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Die Kanzlerin hat es in der Hand

Von DBNA Team
Die Kanzlerin hat es in der Hand
Tim Reckmann / CC BY-SA 3.0 DE / Wikimedia

Ex-Außenminister Guido Westerwelle (FDP) erwartet von Kanzlerin Angela Merkel (CDU), dass sie die Gleichstellung von homosexuellen Lebenspartnerschaften mit der Ehe weiter vorantreibt.

In einem Interview mit dem Hamburger Magazin stern sagte der 52-Jährige, er habe "mit Aufmerksamkeit die sensible Einlassung" des Regierungssprechers zum Coming-out des früheren Fußball-Nationalspielers Thomas Hitzlsperger verfolgt. Aber das seien ja zunächst mal nur Worte gewesen. Westerwelle zum stern: "Mir wäre es lieber, wenn das, was in unserer Regierungszeit so gut vorangekommen ist, jetzt auch vollendet würde, nämlich die völlige rechtliche Gleichstellung von gleichgeschlechtlichen Lebenspartnerschaften mit der Ehe."

Gleichstellung an Kanzlerin gescheitert

Auf die Frage, ob die vollständige Gleichstellung bislang am Unwillen der Kanzlerin gescheitert sei, sagte der Ex-Außenminister: "Ja. Aber nun hat sie es in der Hand." Er würde es begrüßen, sie würde den Worten ihres Regierungssprechers nun politische Taten folgen lassen.

Deutschland ist in den Augen des einstigen FDP-Chefs trotz allem noch immer keine ausreichend aufgeklärte Gesellschaft. In dem stern-Gespräch erinnerte er daran, dass noch am Samstag vor dem Hitzlsperger-Bekenntnis der frühere Arbeitsminister Norbert Blüm (CDU) gesagt habe, die Gleichstellung homosexueller Partnerschaften sei eine Art Zeitgeistphänomen, dem das Bundesverfassungsgericht nicht erliegen dürfe. Trotzdem sei die CDU immer sein erklärter Wunschpartner gewesen sei. Westerwelle: "Die SPD war doch meist nicht besser. Wenn es um Spießigkeit geht, gab es in Deutschland von jeher eine wirklich ganz große Koalition."

Erst in zweiter Linie schwuler Außenminister

Westerwelle wies in dem stern-Interview Vorwürfe zurück, er habe in seiner Zeit als Vizekanzler und Außenminister nicht laut genug auf die Diskriminierung von Homosexuellen in arabischen und osteuropäischen Ländern hingewiesen. "Das habe ich stets, wo es nötig war. Ich war aber zunächst Außenminister und erst in zweiter Linie ein schwuler Außenminister." Auch in Saudi-Arabien, wo Homosexuellen die Todesstrafe droht, habe er ausführlich über Bürgerrechte und innere Liberalität gesprochen - "in angemessener und diplomatischer Weise, wie es bei Kontroversen international üblich ist."

Im Gegensatz zu Bundespräsident Joachim Gauck, der die Olympischen Winterspiele im russischen Sotschi nicht besuchen will, würde Westerwelle eine solche Reise antreten. Wäre er noch Außenminister, so würde er hinfahren, "und zwar nicht allein", sagte er dem stern.


"Bevor ich den Löffel abgebe, ist Schwulsein eine Selbstverständlichkeit"
Guido Westerwelle

Westerwelle, der seit September 2010 mit dem Veranstaltungs-Manager Michael Mronz in eingetragener Partnerschaft lebt, ging in dem Gespräch auch auf das Thema Kinder ein: "Wäre ich zehn Jahre jünger, wäre das ein Thema, ja." Traurig mache ihn dies aber nicht, sondern eher "nachdenklich". Schließlich würde die Diskriminierung gleichgeschlechtlicher Lebensgemeinschaften oft damit begründet, dass daraus keine Kinder entstehen könnten. Er frage sich, was dann an jenen heterosexuellen Ehen besser sei, in denen es auch keine Kinder gebe.

Nach Westerwelles Auffassung werde es noch dauern, bis das Thema Homosexualität zu einer allgemein akzeptierten Tatsache geworden sei. Doch er zeigte sich zuversichtlich: "Ich sage Ihnen: Bevor ich den Löffel abgebe, ist Schwulsein eine Selbstverständlichkeit", so der Ex-Außenminister zum stern.
Weitere Quellen: Stern/ots, Tim Reckmann / CC BY-SA 3.0 DE / Wikimedia

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