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Das Wesen der Homophobie

Von DBNA Team
Das Wesen der Homophobie
T-Immagini/istockphoto.com

Die Abneigung gegen Homosexualität versteckt sich in Nebensätzen. Wer also wissen will, was jemand wirklich über Homosexuelle denkt, muss bis zum Schluss zuhören. Er erfährt viel über die Psyche von homophoben Menschen.

Die Abneigung gegen Homosexualität versteckt sich in Nebensätzen. Sie tarnt sich als Vorurteilsfreiheit. "Ich hab ja nix gegen Schwule, aber". Wie viel tatsächlich in dieser Neutralität steckt, zeigt sich nach dem Komma. Dort wird Toleranz eingeschränkt. Dort lebt sich die Gesinnung aus. Wer also wissen will, was jemand wirklich über Homosexuelle denkt, muss bis zum Schluss zuhören. Er erfährt viel über die menschliche Psyche.

Es sind Reflexe, die tief in uns verwurzelt sind, die uns vor der Bedrohung des Seelenfriedens schützen sollen. Es sind natürliche Abläufe, die aus einem vorurteilsfrei geborenen Menschen einen Gegner von Homosexualität machen, so wie sie aus anderen Menschen Rassisten machen. Diese Menschen sind nicht böse. Sie fürchten sich nur.

Die Angst vor dem Fremden ist ein menschlicher Reflex. Unsere Psyche ist ständigen Einschlägen ausgesetzt. Unser Geist muss mit unzähligen Herausforderungen fertigwerden. Er gleicht die Reize mit dem ab, was er kennt: Erfahrungen, Erlebnisse, Erziehung. Erscheint uns etwas als fremd oder andersartig, schaltet unsere Psyche in den Schutzmodus: Sie warnt uns vor den möglichen Gefahren und negativen Konsequenzen einer Sache.

Unser Selbstwertgefühl bestimmt, wie wir auf bestimmte soziale Gruppen reagieren. In unserer Unsicherheit fühlen wir uns stärker, wenn wir bestimmte Gruppen als schwächer ansehen. Wir werten uns auf, indem wir andere abwerten. Wir kaschieren unsere Angst, indem wir den Blick auf Andere, vermeintlich Unterlegenere lenken. Wir zeigen mit dem Finger auf diejenigen, die gegen Normen verstoßen. Dadurch erscheint unser Leben normaler, sicherer.

Unser Geist ist ein eher träges Gemüt. Er arbeitet wie ein Computer. Er reduziert, verdichtet und bündelt Informationen. Er arbeitet mit Stereotypen und verschafft uns eine mentale Bequemlichkeit, nicht jedes Mal alles neu bewerten und einordnen zu müssen. Das hilft uns, unseren geistigen Arbeitsspeicher zu schonen und schnell die vermeintlich richtige Reaktion abrufen zu können. Klischees und Handlungsmuster sorgen dafür, dass wir uns mit überschaubarem geistigen Aufwand orientieren können.

Dass wir gelegentlich irren, ist nicht verwerflich. Problematisch wird es, wenn wir nicht hinterfragen, ob wir irren. Die Macht der Konventionen wickelt uns in Vorurteile und Erwartungen, mit denen wir bestimmten Bevölkerungsgruppen begegnen. Wir nehmen Klischees verstärkt wahr - "Tunten", "Kampflesben" etc. - und reagieren mit den Vorbehalten, die uns unser soziales Umfeld beigebracht hat. Wir diskriminieren "die Anderen", weil es unser soziales Umfeld tut - und wir dazugehören wollen.

Wir stellen diejenigen infrage, die scheinbar unsere Normen und unser Wertesystem in Frage stellen. Für viele Menschen ist Homosexualität ein Frontalangriff auf konservative Werte - und damit auf das, was ihnen ihr soziales Umfeld eingetrichtert hat, was ihnen Eltern und Kirche vorgelebt haben. Sie reagieren verstört und mit Abwehr, wenn Ehe und Familie vermeintlich bedroht scheinen. Es ist die diffuse Angst, dass ihre eigenen Normen entwertet werden. Und es ist nicht ihre Schuld.

Einige Psychologen behaupten, dass sich in der Abneigung gegen Homosexualität auch die Angst vor der eigenen Neigung versteckt. Im Einzelfall mag das stimmen. Das tradierte Bild von Männlichkeit bietet keinen Platz für Männer, denen der Habitus des starken Geschlechts fremd ist. Diese Männer müssen noch nicht einmal schwul sein, um die klassische Rollenverteilung auszuhebeln. Es ist die dumpfe Angst, dass die Männer ihre Dominanz verlieren, die viele Homo-Gegner antreibt.

Homophobie ist menschlich, weil Angst menschlich ist. Wenn man dafür Verständnis aufbringt, verliert die Homophobie etwas von ihrem Schrecken.
Weitere Quellen: T-Immagini/istockphoto.com

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