Geschichten

Mehr Selbstvertrauen

Von DBNA Team

Schon lange wusste ich, dass mit mir etwas anders war. Dass ich auf Jungen stehe, wurde mir aber erst so mit elf oder zwölf Jahren bewusst. Es hat lange gedauert, bis ich selber damit klar kam. Anfangs war ich mir unsicher, was das ĂŒberhaupt bedeutet, schwul zu sein. Dann, mit Anfang 15, fasste ich nach langem Überlegen den Entschluss, es zu erzĂ€hlen – nur wem?

Leo, 16: Schließlich entschied ich, es nicht meiner besten Freundin zu erzĂ€hlen, die in meiner Klasse war, sondern einer anderen guten Freundin, die nicht in Kontakt mit dem Großteil meines Freundeskreises stand.

Immer wieder versuchte ich den richtigen Moment dafĂŒr zu finden, konnte mich aber nicht ĂŒberwinden. Irgendwann hielt ich es nicht mehr aus, immer nur darĂŒber nachzudenken und schrieb es ihr einfach ĂŒber ICQ dies war die einfachste, schnellste und am wenigsten nervenaufreibende Variante.

Ihre Reaktion war so, wie ich sie mir gewĂŒnscht hatte. Sie nahm es sehr gut auf und freute sich, dass ich ihr gegenĂŒber das Vertrauen hatte, mich bei ihr als erstes zu outen. Durch ihre Reaktion bestĂ€rkt outete ich mich nach und nach bei meinen anderen Freundinnen, die es alle sehr positiv aufnahmen. nach und nach verbreitete sich die Nachricht in der Schule, dass sich mich geoutet habe.

Ich bin immer noch froh wie gut dieses Coming-out verlief, da es keine schlechten Reaktionen gab. Einige, die es von anderen gehört hatten, kamen auch auf mich zu und sagten mir, dass sie es gut fĂ€nden, dass ich mich geoutet habe, aber auch dass das sehr mutig wĂ€re so frĂŒh dazu zu stehen...

Ich war fĂŒrs erste total zufrieden und vor allem erleichtert. Ich war ĂŒberrascht, wie gut sich das alles anfĂŒhlte und merkte dann auch, dass das alles schon ziemlich auf mir gelastet hatte. War ich vorher eher der Außenseiter ohne Selbstbewusstsein, so erlangte ich danach immer mehr Selbstvertrauen.

Zwei Coming-outs standen mir allerdings noch bevor. Erstens bei meinen Freunden hier in meinem Dorf ich wohne in einem kleinem (sehr kleinem) Dorf, auf einem großen Hof mit drei Parteien. Wir haben einen sehr engen Kontakt unter den Nachbarn und wir Kinder sind miteinander aufgewachsen und sehr eng befreundet. Doch irgendwie konnte ich mich nicht ĂŒberwinden und es ihnen zu erzĂ€hlen. Irgendwann war große Party und ich war schon ziemlich betrunken, da erzĂ€hlte ich es einfach ohne nachzudenken... und es war gar nicht schwer und alle nahmen es sehr gut auf.

Doch das Coming-out bei meinen Eltern (das zweite noch offene) schob ich eine ganze Weile vor mir her. Immer wieder sagte ich mir: Das mache ich, wenn ich 16 Jahre alt bin. Bis dahin waren es noch etwa neun Monate.

Doch es kam anders: Ich erzĂ€hlte meiner besten Freundin, dass ich mich mit einem jungen Mann (20) treffe. Als ich 2 Tage spĂ€ter aus der schule kam, saß meine Mutter auf dem Sofa und sagte: Die Mutter von der ... hat angerufen. Ich wusste sofort, was Sache war und ging in mein Zimmer. Meine Mutter kam dann rein und sagte mir, dass das nicht schlimm sein und es kein Problem sei. Doch das wollte ich in dem Moment nicht hören.

Erst am nĂ€chsten Morgen war ich bereit darĂŒber zu sprechen. Meine Eltern saßen in meinem Zimmer und wir redeten darĂŒber, dass sich nix Ă€ndert ... und bla bla. Sie waren lediglich besorgt um mich in Hinblick auf den Altersunterschied zwischen mir und dem Jungen, mit dem ich mich traf.

Naja, das ist jetzt gut ein Jahr her und ich bin eigentlich ĂŒberall geoutet und nach wie vor sehr glĂŒcklich damit. Abschließend kann ich sagen, das mein Coming-out etwas sehr positives war und einige Freundschaften sehr bestĂ€rkt und vertieft haben, da die MĂ€dchen jetzt wissen, dass ich niemals etwas mit ihnen anfangen wĂŒrde.
Coming-out

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