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Auf Tour mit Conchita Wurst: Amy Wald im Interview

Auf Tour mit Conchita Wurst: Amy Wald im Interview

Amy Wald

Die queere Sängerin Amy Wald ist momentan mit Conchita Wurst auf Tour. Wie es dazu kam und wie ihre Oma auf ihr Coming-out reagiert hat, erzählt sie uns im Interview.

Ein paar Worte zu dir: Wer bist du, was machst du und wie bist du bekannt geworden?

Ich bin Amy Wald, eine Deutsch-Pop Künstlerin und Songwriterin aus Salzburg. Die letzten zwei Jahre war ich als Straßenmusikerin im deutschsprachigen Raum unterwegs und stehe jetzt zum ersten Mal wieder mit Band auf der Bühne. Vor zwei Jahren habe ich angefangen meine Songwriting-Ergebnisse auf Instagram zu posten. Dabei hab ich die Songs auf der Gitarre gespielt, dazu gesungen, einfach mit dem Handy abgefilmt und auf Instagram gepostet. Das hat für mich alles losgetreten. Von da an hab ich meinen Weg in der Musikbranche dokumentiert und transparent gezeigt was es heißt, als Frau independent Musik zu machen und zu versuchen davon zu leben.

Durch deinen Song Liebesleben wurdest du schließlich auch vor deiner Oma geoutet. Wie geht sie damit um?

Sie ist schon recht alt und merkt sich nicht mehr vieles. Als mein Dad ihr den Song gezeigt hat, hat sie anscheinend gar nicht wirklich darauf reagiert. Ich war zu dem Zeitpunkt in Deutschland als Straßenmusikerin unterwegs und hab davon gar nichts mitbekommen. War auch ehrlich gesagt sehr überrascht, dass er ihr den Song überhaupt gezeigt hat. Ich bin mir sicher, dass sie gar nicht so verstanden hat was sie da gerade anhört und dass es dabei um sie geht. Eineinhalb Jahre später hat sie meine Partnerin Valentina Vale kennengelernt und auch da hat sie die Situation nicht verstanden. Bis sie dann ein ernsteres Gespräch mit meiner Schwester hatte und sie gefragt hat wie es denn in meinem Liebesleben aussieht und ob ich glücklich wäre. Als meine Schwester ihr nochmal gesagt, dass Valentina meine Freundin sei, antwortete meine Oma nur mit „Sie ist doch nicht lesbisch! Das geht doch nicht.“ Woraufhin meine Schwester nur mit „Doch das geht geantwortet hat.“ Das finde ich heute noch toll von ihr. Ich denke aber, dass sie mittlerweile alles schon wieder vergessen hat. Dafür kennt Vale jetzt immerhin meine Oma und das ist mir viel wichtiger!

Aktuell bist du mit Conchita Wurst auf Tour, wie kam es dazu?

Über unsere gemeinsame Booking Agentur. Ich hab gerade eine Woche mit der Agentur gearbeitet als wir die Info erhalten haben, dass die Anfrage für Tour-Support gestellt wurde. Als wir dann die Zusage bekommen haben, haben wir uns natürlich sehr gefreut.

Amy Wald

Wie fühlt es sich an Conchita begleiten zu dürfen?

Das ist wirklich eine große Ehre. WURST war für mich eine der wenigen Personen in der Musikbranche, die sich öffentlich für die LGBTQIA+ Community eingesetzt hat. Mir hat das damals schon Halt gegeben, zu sehen, dass man auch in der Öffentlichkeit so sein kann wie man sein möchte und damit Erfolg haben kann wenn man es mit Überzeugung macht. Ich hab mich mein ganzes Leben lang schon fehl am Platz und „anders“ gefühlt. Leute wie WURST schenken Hoffnung und das ist unglaublich viel Wert. Außerdem ist die live Performance von WURST wirklich grandios! Die Band klingt unfassbar gut und die Bühnenpräsenz von WURST beeindruckt mich bei jedem Auftritt. Da kann ich von absoluten Profis lernen und mich inspirieren lassen!

Was treibt dich an Musik zu machen?

Ich denke dass jeder Mensch ein gewisses Ventil hat um Emotionen und Gedanken zu verarbeiten und sie auszudrücken. Bei mir ist das die Musik. Das heißt, ich muss Songs schreiben um Luft rauszulassen. Ich würde das also auch machen, wenn ich nicht auf einer Bühne stehen würde, aber es ist natürlich ein Traum, dass ich mit meinem Ventil auch andere Menschen erreichen kann.

Du sagst von dir, dass du einen „Fick“ auf Love-Songs gibst, trotzdem setzt du dich für ein freies Liebesleben ein, wie passt das zusammen?

Für mich sind das zwei Paar Schuhe, da ich mich in dem Song „F.A.L.S.“ (Fick auf Love-Songs) selber auf den Arm nehme. In dem Zeitraum als ich den Song geschrieben habe, wollte ich alles andere als einen Love-Song schreiben. Ich habe sogar schon krampfhaft versucht ja nicht über Liebe und meine frische Beziehung zu schreiben. Aber in der Kunst etwas krampfhaft zu versuchen ist alles andere als fördernd! Beim Writing-Prozess hat sich nichts gut und natürlich angefühlt, bis ich irgendwann gedacht habe, dass ich dem Thema Beziehung eine Chance geben werde um mich wieder auf alle andere Themen konzentrieren zu können. Auf einmal hatte ich innerhalb von wenigen Minuten die Strophen fertig. Ich dachte mir dann aber, wenn ich schon darüber schreibe, pack ich genau diesen Zwiespalt von „Eigentlich will ich kein Liebeslied schreiben, andererseits funktioniert gerade nur das“ in den Song hinein. Ich mache mich mit dem Song also über mich selbst lustig. Für ein freies Liebesleben werde ich mich immer einsetzen. Unabhängig davon ob ich einen Liebessong schreiben möchte oder nicht. Da geht es für mich um das Starkmachen für ein buntes und toleriertes Liebesleben für alle Menschen.

Mit deiner Freundin lebst du in einer offenen Beziehung, wie kommt dein Umfeld damit klar?

Super! Sollte ja auch keinen Grund geben damit ein Problem zu haben. Viel mehr werden uns laufend Fragen gestellt, vor allem von Freunden die sehr interessiert an unserem Beziehungsmodell sind und wissen wollen wie wir das führen. Auch in der Öffentlichkeit stoßen wir Großteils auf ein sehr interessiertes Feedback. Klar, man findet überall Menschen, die das einfach nicht verstehen wollen wie man selber lebt, aber diesen Leute versuchen wir keine Aufmerksamkeit zu schenken. Was teilweise unangenehm sein kann, ist wenn wir sehr aggressiv angeflirtet werden und dann der Satz „Ihr seid doch eh in einer offenen Beziehung“ fällt. Aber auch da haben wir für uns schon gute Antworten parat.

Hast du eine Botschaft an die junge queere Community?

Wir sollten alle mehr zusammenhalten und vor allem die queeren Rechte, für die in den letzten Jahrzehnten hart gekämpft wurde, nicht als selbstverständlich hinnehmen.

Vielen Dank für das Interview. Wir haben Amy Wald nicht nur als herausragende Nachwuchssongwriterin und Musikerin kennengelernt; sondern auch als einen Menschen, der es schafft, in seiner Musik offen und stilvoll sein Leben zu verpacken. Dabei erhebt Amy Wald ihre Stimme für die Queere Community und ist Vorbild.

Dies ist ein Beitrag von unserem DBNA´ler Leonard (PHALCORE) und dem Queer Content Network.

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