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Landei sucht Mann

Von Fabian
Landei sucht Mann
iStockPhoto.com / yulkapopkova

Schwul sein und in der Provinz leben - gibt es viele Probleme, Schwierigkeiten und Hindernisse für schwule Jugendliche auf dem Land? Und haben es die Stadtkinder, die die Szene vor der Tür haben, wirklich einfacher?

Leider ist es noch immer für viele Eltern schwierig, einen schwulen Sohn zu haben. Bis ihr Kind sich bei ihnen outet, vergeht oft viel Zeit, in der überlegt und gegrübelt wird oft auch mit Angst verbunden.

Ihr Coming-out bereitet vielen Jungs Kummer und Sorgen. Vor allem auf dem Land ist es oft noch schwieriger: "Auf dem Dorf ist man doch sofort das Gesprächsthema Nummer 1, wenn man sich outet, und es spricht sich auch viel schneller rum als in einer Großstadt", sagt Johannes, der 18 Jahre alt ist und in der hessischen Provinz lebt.

Zum einen ist ein Dorf oft eine eingeschworene Gemeinschaft, in derjeder jeden kennt und sich Neuigkeiten so auch viel schnellerverbreiten. Dadurch wird man schnell zum Dorfgespräch, ob man es willoder nicht. Zum anderen wird mit Homosexualität in der Stadt andersumgegangen; dort gibt es Jugendgruppen, Bars und Clubs nur für Schwule auf dem Land eher die Seltenheit. So stellt es wohl in der Stadt kaumnoch eine Besonderheit dar, wenn sich zwei Jungs küssen.
Auf dem Land ist es oft nicht leicht jemanden kennenzulernen.
Auf dem Land ist es oft nicht leicht jemanden kennenzulernen.
dbna - du bist nicht allein e.V. / Matthias Nebel
Kontaktaufnahme oft schwieriger

Vorallem gestaltet es sich oft als kompliziert, in der Nähe gleichgesinnteSchwule im eigenen Alter zu finden,"Jemanden zu finden gestaltet sichschwerer als anfangs gedacht", sagt Johannes weiter, auch wenn dieSuche durch Angebote wie dbna besser geworden ist.

Doch einennetten Jungen im selben verschlafenen Dorf zu finden, ist schonziemlich großer Zufall. "Oft ist es nicht einfach, jemanden  zu findenund daraus eine Freundschaft aufzubauen, vor allem wenn man erst langeBus oder Zug fahren muss, um ihn sehen zu können". Das ist für Johanneseiner der härtesten Knackpunkte.
Schwierig: Das Outing

"Undwas war jetzt das Wichtige, was du uns erzählen wolltest?", so in etwareagierten Johannes Eltern auf sein Coming-out. Sie nahmen es alsnichts außergewöhnliches wahr und akzeptieren es voll und ganz, obwohler sich im Vorfeld viele Gedanken machte und auch Angst hatte. Vielejunge Menschen machen ähnliche Erfahrungen mit ihrem Coming-out aberleider noch nicht alle.

Immer wieder machten Jungs auch eherschlechte Erfahrungen, so zum Beispiel Marcel, der gerade 16 gewordenist und in einem kleinen Ort in der Eifel wohnt. Sein Vater hätte ihnam liebsten sofort rausgeschmissen, als er erfuhrt, dass sein Sohnschwul ist. "Es war schrecklich ihm gehe ich seitdem konsequent ausdem Weg". Wenigstens seine Mutter hat Verständnis und unterstützt ihrenSohn. Dass er aber so bald wie möglich ausziehen wird, steht für ihnfest: "Länger will ich es hier wirklich nicht mehr aushalten", sagt ermit optimistischem Blick in die Zukunft.
Muss man sich auf dem Land anpassen, um nicht "negativ" aufzufallen?
Muss man sich auf dem Land anpassen, um nicht "negativ" aufzufallen?
dbna - du bist nicht allein e.V. / Matthias Nebel
Verhalten anpassen, um nicht aufzufallen?!

Inder Provinz fällt man viel schneller auf, sobald man nicht in derbreiten Masse mitschwimmt - egal, ob es ums Äußere, die Kleidung, dieInteressen oder Hobbys geht. Sich vom Mainstream abzuheben, ist in denGroßstädten nichts außergewöhnliches mehr, es kann fast nicht schräggenug sein. Auf dem Land ist das alles etwas anders.

"Obwohlmein Kleidungsstil nicht besonders extravagant ist, ziehe ich schonöfter Röhrenjeans oder V-Ausschnitte an, womit man natürlich auffällt",sagt Johannes und spricht vielen Schwulen damit wohl aus der Seele.Aufzufallen stört ihn aber keinesfalls es gehört für ihn irgendwie"dazu".

Marcel rät Allen, zu sich zu stehen und sich nie zuverändern, nur um so zu sein, wie es die anderen vielleicht gernehätten und erwarten würden. "Ich bin mir selbst treu und bleibe so, wieich bin", sagt er selbstbewusst und bestimmt.

Dazu gehört aberein hohes Maß an Mut und Selbstsicherheit, was für Marcel zum Beispielnicht selbstverständlich ist. Er will nicht, dass es neben denProblemen mit seinem Vater noch mehr Ärger gibt. "Ich achte schondarauf, dass ich nicht zu sehr auffalle, um Streit zu vermeiden undnicht zu provozieren".
Viele "Landeier" suchen ihre Freiheit in der nächsten Großstadt.
Viele "Landeier" suchen ihre Freiheit in der nächsten Großstadt.
dbna - du bist nicht allein e.V. / Matthias Nebel
Klares Ziel: Großstadt

Viele"Landeier" wie Marcel, die es in ihrer ländlichen Heimat nicht einfachhaben, wollen nach ihrem Schulabschluss unbedingt in eine Großstadtumziehen, um dort zu arbeiten oder zu studieren. Sie sehen dort dieAkzeptanz einfach viel größer als in ihrer Heimat. Auch die große Liebehat für viele dort größere Chancen: "Wie soll ich denn meinen Traummannfinden, wenn es weit und breit keine anderen Schwulen gibt?", sagtMarcel für viele bleibt da nur die Flucht in die Stadt.

Dochnicht alle zieht es in die Metropolen: Es kommt immer darauf an, wasman vom eigenen Leben erwartet und erreichen will und wie vieleKompromisse man eingehen will. Hat man das, was man will, auch in einemDorf erreicht?

Wer viele Freunde und Hobbys in der Heimat hat,dem würde eine Trennung schwer fallen. "Es ist ein Her und Her. Vorallem meine Freunde und Familie halten mich hier und auch meinemgeliebten Schäferhund gefällt es hier sicher besser!", sagt Johannes,der die Vor- und Nachteile genau abwägen musste und sich vorerst fürsLandleben entschieden hat: "Umziehen kann ich ja notfalls immer noch,aber im Moment gefällt es mir hier einfach besser!" Schließlich hatauch das Landleben viele Vorteile und glücklich werden kann man sicherauch in der Provinz!

Stadt oder Dorf es kann beides schön sein

Esist also ein Geben und Nehmen, das Duell zwischen Land und Stadt. Mitfrischer, gesunder und reiner Luft und großen Gärten und Wäldern kanneine Millionenstadt nicht trumpfen, dafür fehlt es einem verschlafenenDorf an der Partymeile und dem Shoppingcenter, das die Stadt wiederumbietet. Letztendlich muss jeder selbst wissen, welche Lebensart erbevorzugen will und wo es ihm besser gefällt, wo er sich wohler fühlt,wo er glücklich werden will!
Weitere Quellen: iStockPhoto.com / yulkapopkova und andere

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