Gegen die Einsamkeit
Viele Schwule fürchten sich vor der Frage: Was passiert, wenn ich den richtigen Partner nie finden werde? Werde ich einsam im Alter sein müssen, wo mich keiner mehr will? Ein Projekt in Berlin zeigt einen möglichen Ausweg.
Mehrgenerationenhaus als Alternative
Überlegungen zum Altwerden wurden schon viele angestellt. Dementsprechend existiert auch das Konzept von Mehrgenerationenhäusern schon länger. Menschen verschiedener Generationen leben zusammen in einem Gebäudekomplex und nutzen dort etwa eine gemeinsame Küche oder auch gemeinsame Aufenthaltsräume. Dadurch nehmen ältere alleinstehende Menschen weiterhin an sozialer Interaktion teil und vereinsamen nicht. Gleichzeitig fungieren sie zum Beispiel für Kinder im Haus als Ersatz für bereits verstorbene Großeltern. Man hilft sich gegenseitig wie in einer Großfamilie.
In Berlin wurde jetzt das erste schwule Mehrgenerationenhaus durch die Schwulenberatung Berlin eröffnet. Ermöglich wurde dies auch durch Spendengelder. Im Rahmen des Projekts stehen 16 Wohnungen für Schwule ab 55 Jahren zur Verfügung, 4 Wohnungen für junge Schwule und weitere 4 Wohnungen für heterosexuelle Männer oder Frauen. Des Weiteren befindet sich eine Demenz-WG im Haus, die erste Pflegeeinrichtung überhaupt für an Demenz erkrankte Schwule.
Gemeinsames Leben steht im Mittelpunkt
Die Bewohner nehmen gemeinsam an vielen Freizeitaktivitäten teil, geplant werden auch gemeinsame Grillabende im Garten, Sommerausflüge oder Umgestaltungen am Haus. Keiner soll vereinsamen, jeder sich als Teil einer großen Gruppe fühlen. Allerdings gibt es auch kritische Stimmen. So bezeichnen manche das Projekt auch als große Verkupplungsaktion für ältere Männer, zudem wird die Abgrenzung der Hausbewohner in ein fast vollkommen schwules Umfeld kritisch betrachtet.