Ohne Hindernisse
Ganz insgeheim verliebte ich mich das erste Mal in einen Jungen, da war ich noch im Kindergarten. Nur damals dachte man sich nichts dabei, damals wusste ich ĂŒber Liebe nichts. Schon gar nicht ĂŒber Homosexuelle.
Anfang der Hauptschule war ich auch noch in ein anderes MĂ€dchen verliebt, aber aus uns wurde nichts. Ein Jahr spĂ€ter kam ein Junge in unsere Schule. Ich kannte ihn schon von einer Geburtstagsfeier eines Nachbar-Freundes von mir, das wir dann aber in dieselbe Schule gingen, war Zufall. Anfangs war es ein komisches GefĂŒhl, in einen Jungen verliebt zu sein. Ich wollte es unterdrĂŒcken, doch je mehr ich das GefĂŒhl unterdrĂŒckte, desto mehr und mehr kam es aus mir raus.
Als ich mein Schwulsein an mir so einigermaĂen akzeptiert hatte, wusste ich aber auch schon wieder, dass ich bei dem Jungen, in den ich verliebt war, keine Chance hatte. Ich war zwar sehr gut mit ihm befreundet, aber gerade deswegen fand ich es auch besser, wir blieben Freunde, als dass ich ihm etwas sagte, was er nicht hören wollte. Mir war die Freundschaft unheimlich wichtig. Ich war damals 13, 14, er so circa elf oder zwölf Jahre alt.
Ich outete mich dann bei zwei Freunden in der Schule. Logischer weiĂe wusste es drei Tage spĂ€ter die gesamte Schule. Zu meiner Ăberraschung reagierten alle sehr positiv. Und es war mir auch relativ egal, da die Schule fast zu Ende war.
In der Hauptschulzeit outete ich mich auch bei meiner Mutter per Brief. Die kam damit klar, aber ging gleich mal zu HOSI (Homosexuellen Initiative) und lieĂ sich von einem Psychologen dort beraten.
Als die Hauptschule zu Ende war, verlor ich den Kontakt zu dem Jungen. In der neuen Schule war ich in niemanden so wirklich verliebt. Es gab zwar immer wieder den ein oder anderen Schwarm, darunter ein ganz besonderer. Aber ich outete mich in dieser Schule, auf der ich ein Jahr war, nicht. Es war aber das beste Schuljahr seit acht Jahren, also meiner gesamten Schulzeit.
In den Sommerferien war ich auf einem Sommerlager. Gleich vorweg: Dort blieb ich ungeoutet; nur diejenigen von dort, die auf irgendeine Art noch Kontakt zu mir haben, wissen heute, dass ich schwul bin. Auf alle FĂ€lle verliebte ich mich auf diesem Lager mal wieder in einen Jungen, den ich dort nur durch Zufall kennenlernte. Ich habe auch heute noch Kontakt zu ihm. Aber er ist nicht schwul und aus uns wurde auch nichts. Dass ich schwul bin, gestand ich ihm aber erst nach dem Lager. Ich gestand ihm sogar, dass ich ihn liebte, was ihn zu meiner Ăberraschung nur wenig störte. Aber er war bzw. ist ja der Ăberzeugung, dass ich nicht schwul bin.
Nach den Ferien besuchte ich die Polytechnische Schule in Tamsweg, das auf dem Land liegt. Und wie man jetzt wahrscheinlich schon weiĂ, war es dort unmöglich sich zu outen, da hier einige meiner Meinung nach rassistisch und homophob sind. Ich war zwar in einer sehr netten Klasse, aber da so etwas nie innerhalb einer Klasse bleibt, wusste ich, dass ein allein auf die Klassengemeinschaft beschrĂ€nktes Coming-out nicht funktionieren wĂŒrde. Dort gab es auch wieder den einen oder anderen, fĂŒr den ich geschwĂ€rmt habe. Der Wunsch, mich zu outen, war dort gröĂer als in der letzten Schule und allgemein war es nicht das beste Schuljahr, da ich mit einem MitschĂŒler so gar nicht klar kam. Auch hatte ich einen sehr, sehr weiten Anfahrtsweg, weswegen ich schon immer sonntags anreisen musste, was allgemein viel Stress war.
In den Sommerferien hatte ich eine Fernbeziehung mit jemandem in meinem Alter, den ich aber davor nie gesehen hatte; also war es auch keine richtige Beziehung. Da es Probleme gab und mir die Entfernung zu groĂ war, machte ich dann auch mit ihm Schluss. Aber dank dieser Beziehung outete ich mich auch bei meinem Vater.
Ich lernte ĂŒber die Gay Union einen Jungen aus meiner Gegend kennen. Davor und danach lernte ich auch noch andere kennen, aber ich kann nicht alles zu genau schildern sonst wird der Text viel zu lang. Ich war mit ihm im Kino und ich muss dazu sagen, dass er nicht gerade schĂŒchtern und berĂŒhrungsĂ€ngstlich war.
An dieser Stelle sind wir so einigermaĂen im Jetzt und nicht mehr in der Vergangenheit. Bei einem Geburtstag von Pseudo-Verwandten von mir verliebte ich mich unsterblich in einen Jungen (ich schildere die Dinge jetzt nicht zu genau, weil es nicht zu offensichtlich da stehen soll). Dieser Junge ist wie geschaffen fĂŒr mich. Er ist von Kopf bis FuĂ der Junge wie ich ihn mir vorgestellt hatte, also mein absoluter Traumjunge. Ich denke jeden Tag sehr viel an ihn, habe auch freundschaftlichen Kontakt zu ihm. Nur, ob mein Traumjunge auch schwul ist, dies wĂŒsste ich von ihm nicht.
Mittlerweile bin ich so gut wie bei jedem geoutet, sogar bei einigen aus der Verwandtschaft und bei Freunde sowieso, und es kommen alle damit klar.
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