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Magersucht nur ein Frauenproblem?

Von DBNA Team
Magersucht  nur ein Frauenproblem?

1100 / photocase.com

Wenn es um Essstörungen geht, dann sind meist Frauen und MÀdchen im Fokus der Berichterstattung. Allerdings ist die Zahl der mÀnnlichen Patienten nicht unbedeutend und steigt stetig an. Dabei leiden homosexuelle MÀnner öfter an Essstörungen als heterosexuelle.

Wenn es um Essstörungen geht, dann sind meist Frauen und MÀdchen im Fokus der Berichterstattung.  Jetzt hat sich der Ex-Telekom-Manager Christian Frommert in einem Buch zu seiner Magersucht bekannt und macht auf  die stetig steigende Anzahl an mÀnnlichen Essgestörten aufmerksam.

"Dann iss halt was!" ein magersĂŒchtiger Manager erzĂ€hlt von seiner Krankheit 

2013 erscheint das Buch "Dann iss halt was!" von Christian Frommert, dem ehemaligen Manager der deutschen Telekom. Der einst ĂŒbergewichtige Karrieremann ist durch den Doping-Skandal um den Rad-Profi Jan Ulrich gewaltig unter Druck geraten. Durch weiteren privaten Stress ist er in die Hungerfalle getappt und hat fĂŒnf Jahre an Magersucht gelitten. Jetzt veröffentlicht er zusammen mit Jens Clasen, dem Chefautor der deutschsprachigen Mens Health ein Buch ĂŒber seine Leidensgeschichte.

Im Zuge des Hungerwahns sind in den vergangenen Jahren zahlreiche schockierende Magersuchtromane auf dem Markt erschienen. Geschrieben wurden sie von magersĂŒchtigen und/oder bulimischen Frauen. Allerdings ist mindestens jeder zehnte MagersĂŒchtige ein Mann. Mit dem Buch "Dann iss halt was!" wird deutlich, dass Essstörungen kein reines Frauenproblem sind. 

Betroffene MÀnner sind durchschnittlich Àlter als betroffene Frauen

Die Magersucht gilt als eine typische Frauenkrankheit, doch eine nicht unerhebliche Anzahl von Patienten ist mÀnnlich. Betroffene MÀnner suchen seltener und spÀter als Frauen Àrztliche Hilfe auf, da Essstörungen als Frauenkrankheiten stigmatisiert sind. So sind SchÀtzungen zufolge bis zu 20 Prozent aller Betroffenen mÀnnlich.

Essstörungen treten bei MĂ€nnern durchschnittlich erst zwischen dem 18. und dem 26. Lebensjahr auf. Bei Frauen liegt das durchschnittliche Erkrankungsalter jedoch zwischen zwölf und 18 Jahren. Das liegt zum einen darin begrĂŒndet, dass Jungen etwas spĂ€ter in die PubertĂ€t kommen und zum anderen, dass sich MĂ€dchen auch deutlich frĂŒher und intensiver mit ihrem Ă€ußerlichen Erscheinungsbild beschĂ€ftigen.

Es wurde auch festgestellt, dass die Magersucht bei MĂ€nnern nur selten mit einer DiĂ€t beginnt. Viele haben anfangs rein athletische Motivationen und wollen möglichst viel an Muskelmasse zulegen. Wenn diese Bestrebungen außer Kontrolle geraten, dann spricht man vom Adoniskomplex, der auch Muskelsucht genannt wird. Dabei wird mit allen Mitteln versucht Muskelmasse aufzubauen. Gleichzeitig wird die Nahrungsaufnahme mit strengsten Maßnahmen gedrosselt. Zudem kontrollieren MĂ€nner ihr Gewicht hĂ€ufiger mit exzessivem Sport, als mit dem Verzicht auf Nahrung.

Homosexuelle MÀnner leiden öfter an Essstörungen als heterosexuelle

Da es bislang nur sehr wenige Studien ĂŒber Essstörungen bei MĂ€nnern gibt, lassen sich kaum reprĂ€sentative Schlussfolgerungen ziehen. Dem Mental Health eJournal zufolge treten bei  homosexuellen MĂ€nnern Bulimie und Magersucht gehĂ€uft auf. Diese Tatsache dĂŒrfe jedoch nicht falsch interpretiert werden. HomosexualitĂ€t per se sei kein Auslöser fĂŒr Essstörungen, doch könne allerdings "Betroffene", die Schwierigkeiten mit dem Anerkennen ihrer eigenen sexuellen Orientierung haben, in Depressionen stĂŒrzen. Diese wiederum können zu einer Essstörung fĂŒhren. 

Das Ablehnen der eigenen SexualitÀt ist eine hÀufige Ursache von Essstörungen. So konnte bei MÀnnern sowie bei Frauen beobachtet werden, dass die Anorexia nervosa (Magersucht) vor allem mit dem Eintritt in die PubertÀt auftritt und damit eine Reaktion auf den Prozess der sexuellen Reifung ist. Durch den akuten NÀhrstoffmangel stagniert die körperliche Entwicklung. Somit können das Peniswachstum und die Ausbildung einer typisch mÀnnlichen Statur ausbleiben bzw. gehemmt werden. Auch kommt es bald zum Erliegen der Libido.

Svea Anais Perrine. / photocase.com

Essstörungen sind vielfÀltig 

Ein merkwĂŒrdiges Essverhalten muss nicht gleich bedeuten, dass man an einer Essstörung leidet, doch die ÜbergĂ€nge sind fließend. GefĂ€hrlich wird es, wenn das Thema "Essen" nicht mehr aus dem Kopf zu kriegen ist und Essen nichts mehr mit Genuss zu tun hat.
Inzwischen geht man davon aus, dass sich die meisten Essstörungen nicht in die drei Hauptgruppen Magersucht, Bulimie und Binge-Eating-Störung zuordnen lassen. Damit entstehen, aus den unterschiedlichsten Symptomen, individuelle Mischformen.

Die Ursachen fĂŒr eine solche Störung können unterschiedlichster Art sein. Der Schlankheitswahn spielt natĂŒrlich eine Rolle, doch ist sicher nicht allein ausschlaggebend fĂŒr eine Essstörung. Viel schwerwiegender als kulturelle EinflĂŒsse sind die individuelle psychische Gesundheit sowie die familiĂ€ren Strukturen. Außerdem wird eine genetische Veranlagung fĂŒr Essstörungen vermutet.

Einmal krank - immer krank?

Magersucht tritt schleichend auf und können wenn ĂŒberhaupt nur in langwierigen Therapien "geheilt" werden. Da die Krankheit oft erst nach vielen Jahren entdeckt wird,  sind die Betroffenen in ihrem pathologischen Verhalten gefangen. Der Weg zurĂŒck ist lang und mĂŒhsam. Je frĂŒher das Problem erkannt wird und je frĂŒher Maßnahmen dagegen ergriffen werden, desto höher die Heilungsaussichten.

Trotzdem berichten Geheilte immer wieder davon, dass man zwar wieder lernen könnte normal zu essen und das Normalgewicht zu halten, aber ganz ablegen kann man solch eine Krankheit nicht. Erschreckenderweise gehört Magersucht zu den psychischen Krankheiten mit der höchsten Sterberate. Man geht davon aus, dass etwa 15 bis 20 Prozent ihrer Krankheit erliegen, wobei die wenigsten tatsÀchlich verhungern.

Die FolgeschÀden von jahrelangem Erbrechen und akuter Mangel- und UnterernÀhrung sind verheerend. Meist kommt es zu tödlichem Herz- und/oder Nierenversagen. Auch wÀhlt ein nicht zu verachtender Anteil der Erkrankten den Freitod.

Wer sich nicht sicher ist, ob sein Essverhalten noch normal ist, der kann ganz anonym den Bodycheck der Bundeszentrale fĂŒr gesundheitliche AufklĂ€rung (BZgA) machen: www.bzga.de

Mehr Informationen, Hilfe und RatschlĂ€ge fĂŒr Betroffene, Freunde und Angehörige sind zudem auf der Homepage der BZgA zu finden.

Weitere Quellen: 1100 / photocase.com - Svea Anais Perrine. / photocase.com

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