Ein Twink, der keiner sein will

Schwule MĂ€nner sind besonders gut darin, einander in Schubladen zu stecken. Doch das gefĂ€llt nicht allen. Denn nicht jeder Twink ist glĂŒcklich damit.
Eigentlich kann sich Sebastian ĂŒberhaupt nicht beschweren. Er ist groĂ, hat ein sĂŒĂes LĂ€cheln und eine tolle Ausstrahlung. Freunde beschreiben ihn als den perfekten Schwiegersohn.
Trotzdem ist der Student, der eigentlich anders heiĂt, nicht ganz zufrieden. Er wird bald 22, wird aber meist jĂŒnger geschĂ€tzt. Wenig Bartwuchs, kein Sixpack, jugendliches Aussehen. Sebastian ist ein Twink. Ein Twink, der keiner sein will.
BĂ€ren, Cubs, Otter, Twinks: Schwule lieben Schubladen
Schwule und bisexuelle MÀnner sind wirklich gut darin, einander in Schubladen zu stecken. Anstatt einfach zu akzeptieren, dass die Vielfalt riesig ist, sind im Laufe der Zeit unzÀhlige Labels entstanden.
Nur ein paar Beispiele: Da gibt es die BĂ€ren, also die etwas Ă€lteren und stĂ€mmigeren, behaarten MĂ€nner. Ein jĂŒngerer BĂ€r wĂ€re ein Cub, und ein dĂŒnner, aber behaarter junger Mann ist ein Otter. Und es gibt Typen wie Sebastian, die Twinks: Jung, dĂŒnn, wenig behaart.
Sebastian nimmt es mit Humor, aber es stört ihn dennoch
Das Problem an diesen eigentlich körperlichen Zuschreibungen ist, dass daraus oft auf den Charakter geschlossen wird. Twinks gelten als unreif, naiv und eher unterwĂŒrfig. "Es ist wirklich eine ernste Sache. Ich fĂŒhle mich oft nicht fĂŒr voll genommen", sagt der 21-JĂ€hrige.

AuĂerdem interessieren sich die Typen, auf die Sebastian steht, oft nicht fĂŒr ihn. "Ich sehe ihnen zu jung aus, sagen sie. Oder sie antworten gar nicht." An sich kann er darĂŒber lachen, aber tief im Innersten stört es ihn dennoch.
"Alt werde ich von ganz alleine"
Er ist nicht unzufrieden, aber gegen einen "mÀnnlicheren" Körper hÀtte er auch nichts. Mit dem Umzug in eine neue Stadt zum Studieren hat er auch entdeckt, dass er an MÀnnern interessiert ist. Frisch geoutet, neu in der Szene, ist er anfangs fast tÀglich ins Fitnessstudio gegangen.
Davon hat er zwar einen stĂ€rkere Bizeps, aber keinen Freund bekommen. Und je lernintensiver die Uni wurde, desto mehr Zeit hat der Chemiestudent fĂŒrs Lernen gebraucht. Hörsaal statt Hantelbank, Labor statt Laufband.
Am Ende blieb Sebastian nur ĂŒbrig, seinen Körper so zu akzeptieren, wie er ist. Das fĂ€llt manchmal noch schwer. "Andererseits wĂ€ren viele froh, so jung auszusehen. Alt werde ich von ganz alleine."