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HIV: Selbst Schuld?

Von Fabian
HIV: Selbst Schuld?
pixabay

Eine Bemerkung lässt nicht lange auf sich warten, wenn es um HIV-Positive geht: "Selbst Schuld!" Solche Sätze sind nicht nur anmaßend und dumm, sondern auch gefährlich. Denn moralische Verurteilungen machen Aufklärungsarbeit zunichte.

HIV ist ein wichtiges Thema. Denn immer noch stecken sich über 3000 Menschen jährlich alleine in Deutschland mit dem HI-Virus an. Ein Kommentar, den man dann immer wieder lesen muss: HIV-Positive seien selber schuld an ihrer Infektion. Jeder wisse doch, wie man sich schützt.

Ja, jeder weiß, dass Kondome eine Ansteckung verhindern können. Jeder weiß aber auch, dass Rauchen ungesund ist, genauso wie Alkohol in Massen. Von anderen Drogen ganz zu schweigen. Wer würde einem Raucher vorwerfen, dass er Lungenkrebs bekommt? Wer hält einen Menschen mit Leberschaden für selbst Schuld, weil der zu oft zu tief ins Glas geschaut hat?

Charlie Sheen: Viele stürzen sich auf ihn

"Helmut Schmidt: Lungenkrebs" diese Schlagzeile gab es nie, wäre aber beim jüngst verstorbenen Altkanzler und Kettenraucher keine Überraschung gewesen. Hätte es da jemand gewagt, in gewöhnlicher Facebook-Manier "der ist ja selber schuld!!!" zu kommentieren?

Genau eine Woche nach Schmidts Tod erklärte Schauspieler Charlie Sheen öffentlich, HIV-positiv zu sein. Ein Aufschrei ging durch die Medien. Die Kommentare in den sozialen Medien waren voll von wüsten Beleidigungen, an den Haaren herbeigezogenen Behauptungen und immer wieder die Sätze: "Selbst Schuld!", "kein Wunder bei seinem Sexleben!".

Auch Gummis sind nicht zu 100 Prozent sicher

Wie kommt es, dass sich Leute auf einmal anmaßen, über andere zu urteilen? Wer im Glashaus sitzt, sollte nicht mit Steinen werfen. Denn wer bitte hat noch nie einen Fehler in seinem Leben begangen? Wir kennen es doch alle: Wir nehmen uns vor, am Wochenende ausnahmsweise nicht zu viel zu trinken. Oh, am nächsten Tag doch mit Kopfschmerzen aufgewacht? Waren doch sieben statt zwei Drinks?

Menschen begehen Fehler. Manchen fällt es leichter, immer Kondome zu nutzen, andere kommen nicht so gut damit klar. Außerdem bieten selbst Gummis keinen 100-prozentigen Schutz. Sie können abrutschen, reißen oder falsch angewendet werden.

Charlie Sheen ist HIV-positiv. Die Verurteilungen ließen nicht lange auf sich warten.
Charlie Sheen ist HIV-positiv. Die Verurteilungen ließen nicht lange auf sich warten.
flickr.com/Mike Mozart

Die Folge: Menschen haben Angst vor dem HIV-Test

Ein anderer Risikofaktor sind Liebe und Vertrauen. Wer lange mit seinem Partner zusammen ist und ihm vertraut, der lässt vielleicht das Gummi weg. Was, wenn es der Freund mit der Treue aber nicht so eng sieht und sich woanders angesteckt hat?

Einmaliger Fehler, Gummi gerissen oder riskantes Verhalten: Egal, eine moralische Verurteilung bringt niemandem etwas. Im Gegenteil: HIV-Positive leiden unter einer großen Stigmatisierung. Sie müssen gegen Vorurteile und falsche Tatsachen ankämpfen. Und weshalb? Weil es ein paar Leute gibt, die ihnen selbst die Schuld an ihrer Infektion geben.

Das führt dazu, dass "HIV-positiv" zu einem Stigma wird. Zu einer Diagnose, vor der junge Menschen Angst haben. Und deshalb gar nicht erst zum Test gehen, auch wenn sie sich angesteckt haben könnten. Die Angst vor den Reaktionen der Freunde, der Familie ist zu groß. Da ist es scheinbar einfacher, mit der Ungewissheit zu leben als mit einer Diagnose.

Wir alle machen Fehler

Natürlich ist es ein Schock, ein HIV-positives Testergebnis zu bekommen. Respekt vor der Infektion ist wichtig, denn sie ist kein Zuckerschlecken. Angst ist jedoch fehl am Platz und irrational. Wer früh genug Medikamente nimmt, der hat als HIV-Positiver eine normale Lebenserwartung. Und der kann das Virus so gut wie nicht weitergeben. Wer jedoch nicht einmal weiß, dass er das Virus in sich trägt, kann es umso leichter verbreiten. Ein Teufelskreis.

Was HIV-Positiven häufig das Leben schwerer macht als die Infektion selbst, ist die Diskriminierung, die damit einhergeht. Das muss aufhören. Ein bisschen Empathie, ein wenig nachdenken: Dann kommt jeder zur Einsicht, dass Menschen Fehler machen. Andere dafür zu verurteilen zum Beispiel.

Weitere Quellen: pixabay/flickr.com/Mike Mozart

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