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Geschichten

Sentimentale Momente in Italien

Von DBNA Team

Meine Geschichte ist bis jetzt sehr positiv und einfach nur total schön verlaufen, aber ich beginne damit, als ich mein inneres Coming-out hatte. Damals war ich 14 Jahre alt und das war noch vor der Jugendweihe. Eine genauere Zeitangabe kann ich leider nicht machen.

Alex, 16: Jedenfalls hab ich damals schon Jungs hinterhergeschaut, fand sie gutaussehend und habe beim Umziehen beim Sport auch immer genau die Körper der anderen betrachtet. Und ich habe natürlich auch nachts von Jungs geträumt. Das war natürlich auch schon bevor ich 14 war. Aber da war ich reif genug zu wissen was es heißt, schwul zu sein, und dachte halt: Junge, du bist schwul. Ich hatte also keine Probleme, es für mich selbst zu akzeptieren.

Dann hab ich es zwei Jahre lang super verbergen können. Man muss dabei wissen, dass man mir überhaupt nicht anmerkt, dass ich schwul bin. Ich hab Jungs typische Interesse, spiel3 Fußball in der Schulmannschaft und seit kurzem immer mal wieder in einem Verein, dort bin Torwart, aber das ist nebensächlich.

Jedenfalls hab ich in den zwei Jahren zwischen meinem 14. und 16. Lebensjahr einen auf hetero gemacht und allen was vorgespielt. Ich meine, ich konnte sogar bei Mädels mitreden. Kurz gesagt: Ich hatte eine Oskar reife Tarnung.

Naja, im April dieses Jahres zum Geburtstag meines Vaters ja, ich weiß, ich habe ein super Händchen für Timing habe ich es erst meiner Mutter gesagt. Die wollte es nicht glauben und hat nachgefragt, wie ich darauf komme und so weiter. Ich habe es ihr erklärt und sie meinte, ich werde immer ihr Sohn bleiben. Dann meinte sie, ich sollte es meinem Vater sagen. Da der aber Geburtstag hatte, wollte ich es am nächsten Tag tun, aber sie drängte mich regelrecht dazu, es nicht zu verschieben. Also sagte ich es ihm.

Er ließ geschockt die Schlüssel fallen, fand aber alles okay. Er redete am nächsten Tag nochmal mit mir und dabei sagte auch er, ich werde immer sein Sohn bleiben, egal was sei. Meiner Mutter kamen zwar auch zwe Tage später noch Tränen, aber sie hat alles super verkraftet.

Dann stand in der 10. Klasse die Abschlussfahrt nach Italien auf dem Programm und da hab ich mir geschworen, dass ich mich bei meinem besten Kumpel aus der Klasse am letzten Abend dort oute. Mir schien auch soweit alles in die Hände zu spielen, denn es hieß wir bekämen ein Doppelzimmer. Damit schien das Unter-vier-Augen-sein ja schon vorweg gesichert. Jedoch kam es leicht anders. Wir hatten dann ein 3er-Zimmer mit einem weiteren sehr guten Freund von mir. Dieser rettete mir zwei Tage vor dem Coming-out das Leben. Wer weiß, ob er es getan hätte, wenn ich mich erst geoutete hätte und er mich dann hätte retten müssen kleiner Scherz.

 Jedenfalls war es am letzten Abend so, dass beide sehr sentimental waren und ich erst einmal Tröster spielen durfte. Der eine war sentimental, weil er zu viel gesoffen hatte, der andere auch aus nachvollziehbaren Gründen. So hab ich die beiden erst einmal getröstet. Ich meine, wenn wir Schwulen für etwas bekannt sind, dann für unser Einfühlungsvermögen. Jedenfalls haben beide sich geöffnet und ihr Herz ausgeschüttet. Und dann dachte ich, ich tu ich ihnen am besten gleich und sagte:  Hey Leute, ich habe etwas Festes, aber es ist kein Mädchen. Beide waren schockiert und gingen kurz auf Abstand, einer zum Fenster, weil er Luft brauchte, der andere wollte, dass wir sofort schlafen. Es war schon nachts um 2 Uhr. Jedenfalls dachte ich mir: Na klasse, das geht schief.

Aber nein, das ging es keineswegs. Der eine kam auf mich zu, drückte mich ganz fest und meinte: Hey Alex, wir sind Freunde und das wird auch so bleiben. Das ändert gar nichts, du bist doch mein Bruder! (Im engfreundschaftlichen Sinne ist das gemeint, das muss man dazu sagen, wir sind nämlich nicht verwandt.) Er sagte dann auch, dass er jetzt ganz anders über Schwule denkt, dass er keine blöden Sprüche mehr über sie bringen werde, und wenn mir deswegen mal einer blöd kommen sollte, dann brauche ich ihm nur Bescheid zu sagen, dann mache er ihn rund.

Als er das sagte, war ich zu Tränen gerührt, denn das war einfach so wunderschön. Ich wünschte, dieser Moment wäre ewig gewesen. Dieses Gefühl und seine Worte werde ich nie vergessen. Ihr müsst wissen, er ist nämlich sonst eigentlich von den Sprüchen her ziemlich schwulenfeindlich gewesen, auch dann wenn wir vor meinem Coming-out nur zu zweit waren. Darum bedeutet mir das auch am allermeisten, denn das zeigt mir, dass ich sowie unsere Freundschaft ihm auch wichtig sind und er mich so mag, wie ich bin.

Der andere war weniger rührend, aber auch er hat kein Problem damit. Und hat den Rest der Nacht mit mir drüber gesprochen. Die beiden Jungs bewundern auch meinen Mut und ich habe bis heute dafür ihren Respekt. Das hat mir einfach bewiesen, dass diese beiden wahre Freunde sind und seitdem sind sie meine zwei allerbesten Freunde. Ich bin einfach nur dankbar dafür, dass es sie gibt, und so froh, sie zu haben.

Ich hab vor, mich in Zukunft nicht mehr zu verstellen, weil man ja nur sich selbst belügt und auf die Frage: Bist du schwul? werde ich ehrlich antworten und egal was passiert, ich hab mindestens zwei, die hinter mir stehen, was will man mehr? Achja, auch wenn ich es, glaube ich, nicht erwähnen brauche, aber es läuft seitdem super mit beiden. Das Verhältnis zu einem ist sogar noch inniger und enger dadurch geworden.
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