Sportsucht
Immer häufiger versuchen Menschen, ihren Körper durch extremen Sport positiv zu verändern. Doch wenn der Pfad gesunder Bewegung verlassen wird und man sich bis zur Selbstzerstörung quält, sind die Grenzen längst überschritten.
Gesundheitliche Risiken
Obwohl über Sportsucht noch wenig bekannt ist, gibt es eine sehr hohe Dunkelziffer. Laut Experten kommen immer mehr Personen mit dieser Ausprägung in psychosoziale Behandlung. Darunter offensichtlich auch immer mehr Männer, die ihre Essstörung unter dem Deckmantel eines ausgeprägten Bewegungsdrangs zu kaschieren versuchen. Da dieser häufig als sozial erwünschtes Verhalten gilt, ist es umso schwieriger, sich die Sucht einzugestehen. Das Vernachlässigen von sozialen Kontakten ist bereits ein ernstes Zeichen für das Überschreiten normaler sportlicher Ausmaße. Betroffen sind z.B. Leistungssportler, bei denen Gewicht eine entscheidende Rolle spielt. Sei es, dass Gewichtsklassen eingehalten werden müssen oder die Sportart selbst ein sehr geringes Leistungsgewicht voraussetzt wie etwa beim Skispringen, Eiskunstlauf, Ballett oder Turnen.
Die häufigsten Gesundheitsschäden sind Abwehrschwäche und Muskelatrophie, eine Erkrankungen, die Muskelschwund nach sich ziehen kann. Aber auch Überlastungsbrüche, Osteoporose, physische Erschöpfungszustände oder sogar offene Wunden. Auf Dauer kommt es zu Hormonstörungen, die bei Männer Impotenz hervorrufen können.
Was sind die Auslöser?
Häufig scheinen es Probleme und Ängste zu sein, die Betroffene mit Sport zu bewältigen versuchen. Ein Mechanismus, der durchaus auch von anderen Süchten bekannt ist. Besonders Ausdauersportler erleben, dass die körperliche Anstrengung eine positive Wirkung auf ihre Psyche hat. Es kann zu einer erhöhten Ausschüttung von Glückshormonen kommen, die einen Euphoriezustand auslösen. Der erhöhte Dopaminpegel führt dazu, dass sie immer mehr davon haben wollen. Es bilden sich vermehrt Rezeptoren, die suchtspezifisch arbeiten. Wie bei einer Substanzabhängigkeit müssen die Sportler immer mehr trainieren, um sich erneut in dieses Hochgefühl steigern zu können.
Hilfe und Prävention
Sich einmischen, die Gefahr ansprechen und dranbleiben, lautet das Rezept, welches sich durch das jeweilige soziale Umfeld ziehen sollte - von der Familie bis hin zu öffentlichen Einrichtungen wie Fitness-Studios. Institutsleiter kennen das Phänomen, sehen sich jedoch oftmals mit uneinsichtigen Kunden konfrontiert, die keinen Rat annehmen wollen. Ist die Sucht einmal da, hilft meist nur ein radikaler Schnitt mit stationärer Therapie. Um es erst gar nicht so weit kommen zu lassen, setzen Experten auf eine umfassende Prävention, möglichst schon an den Schulen. Denn dort sehen sie die größte Gefahr, in die Suchtspirale zu rutschen.