Eine Fahne, eine Broschüre und alles ist gut?

Seit einer Woche weht eine Regenbogenfahne über dem Stadion von St. Pauli, die Berliner Erklärung "Gemeinsam gegen Homophobie" und der DFB veröffentlicht eine Broschüre zum Thema Coming-out: Es tut sich was im Sport, zumindest in der Theorie.
Berliner Erklärung unterzeichnet
Die Regenbogenfahne wünscht sich auch Justizministerin Leutheusser-Schnarrenberger an so manchen Schuh des Profi-Fußballs: "Warum kann ein Bundesligacoach nicht einfach mal eine Regenbogenflagge an seinen Trainerstuhl stecken?", sagte sie der "Welt". Die FDP-Politikerin gehörte zu den prominenten Unterstützern der Berliner Erklärung "Gemeinsam gegen Homophobie. Für Vielfalt, Respekt und Akzeptanz im Sport". Die Erklärung geht zurück auf eine Initiative der Bundesstiftung Magnus Hirschfeld, die unter anderem Projekte gegen Homophobie fördert.

Coming-out-Ratgeber des DFB
Fast gleichzeitig veröffentlicht der DFB eine Broschüre mit dem Thema "So outet man sich richtig!", die in den nächsten Wochen an alle Landesverbände und Vereine verteilt werden soll. Auf 28 Seiten gibt der größte Sportverband der Welt Tipps zum Coming-out, dem Umgang mit den Medien und den Mannschaftskameraden.
Im Ansatz klingt das erst einmal gut. Wenn im Anhang der Broschüre dann aber Begriffe wie "schwul" oder "lesbisch" erklärt werden ("Schwul: Bezeichnung für die homosexuelle Orientierung von Männern"), kann man eigentlich nur mit dem Kopf schütteln. Dass der beste Zeitpunkt eines Coming-outs am Ende der Saison sein soll, begründet der DFB mit der "medialen Halbwertszeit einer solchen Neuigkeit". Sprich: Bis zur neuen Spielzeit interessiert sich niemand mehr dafür. Ist das Taktik und Kalkül oder Feigheit?
Doch in der Broschüre finden sich auch wirklich wertvolle Tipps, vor allem über den medialen Umgang eines Spielers kurz nach dem Coming-out. So findet sich auch ein Katalog mit kritischen Fragen, die Journalisten stellen könnten, sowie passenden Antworten. Wenn auf einer Pressekonferenz etwa auf unangenehme Situationen unter der Dusche angespielt wird, lautet die Antwort laut DFB: "Das geflügelte Wort von der Seife, die man nicht fallen lassen sollte, ist daher polemischer Unsinn. In der Sauna fällt ja auch nicht jede(r) über jede(n) her."
Gute Fortschritte
All diese Aktionen, sei es die Regenbogenfahne, die Berliner Erklärung oder die Broschüre des DFB sind gute Fortschritte und klare Aussagen gegen Homophobie. All die Worte müssen nur auch in den unteren Ligen und im Jugendbereich ankommen, wo weniger mediale Aufmerksamkeit herrscht. Der Vorsitzende der Stiftung Magnus Hirschfeld, Jörg Litwinschuh, sagt dazu: "Eine Broschüre herauszugeben ist das eine, nur darf man die Leute danach nicht alleine lassen."