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Eine Fahne, eine Broschüre – und alles ist gut?

Von Fabian
Eine Fahne, eine Broschüre – und alles ist gut?
asiseeit/istockphoto.com

Seit einer Woche weht eine Regenbogenfahne über dem Stadion von St. Pauli, die Berliner Erklärung "Gemeinsam gegen Homophobie" und der DFB veröffentlicht eine Broschüre zum Thema Coming-out: Es tut sich was im Sport, zumindest in der Theorie.

"Der Verein engagiert sich seit Jahren gegen Homophobie und Diskriminierung. Mit dieser Flagge setzen wir ein weit sichtbares Zeichen, dass diese Themen beim FC St. Pauli große Wichtigkeit haben und wir mit Nachdruck an ihnen arbeiten", sagt der Vizepräsident des FC St. Pauli Gernot Stenger. Seit letzter Woche Donnerstag weht über der Südtribüne des Hamburger Vereins die Regenbogenfahne als Symbol für alle Lesben, Schwule, Bisexuelle, Transsexuelle und Intersexuelle (LSBTI). Dem als tolerant bekannten Verein nimmt man diese Haltung ab; über das Hissen der Flagge wird sogar in australischen Medien berichtet.

Berliner Erklärung unterzeichnet

Die Regenbogenfahne wünscht sich auch Justizministerin Leutheusser-Schnarrenberger an so manchen Schuh des Profi-Fußballs: "Warum kann ein Bundesligacoach nicht einfach mal eine Regenbogenflagge an seinen Trainerstuhl stecken?", sagte sie der "Welt". Die FDP-Politikerin gehörte zu den prominenten Unterstützern der Berliner Erklärung "Gemeinsam gegen Homophobie. Für Vielfalt, Respekt und Akzeptanz im Sport". Die Erklärung geht zurück auf eine Initiative der Bundesstiftung Magnus Hirschfeld, die unter anderem Projekte gegen Homophobie fördert.
Urkunde der "Berliner Erklärung: Gemeinsam gegen Homophobie.
Urkunde der "Berliner Erklärung: Gemeinsam gegen Homophobie.
Bundesstiftung Magnus Hirschfeld
"In weiten Teilen des Sports sind homophobe Tendenzen dennoch nach wie vor stark ausgeprägt", heißt es in der Erklärung, weshalb "wir uns von daher für ein aktives Vorgehen gegen Homophobie auf allen Ebenen des Sports einsetzen." Zu den Unterzeichnern gehörten Politiker und Vertreter von Sportverbänden, unter anderem auch vom DFB. Der Zusammenschluss der Profivereine DFL dagegen wollte das breit angelegte Projekt gegen Homophobie im Sport bisher nicht unterstützen. Grund dafür könnte die Reaktion der Sponsoren sein.

Coming-out-Ratgeber des DFB

Fast gleichzeitig veröffentlicht der DFB eine Broschüre mit dem Thema "So outet man sich richtig!", die in den nächsten Wochen an alle Landesverbände und Vereine verteilt werden soll. Auf 28 Seiten gibt der größte Sportverband der Welt Tipps zum Coming-out, dem Umgang mit den Medien und den Mannschaftskameraden.

Im Ansatz klingt das erst einmal gut. Wenn im Anhang der Broschüre dann aber Begriffe wie "schwul" oder "lesbisch" erklärt werden ("Schwul: Bezeichnung für die homosexuelle Orientierung von Männern"), kann man eigentlich nur mit dem Kopf schütteln. Dass der beste Zeitpunkt eines Coming-outs am Ende der Saison sein soll, begründet der DFB mit der "medialen Halbwertszeit einer solchen Neuigkeit". Sprich: Bis zur neuen Spielzeit interessiert sich niemand mehr dafür. Ist das Taktik und Kalkül oder Feigheit?

Doch in der Broschüre finden sich auch wirklich wertvolle Tipps, vor allem über den medialen Umgang eines Spielers kurz nach dem Coming-out. So findet sich auch ein Katalog mit kritischen Fragen, die Journalisten stellen könnten, sowie passenden Antworten. Wenn auf einer Pressekonferenz etwa auf unangenehme Situationen unter der Dusche angespielt wird, lautet die Antwort laut DFB: "Das geflügelte Wort von der Seife, die man nicht fallen lassen sollte, ist daher polemischer Unsinn. In der Sauna fällt ja auch nicht jede(r) über jede(n) her."

Gute Fortschritte

All diese Aktionen, sei es die Regenbogenfahne, die Berliner Erklärung oder die Broschüre des DFB sind gute Fortschritte und klare Aussagen gegen Homophobie. All die Worte müssen nur auch in den unteren Ligen und im Jugendbereich ankommen, wo weniger mediale Aufmerksamkeit herrscht. Der Vorsitzende der Stiftung Magnus Hirschfeld, Jörg Litwinschuh, sagt dazu: "Eine Broschüre herauszugeben ist das eine, nur darf man die Leute danach nicht alleine lassen."
Weitere Quellen: Bundesstiftung Magnus Hirschfeld, asiseeit/istockphoto.com

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