Unglaublich, aber wahr!
Alles fing ganz komisch an, ich kann mich noch ganz genau erinnern, wie ich merkte, dass etwas mit mir nicht stimmt.
Nun zu dem eigentlichen Outing, meine Freunde, angeblich auch Familie, zumindest meine Mutter, vermuteten es schon lĂ€nger dass ich auch auf das gleiche Geschlecht stehe. Es war ein ganz normaler Tag, wie jeder andere, nur das ein Freund (Andy) bei mir schlief. Meine Eltern waren zusammen auf der Couch, und redeten ĂŒber mich, wie ich danach erfahren habe. Es ging ĂŒber die HomosexualitĂ€t. Da ein schwuler Junge bei mir schlief, vermutete es meine Mutter und erzĂ€hlte dies meinem Vater, der daraufhin nicht sehr reif reagierte und nur sagte: Wenn Patrice schwul sein sollte, ist es nicht mehr mein Sohn!, stand darauf hin auf und fuhr weg. Ich muss dazu sagen, dass meine Eltern getrennt wohnen. Am nĂ€chsten Tag war mein Vater wieder da, holte mich aus dem Zimmer und redete ganz offen mit mir ĂŒber dieses Thema. Zu diesem Zeitpunkt wusste ich ja noch nicht, dass er am Vortag so etwas sagte. Auf jeden Fall fragte er mich öfter, ob ich denn zur HomosexualitĂ€t neige, aber ich verneinte jedes Mal.
Nach einiger Zeit war unser GesprĂ€ch beendet und er fuhr wieder. Andy blieb die ganze Zeit ĂŒber in meinem Zimmer. Am spĂ€ten Nachmittag fuhr meine Mutter zum einkaufen und Andy und ich waren alleine. Ich drehte die Musik etwas auf und schon ging es los, wir hatten unseren SpaĂ, aber auch nur fĂŒr kurze Zeit. Plötzlich stand meine Mutter mit zwei EinkaufstĂŒten zwischen meiner ZimmertĂŒr, sie sah uns beide, so gut wie nackt. Als ich merkte, dass sie dort stand, nahm ich sofort die Decke und deckte mich zu. Sie lieĂ beide Taschen fallen und ging heulend aus meinem Zimmer raus. FĂŒr mich brach in diesem Moment die ganze Welt zusammen, ich wusste nicht, was ich tun soll. Mir fielen keine Worte ein, ich war eingefroren. Nach kurzer Zeit kam meine Mutter und schrie mich an, sie machte mich kaputt und sagte: Pack deine Sachen, nimm Andy mit und geh, ich dulde deine Liebeleien hier nicht in meiner Wohnung! Ich zog mir was an, nahm Andy und ging. Andy fuhr dann anschlieĂend auf einen Geburtstag. Ich verbrachte die Nacht in der Stadt, bis ich mĂŒde wurde und eine Freundin kontaktierte, ob es möglich wĂ€re, dass ich diese Nacht oder auch etwas lĂ€nger, bei ihr nĂ€chtigen könne. Sie sagte ja und daraufhin fuhr ich zu ihr.
Am nĂ€chsten Morgen hatte ich eine Menge an Anrufen von meiner Mutter. Ich rief zurĂŒck und fragte was sie wolle, sie sagte ich soll sofort nach Hause kommen oder sie meldet es bei der Polizei. Als ich das erfuhr, fuhr mich eine Freundin sofort nach Hause. Dort ging ich in mein Zimmer, sperrte mich ein und wollte nichts hören. Meine Mutter versuchte öfter mit mir zu reden, doch ich blockierte ab. Kurz vor meinem Geburtstag geschah etwas Schlimmes. Ich hörte komische GerĂ€usche im Gang, ich ging aus meinem Zimmer um nachzusehen. Dort sah ich meine Mutter, wie sie kaum mehr aufrecht stehen konnte. Ich bemerkte sofort, dass sie Alkohol zu sich genommen hat. Nebenbei telefonierte ich mit meiner Oma, mit der ich aber das Telefon beenden musste, da ich den Krankenwagen anrief. Dieser traf 10 Minuten spĂ€ter ein. In dieser Zeit versuchte meine Mutter abzuhauen, ich hielt sie aber fest, so fest, dass sie tagelang danach noch blaue Flecken am Arm hatte. Ich war auf 180 und schrie sie an: Was bist du eigentlich fĂŒr eine Mutter, dein Verhalten ist einfach nur kindisch und unreif!, sie murmelte nur immer irgendwas daher. Der Krankenwagen nahm sie mit, die Polizei blieb noch etwas bei mir und beruhigte mich und dann ging ich auch zu Bett.
Nach einigen Wochen besserte es sich langsam. Meine Eltern und ich redeten ganz offen darĂŒber, beide entschuldigten sich bei mir fĂŒr ihr Fehlverhalten. SĂ€mtliche GesprĂ€che mit Therapeuten und Soziale Einrichtungen fĂŒr Homosexuelle besserten das VerhĂ€ltnis zwischen mir und meinen Eltern. Langsam erfuhren es auch andere Familienmitglieder und Freunde, die zum GlĂŒck normal reagierten und nur sagten: Du musst wissen, was dir gut tut. Ich will nur, dass du glĂŒcklich bist!. Dies sagten aber mittlerweile meine Eltern auch. Mit Vater und Mutter habe ich jetzt ein besseres VerhĂ€ltnis als davor. Ich hab ihnen alles verziehen, denn jeder macht Fehler. Meine Eltern und ich haben nie aufgehört uns so zu lieben, wie wir sind! Auch wenn es die hĂ€rtesten Monate meines Lebens waren, mir selbst hĂ€tte nichts Besseres passieren können, ich bin ein anderer Mensch wie davor, glĂŒcklicher. Dieser GefĂŒhl, alles heimlich zu halten, alles hinten herum zu machen und immer aufzupassen macht einen selbst kaputt. Ich bin so glĂŒcklich, dass mich alle so akzeptieren wie ich bin. Niemanden, wirklich niemanden habe ich dadurch verloren, eher hab ich dazugewonnen. Ich wĂŒrde euch nur eins Raten: Seid so ehrlich, nimmt euch den Mut, steht dazu und outet euch. Bleibt stark und gebt nicht auf. Ihr werdet sehen, euch geht es danach tausend Mal besser - Ende gut, alles gut!
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