Geschichten

Treffer ins Tiefschwarze

Von DBNA Team

„Juhuuu, ich wollte schon immer einen schwulen besten Freund...“ Mit diesem Satz wurde ich von meiner besten Freundin damals regelrecht ĂŒberrannt! Das erste Mal, dass ich gesagt habe: „““Ich bin schwul.“ ist mittlerweile zwei Jahre her.

Georg, 17: Damals war ich 15 Jahre alt und mĂ€chtig prĂ€chtig in meinen besten Freund verknallt, der sah aber auch toll aus! Naja nur zu dumm, dass meine beste Freundin Karo auch in ihn verschossen war ich wusste es von ihr, aber sie nicht von mir. Ein Schlachtplan musste her es sollte ja am Ende keine TrĂ€nen geben! Also waren wir bei uns im Ort mit einer leckeren EistĂŒte in der Hand unterwegs und redeten von ihm Max.

Irgendwie meinte meine beste Freundin damals, ich sei so oberglĂŒcklich drauf und wie es denn dazu kĂ€me. Ich antwortete ihr zunĂ€chst, dass sie doch raten soll, weil es sonst zu langweilig wĂ€re. Prompt riet sie wild drauf los und was war der erste Satz von ihr: Ach ich weiß, du bist schwul und in Max verliebt, stimmts?

Hoppla! Also das war doch definitiv der Treffer ins Tiefschwarze! Jedenfalls grinste ich sie leicht dĂŒmmlich an, wie ich es immer mache, wenn ich ihr ein Ja zu verstehen geben will. Kurze Zeit spĂ€ter, als sie meinen Gesichtsausdruck verstanden hatte, hatte ich auch schon Karo um meinen Hals, den oben besagten Satz im Ohr und ihre EistĂŒte auf dem nagelneuen T-Shirt.

Das Schwierigste war also total einfach geschafft und wir redeten noch ein Weilchen ĂŒber das Thema, bis wir schließlich zu der Frage: Wer von uns beiden darf jetzt Max haben? gekommen waren. Ich hab dann vorgeschlagen, dass wir uns beide ganz dezent umdrehen und nach anderen sĂŒĂŸen Typen schauen sollten und so geschah es, dass ich kurze Zeit spĂ€ter Ben kennen lernte.

Ich war schon eine Weile lang im Cyberspace auf schwule Kontakte aus und siehe da, er schrieb mich an! Verstanden hatten wir uns sowieso gleich auf Anhieb und er kam sogar von nicht allzu weit weg. Wir trafen uns dann auch relativ schnell und waren zusammen das war aufregend, toll, wunderschön und vor allem neuartig fĂŒr mich, da ich nicht mehr alleine war!

Allerdings wollte mich mein Neuer auch mal besuchen kommen und als 15-jĂ€hriger Teenager hat man doch die Eltern im Nacken sitzen. Also schnappte ich mir wenige Tage spĂ€ter meine Mutter, den Hund und eine Tafel Schokolade und wir gingen mit dem Hund Gassi. Irgendwie schien ich die vorhergehenden Tage mit einem Dauergrinsen im Gesicht herumzulaufen und auf der Parkbank mit der Tafel Schokolade in der Hand fragte meine Mutter mich dann, ob ich eine Freundin hĂ€tte. Das war natĂŒrlich DIE Gelegenheit und ich plauderte aus, dass es quasi keine Freundin sondern ein Freund wĂ€re. Also: Nee Mama, ich habe einen Freund!"

FĂŒr den ersten Moment sah man es deutlich GrĂŒbeln, bis die werte Frau Mutter dann dahinter stieg, dass ich mich gerade outete. ZunĂ€chst fragte sie, ob ich das denn mit 15 Jahren schon wissen könne und ĂŒberhaupt ob das nur eine Phase sei. Logisch! Diese Frage bzw. Vermutung kommt von Eltern immer zuerst, aber ich klĂ€rte sie dann schnell auf, dass sie ja auch mit 14 ihren ersten Freund hatte und da bereits wusste, dass sie Jungs mag. Bei mir ist das eben ganz genauso, sagte ich. Irgendwie hat sie das verstanden und gemeint, dass ich mich nun ganz offiziell bei ihr geoutet hĂ€tte.

SpĂ€ter fragte sie noch ihre beste Freundin, weil deren Bruder auch schwul ist, wie man denn damit umgehen mĂŒsse usw., aber die sagte auch nur, dass es ja keine SonderumstĂ€nde sind, sondern ganz natĂŒrlich.

Motiviert von diesen beiden fantastischen Outings ging es bei mir richtig los! Alle guten Freunde mussten natĂŒrlich Bescheid wissen, vor allem meine guten Freundinnen! Die fanden es alle super und prompt am nĂ€chsten Tag kamen die ersten an und wollten wissen, was ich denn von dem SĂŒĂŸen aus der Oberstufe halten wĂŒrde. Es war einfach herrlich!

Bei den Jungs aus meinem Freundeskreis war ich am Anfang etwas weniger fix, aber genauso bestimmt. Viele von denen fanden es echt cool, auch dass ich so viel Mut bewiesen habe. Mein damals bester Freund Max wendete sich leider von mir ab, allerdings mehr oder weniger unbewusst, was aber auch an mir lag, da ich mir zu viel von ihm versprach und ja anfangs noch in ihn verliebt gewesen war. Jetzt sind wir aber wieder gute Freunde geworden! Andere, die ich schon ĂŒber zehn Jahre kenne, hatten absolut kein Problem damit, ein andere guter Freund meinte sogar, dass er jetzt eine Bezugsperson hat, falls er mal genug von zickigen MĂ€dels hat.

Etwas spĂ€ter folgte dann auch mein Vater (meine Eltern sind getrennt), da ich zunĂ€chst nicht wusste wie er reagieren wĂŒrde. Allerdings stellte sich heraus, dass mein Vater das total in Ordnung fand und auch noch findet und sogar meinen Freund kennenlernen wollte. Das verlief alles super toll!

Somit bin ich nun seid schon zwei Jahren ganz offiziell geoutet und lebe es offen und frei aus. Jeder in meinem Bekanntenkreis, ja sogar die ganze Schule weiß es und ich habe ĂŒberhaupt keine Probleme. Ich habe auch schon andere Leute inspiriert und dazu ermutigt, sich zu outen, da ich finde man sollte nicht vor sich davon laufen. Jeder Mensch hat ein Recht darauf, jeden zu lieben egal wie sie oder er heißt!
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