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"HomosexualitÀt sollte nicht kriminalisiert werden"

Von Fabian
"HomosexualitÀt sollte nicht kriminalisiert werden"
Wikimedia/StagiaireMGIMO

Der Kardinal und Erzbischof von Mumbai, Oscar Gracias, fordert sein Land auf, HomosexualitÀt zu erlauben. Denn in Indien werden Schwule und Lesben mit GefÀngnis bestraft. Gracias hat auch Einfluss auf den Vatikan.

Das indische Parlament wird bald ĂŒber den Paragrafen 377 beraten. Der verbietet homosexuelle Handlungen und stellt sie unter Strafe. Schwulen und Lesben drohen mehrjĂ€hrige GefĂ€gnisstrafen. 

Jetzt hat sich Oswald Gracias, Erzbischof von Mumbai, dazu geĂ€ußert. Der 71-JĂ€hrige sagte vor der indischen Bischofskonferenz, dass HomosexualitĂ€t nicht verboten sein sollte.

"Ich möchte nicht, dass sie sich geĂ€chtet fĂŒhlen"

Der landesweit verbreiteten englischsprachigen Tageszeitung "The Hindu" sagte er: "Ich habe lange ĂŒber die Frage nachgedacht, ob die Kirche offener fĂŒr die LGBT-Community sein sollte. Ich habe einige Gruppen und VerbĂ€nde getroffen und habe VerstĂ€ndnis fĂŒr ihre Anliegen."

"Ich möchte nicht, dass sie sich geĂ€chtet fĂŒhlen. Deshalb sage ich öffentlich, dass ich dafĂŒr bin, dass Paragraf 377 abgeschafft wird", ergĂ€nzte er. "Ganz persönlich denke ich, dass es [HomosexualitĂ€t] nicht kriminalisiert werden sollte."

Kollegen sollten Kritik an LGBT-Menschen abschwÀchen

Außerdem erklĂ€rte er, dass es immer noch eine Diskussion gebe, ob HomosexualitĂ€t eine Entscheidung oder eine veranlagte Orientierung sei. "Ich glaube, Menschen habe diese Orientierung, die Gott ihnen gegeben hat, und deshalb sollten sie nicht ausgegrenzt werden."

In Bangalore, der drittgrĂ¶ĂŸten Stadt Indiens, findet im Jahr 2009 die zweite Pride-Parade statt.
In Bangalore, der drittgrĂ¶ĂŸten Stadt Indiens, findet im Jahr 2009 die zweite Pride-Parade statt.
Wikimedia/FĂŠ

Dann sagte der Erzbischof und Kardinal, dass es innerhalb der Kirche noch zu wenig VerstĂ€ndnis fĂŒr LGBT-Menschen gebe. Deshalb habe er Kollegen gesagt, sie sollen ihre Kritik an ihnen abschwĂ€chen. 

HomosexualitÀt: In Indien seit 2013 wieder verboten

HomosexualitÀt ist in Indien weitestgehend gesellschaftlich tabuisiert. Seit der britischen Kolonialzeit besteht der Paragraf 377, der homosexuelle Handlungen verbietet und mit mehrjÀhrigen GefÀngnisstrafen belegt.

Im Jahr 2009 entschied ein Gericht in Neu-Delhi, dass dieser Paragraf verfassungswidrig sei. Das hat das Oberste Gericht des Landes allerdings sofort angezweifelt. Im Dezember 2013 erklĂ€rte das Gericht den Paragrafen fĂŒr nicht-verfassungswidrig. Damit ist HomosexualitĂ€t in Indien wieder verboten.

Gracias hat Einfluss auf den Vatikan

In letzter Zeit tut sich aber etwas im zweitbevölkerungsreichsten Land der Erde: So hat die Sprecherin der Regierungspartei BJP im Januar erklĂ€rt, dass das Gesetz abgeschafft werden soll. "Wir treten dafĂŒr ein, HomosexualitĂ€t zu entkriminalisieren. Das wĂŒrde einen Fortschritt bedeuten."

Wie viel Einfluss die Aussagen von Erzbischof Gracias im Land selbst haben, ist schwer zu sagen. Nur 2,3 Prozent der Inder bekennen sich zum Christentum. Doch Oswald Gracias findet ĂŒber die Grenzen Indiens hinaus Gehör: Er gehört zum Kardinalsrat. Dieses Gremium aus acht KardinĂ€len berĂ€t Papst Franziskus zur Reform der Leitung der katholischen Kirche. 

Weitere Quellen: Wikimedia/StagiaireMGIMO/Wikimedia/FĂŠ

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