beurteilt werden. Daher finde ich dieses Schubladendenken sehr überflüssig."