Geschichten

Mama Mia

Von DBNA Team

Alles fing damit an, dass ich mit 13 oder 14 bemerkte, dass ich eben den Jungs mehr hinterher schaue als den MĂ€dchen.

Thomas, 24: Damals habe ich eben halt noch gedacht das dieses "falsch" sei und habe es eben versucht zu verdrÀngen. Das war zwischenzeitlich auch recht schwierig, ich wollte mir halt nicht eingestehen, schwul, ich? Niemals, wieso ich? Und so ging das eben halt bis Mitte diesen Jahres (Juli-August). Bis die Kuppelshow Mama Mia lief, und alles nochmal in mir hoch kam. Gut dachte ich, dann bist du halt bisexuell.

uHabe mich dann auch so langsam mal in einigen Portalen umgeschaut, paar Kontakte gesucht und einen netten Typen gefunden, der mir bei meinem inneren Coming-Out geholfen hat, und mich eben noch weiter zum Nachdenken angeregte. Es folgten so einige verheulte NĂ€chte, wo ich mich in den Schlaf geweint habe. Ich wĂŒrde heute sagen, dass ich sehr depressiv war. Habe das ganze aber nach etwa einer Woche akzeptiert.

Dann am 3. Oktober habe ich mich dazu durch gerungen mich bei meinem besten Kumpel zu outen: Ich war immer noch leicht depressiv, und fĂŒhlte mich in meiner Situation "eingesperrt", und musste es jemanden erzĂ€hlen, sonst wĂ€re ich daran kaputt gegangen. Ich hatte den Vormittag etwas Sport getrieben und mich anschließend bei Ihm verplappert: "ich musste den Kopf frei kriegen". So wie er ist hat er sich dann gleich Sorgen gemacht und nachgefragt, was es denn fĂŒr Probleme gab. Ich sagte zu ihm, dass ich noch etwas Zeit benötige darĂŒber zu reden. SpĂ€ter kam bei mir vorbei. Als er dann hier war wollte ich es ihm erzĂ€hlen, habe es aber nicht ĂŒber die Lippen gebracht. Als er wieder zu Hause war fragte er abends per Chat nach, was ich denn nun fĂŒr ein Problem hĂ€tte. Da habe ich es ihm dann möglichst schonend erzĂ€hlt, dass ich schwul bin. Er hat es bedingungslos akzeptiert, unsere Freundschaft scheint dadurch bis heute eher noch enger geworden sein, denn wir quatschen ab und zu auch ĂŒber GefĂŒhlsduseleien, was wir bisher nie gemacht haben.

Am darauffolgenden Montag war ich mit meiner Mutter bei meiner Oma, dort lief der Fernseher und es lief eine Dokumentation ĂŒber einen Sohn, der in der Familie von seinem Vater schikaniert wurde, weil er schwul ist. Meine Mutter hat sich sehr positiv ĂŒber den Sohn geĂ€ußert, dass er dafĂŒr nichts kann. Ich hab dadurch erst erfahren, wie meine Mutter gegenĂŒber homosexuellen Personen denkt und war fĂŒr den Moment zufrieden und hĂ€tte mich gegenĂŒber ihr auch outen können, was ich aber nicht getan habe. SpĂ€ter habe ich dann meine zwei Jahre jĂŒngere Schwester eingeweiht. Die erste Reaktion hat mich glatt vom Hocker gehauen "Cool" kam nur von Ihr. Ein Paar Minuten SpĂ€ter: "Ich find's einfach mutig, dass du das sagst und so offen zu mir, bist großartig, danke dafĂŒr" Ich hatte sie noch gefragt, wie ich es unserer Mutter beibringen könne, sie sagte daraufhin "Einfach gerade heraus." Was ich dann auch getan habe, da ich noch so in Euphorie war, eben durch die Reaktion meiner Schwester: "Ma, ich muss dir da noch was sagen, im Bezug auf die Dokumentation, die heute im Fernsehen lief, ich bin schwul.

Ich hatte das GefĂŒhl zu dem Zeitpunkt, dass ich blasser war als eine Leiche. Mein Herz pochte wie wild, ich war tierisch nervös. Sie antwortete recht ĂŒberrascht mit "Echt jetzt?" Darauf hin kam noch hinterher, "Naja gut, ist deine Sache, ich hab kein Problem damit, kannst du ja auch nichts fĂŒr, dann sei es so." Es folgte noch ein GesprĂ€ch, darĂŒber, wie lange das schon geht, und wer es schon weiß. WĂ€hrend des GesprĂ€chs habe ich dann auch erfahren, dass es bereits einige FĂ€lle in der Familie gibt. Das GefĂŒhl der Erleichterung war so Intensiv, das ich es bis heute kaum in Worte fassen kann. Mein Vater weiß es bis heute nicht. Ich habe auch keine Ahnung wie weit er reagieren wĂŒrde. Aber meine Mutter meint, es ist frĂŒh genug wenn er es von selbst merkt, z.B. wenn ich einen Freund habe. Heute Ă€rgere ich mich nur noch darĂŒber, das ich meine Orientierung so lange verdrĂ€ngt habe, und mich eben nicht schon frĂŒher geoutet hab. Ich verplemperte viele Jahre meines Lebens um jemand zu sein, der ich gar nicht bin. Heute denke ich "Ich bin schwul, das ist gut so und es gefĂ€llt mir."
Coming-out

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