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Homochrome Filme

Von Falk
Homochrome Filme
privat

"Ja, das ist total verrückt", sagt Initiator Martin Wolkner über das 1. Filmfest homochrom. In Köln und Dortmund will er damit die Szene beleben und dem schwul-lesbischen Film zu mehr Aufmerksamkeit verhelfen.

Herbstzeit ist Kinozeit! Deshalb laufen im Oktober und November die meisten schwul-lesbischen  Filmfestivals - u.a. in Hamburg, Münster und Bern (siehe Links unten).

Ganz neu kommen in diesem Jahr auch Dortmund und Köln dazu. Dort feiert das "1. Filmfest homochrom" seine Premiere. Die Initiative dazu kommt von Martin Wolkner aus Dortmund. Seit zwei Jahren sorgt er mit seiner Filmreihe "homochrom" dafür, dass ausgewählte Kinos in NRW mindestens einmal pro Monat schwul-lesbische Filme zeigen. Im Interview verrät er, warum Köln ein Filmfestival braucht und warum meckern über die Szene nicht hilft.

Martin, die Kinos klagen seit Jahren über immer weniger Zuschauer. Ist es nicht ein bisschen verrückt, in diesen Zeiten ein Festival ins Leben zu rufen?
Wahrscheinlich. Aber ich habe nicht drüber nachgedacht. (lacht) Ja, das ist total verrückt. Aber ich bin ein verrückter Mensch und ich glaube, dass die Leute einfach daran Spaß haben können. Wir probieren es jetzt einfach mal.
Tabubruch: Der Film "Dunno Y" zeigt den ersten schwulen Kuss im Bollywoodkino. Er läuft u.a. im Indien-Schwerpunkt des Festivals.
Tabubruch: Der Film "Dunno Y" zeigt den ersten schwulen Kuss im Bollywoodkino. Er läuft u.a. im Indien-Schwerpunkt des Festivals.
Movies Masti Magic Studios
Ist das denn das Ziel deines Festivals: den Leuten Spaß zu machen?
Spaß, Freude, ich möchte ein bisschen informieren und ein Angebot schaffen. Die schwul-lesbischen Partys werden immer weniger. Gerade auch in Dortmund sterben die Szene-Kneipen. Es gibt immer weniger Angebote. Alle klagen, aber keiner tut was. Und ohne groß drüber nachzudenken, tu ich nun einfach was.

Das heißt, du bist der Retter der Szene?
Nein, ganz bestimmt nicht. (lacht) Das wäre auch gar nicht mein Anliegen, irgendwas zu retten. Ich glaube nur, dass man Angebote schaffen sollte. Wie die Leute das dann nutzen, ist deren eigene Entscheidung. Aber wenn gar nichts mehr angeboten würde, dann könnten wir uns doch eigentlich auch begraben lassen, oder?

Das mag sein. Du zeigst schon seit zwei Jahren schwule-lesbische Filme.  Warum liegen dir denn solche Filme am Herzen?
In Deutschland werden schwule Filme wenig gezeigt. Und auch die Berichterstattung findet in Deutschland gar nicht statt.  In den USA ist das ganz anders.  Ein Beispiel ist der Film, den ich im November zeigen werde: "Weekend". In den USA ist der von sämtlichen Filmkritikern hochgejubelt wurden. Pulitzerpreisträger Roger Ebert hat über den geschrieben und viele ganz normale Zeitungen ebenfalls. In Deutschland schreibt weder die "Zeit" noch die "taz" noch irgendeine normale Zeitschrift über schwul-lesbische Filme. Und eben so wenig werden solche Filme regulär in Kinos gezeigt.

Eine Ausnahme sind da nur die Filmtage und Filmfestivals, die es in einigen Städten gibt. Die haben mittlerweile eine etwas längere Geschichte hinter sich. Du bist mit deinem Festival ein Spätzünder.  Was machst du denn anders als die anderen?
So viel anders mache ich das  gar nicht. Als ich geboren wurde, waren die ersten schwul-lesbischen Filmfestivals in Deutschland gegründet. Also konnte ich mit fünf Jahren da nicht wirklich anfangen, selber was zu machen. Und außerdem gab es ja in Köln das "Verzaubert"-Festival. Das ist  jetzt irgendwie aus der Sichtweite gerückt. Damit gibt es nun in einem der größten Ballungsgebiete Europas kein schwul-lesbisches Filmfestival, obwohl Köln so eine große Schwulenhochburg ist.

Aus einer monatlichen Filmreihe wird ein Filmfest. Im Oktober feiert "homochrom" in Dortmund und Köln Premiere.
Aus einer monatlichen Filmreihe wird ein Filmfest. Im Oktober feiert "homochrom" in Dortmund und Köln Premiere.
homochrom e.V.
Du wirst dagegen etwas tun. Dein Filmfestival heißt wie deine Filmreihe nämlich "homochrom". Ist denn das homo im Titel Programm?
Na ja, bislang sind ja die Filme, die in der Filmreihe gelaufen sind, nur schwul. Ich tue mich immer ein bisschen schwer mit der Bezeichnung queer. Das ist irgendwie so ein Modebegriff, den man irgendwie verwenden möchte, wen einem schwul, lesbisch, bi und transsexuell zu lang ist. Aber was bedeutet queer eigentlich? Es ist grundsätzlich immer schwer, etwas in Kategorien zu fassen. Und sei es jetzt allein schwul, lesbisch, sei es queer. Was genau ist queer? Es sind einfach Filme aus dem schwul, lesbisch, bi- und transsexuellen Universum, die einfach mal eine Plattform brauchen.

Aus diesem Universum hast du dir als Schwerpunkt "Indien" ausgesucht. Wie kamst du denn darauf?
Ich habe eine kleine Faszination für diesen Kulturkreis, der für Europäer eigentlich eher verschlossen ist.

Das stimmt. Wenn wir an Indien denken, kommt uns direkt Bollywood und das lebende Klischee in den Kopf. Das ist vermutlich falsch.
Ja, Bollywood ist schön und gut. Aber was wir hier in Deutschland zu sehen bekommen, ist immer dieser kleine stereotype Ausschnitt. Bollywood ist aber viel mehr als das. Der Film, den ich mir ausgesucht habe, wurde als der Film mit dem ersten schwulen Bollywood-Kuss angekündigt. Ich fand die Darstellung der schwulen Liebesgeschichte sehr einfühlsam, wenn auch melodramatisch.  Der Film hat seine Schwächen. Aber ich fand es sehr interessant gemacht. Und gerade auch die Geschichte ist für einen europäischen Filmkreis, der keine Einsicht in die Situation von Schwulen dort hat, interessant. Wie anerkannt ist Homosexualität dort? Wie gehen die Familien damit um?

Die Antworten darauf können demnächst alle Neugierigen beim "1. Filmfest homochrom" finden. Viel Erfolg dafür!

Weitere Quellen: Movies Masti Magic Studios, homochrom e.V.

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