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Nicht. Lustig.

Von Fabian
Nicht. Lustig.
YouTube/Mert Matan

Der YouTuber Mert Matan "prankt" seinen Vater und sagt ihm, dass er schwul ist. Sein Vater findet das gar nicht lustig und schlägt zu. Das ist nicht komisch, sondern ein Armutszeugnis.

Mert Matan macht gerne Pranks. Das sind dumme Jungenstreiche, die lustig sein sollen, und es manchmal sogar ansatzweise sind. Da stellt er sich mit einem Reifen an einen Bus und tut so, als würde er das Rad klauen. Oder er spricht fremde Frauen in der Stadt an und will sie küssen. Die YouTube-Low-Budget-Version von "Comedystreet" oder "Verstehen Sie Spaß?" sozusagen.

Das ist so witzig, dass er über 800.000 Abonnenten auf YouTube hat. Über Geschmack lässt sich streiten. Wer sich von "Mert Peinlich auf der Strasse #7" oder "WER LACHT KRIEGT NE KLATSCHE!!" gut unterhalten fühlt, der darf das gerne tun.

"Ich habe einen Freund" darauf folgen Schläge

Doch mit seinem letzten Video ist Mert Matan zu weit gegangen. In "GAY PRANK AN MEINEN VATER!!" sitzen er und sein Vater auf der Couch. Der Vater ist am Laptop, neben ihm violette Tulpen und Glitzerkissen. Das sieht solange spießig aus, bis der Vater seinen Mund aufmacht.

Mert erzählt, dass er in einer Beziehung ist. "Aber das ist kein Mädchen, Baba." Der findet das alles andere als lustig. "Wieso reagierst du denn so?", fragt Mert unschuldig. "Ich habe einen Freund." Die Reaktion des Vaters? "Sag, dass das nicht wahr ist", brüllt er. Und dann: Schläge. Homophobe Gewalt. Vom eigenen Vater. Auf Video festgehalten.

"Anmerkung: Ich habe nichts gegen Homosexuelle", schreibt Mert

Nach einem Tag hat das Video fast eine halbe Millionen Aufrufe. Über 60.000 Daumen nach oben hat das Video auf YouTube, nicht einmal 8.000 nach unten. "Nach so einer Klatsche überlege ich mir 3x, ob ich mein Dad wieder pranken werde..", kommentiert der YouTuber das Video auf Facebook. Da kommt das Video auf fast 250 "Haha", aber nicht einmal 40 "Wütend"-Emojis.

"Anmerkung: Ich habe nichts gegen Homosexuelle Menschen, im Gegenteil, jeder lebt sein eigenes Leben. Dieses Video soll kein schlechtes Licht auf solche Menschen werfen, die so etwas ausleben. Grüße, Mert! :)", schreibt er dazu.

Damit bedient er zwei Lager: Die Islamophoben und die Homophoben

Was ist schlimmer: Sich darüber lustig zu machen, dass der eigene Vater einen schlägt, wenn man schwul wäre? Sich darüber freuen, dass man gar nicht schwul ist? "Baba, denkst du, ich bin schwul?", fragt er am Ende des Videos. Oder, dass Mert es anscheinend auch noch toll findet, wie sein Vater reagiert? "Lasst auf jeden Fall einen Daumen hoch da für die Reaktion. Der Arme zittert immer noch."

Noch schlimmer ist, dass Mert damit gleich zwei Lager bedient. Für die islamophoben Ausländerfeinde kommt so ein Video wie gerufen. Und die Homophoben feiern es. "So sollte ein Vater reagieren weil das einfach gegen die Natur ist", kommentiert ein Facebook-Nutzer.

Leute lachen über homophobe Gewalt

Doch es gibt auch reichlich kritische Kommentare: "Ich weiß halt nicht ob ich die Offenbarung von Homophobie wirklich als Comedy verstehen würde.... Eher im Gegenteil, die Anfeindung die du hier selber erleben musstest war für dich vielleicht Fun'n Games, aber für viele queere Menschen ist das bittere Realität", schreibt die Dragqueen Dita Whip auf Facebook. Wer hätte es gedacht, natürlich erntet sie Beleidigungen dafür.

Das Schlimmste ist, dass Mert Matan ein Video gedreht hat, in dem ein Junge nach seinem Coming-out geschlagen wird. Und unfassbar viele Leute lachen. 

YouTube/Mert Matan

Update 16. März 15 Uhr: Merts Netzwerk schmeißt ihn raus

Mert Matan hat wohl gemerkt, dass sein Prank weite Kreise zieht. Sogar der "Stern" oder die US-amerikanischen GayStarNews haben über seinen "Gay Prank" berichtet. Deshalb hat er am Dienstag ein Statement hochgeladen.

Darin kommen zuerst die üblichen Entschuldigungen. "Alles wurde falsch verstanden", "Es wurde viel zu viel reininterpretiert" und so weiter. Dann allerdings die entscheidenden Sätze: "Das Video ist nicht gegen Homosexuelle", sagt er, auch sein Vater habe nichts gegen Homosexuelle. "Außer, dass sein Sohn vielleicht schwul werden könnte. Das gibt es bei uns in der Familie nicht, in der Kultur und genauso in der Religion nicht."

"Temperament" als Entschuldigung für Gewalt

Nein, das ergibt keinen Sinn. Wer nichts gegen Schwule hat, der hat auch nichts gegen einen schwulen Sohn. Wer sein eigenes Kind schlägt, weil es homosexuell ist, der ist zutiefst homophob.

"Meine Familie ist halt ein bisschen temperamentvoll", erklärt Mert weiter. Damit redet er die Gewalt klein, statt sich davon zu distanzieren oder sie zu verurteilen. 

Das war auch seinem YouTube-Netzwerk TubeOne zu viel. Laut dem Jugendmagazin "Celepedia" hat sich das Netzwerk am Mittwoch von Mert getrennt. "Seit heute ist Mert Matan nicht mehr Teil unseres Netzwerkes", zitiert die Seite den Geschäftsführer Jan Rode.

Weitere Quellen: YouTube/Mert Matan

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