Geschichten

"Es ist nur eine Phase"

Von DBNA Team

Hallo Leute, ich bin Florian (16) aus Sachsen-Anhalt und möchte euch gerne von meinen Erfahrungen beim Outing erzÀhlen.

Florian, 16: Bei mir steht seit Juli 2013 fest, dass ich bisexuell bin, meine Eltern jedoch wissen es erst seit Dezember. Es hat mir sehr viel Überwindung gekostet, aber ich bin sehr froh, dass ich jetzt frei von dieser Sorge bin, dass ich meinen Eltern etwas verschweige. Meine Freunde wussten es schon seit Juli, aber ich musste eben zu Hause immer etwas vorspielen, damit es nicht auffĂ€llt, dass ich etwas verberge. Ich habe mich immer wieder mit dem Gedanken gequĂ€lt, wie meine Eltern reagieren wĂŒrden und das hat mich manchmal echt an meine Grenzen gebracht.

Am 5.Dezember war es dann endlich soweit. Ich dachte mir, das ich irgendwann mit der Sprache rausrĂŒcken muss, wenn ich frei von jeglichen Ängsten und Sorgen rund um dieses Thema sein will. Also ging ich zu meinen Eltern, ich sprach zunĂ€chst nur mit meinem Papa, da meine Mama auf Arbeit war. Ich redete etwa 30 Minuten um den "heißen Brei", aber dann schmetterte ich diese 3 Worte einfach raus. Ich hatte es geschafft und darĂŒber war ich so glĂŒcklich. Mein Papa nahm es entgegen meiner Erwartungen ganz locker und meinte, das es nicht schlimm sei. Doch das Outing sollte nicht so einfach werden, wie ich dachte nachdem Papa es locker auffasste, denn Mama wusste es ja noch nicht. Als sie dann nach Hause kam, erzĂ€hlte ich es ihr auch und sie war wirklich fast vorm Herzkasper! ZunĂ€chst dachte sie, ich scherze und wĂŒrde es nicht ernst meinen, doch ich sagte ihr, dass es die Wahrheit ist. Sie war sehr schockiert und fragte mich, wie ich darauf komme, bisexuell zu sein. Ich sagte, das ich das herausgefunden hab, weil ich mir irgendwie vorstellen kann mit einem Jungen etwas zu haben und ich war zudem schon in meinen besten Freund verliebt. Sie meinte hingegen es ist nur eine Phase und ich werde schon noch zur Vernunft kommen, doch ich verneinte das wiedermal. Es folgten viele Fragen und sie meinte, dass Gott Menschen nicht geschaffen hat, damit dieselben Geschlechter sich lieben. Ich war sehr traurig ĂŒber ihre Aussagen, aber ich dachte mir, dass sich das bald legen wird.

Man merkte in den Tagen darauf eine angespannte Stimmung bei uns und Mama und ich redeten nicht viel miteinander, zudem war ich fast nur in meinem Zimmer. Doch bis Weihnachten hatte sich das alles entspannt und meine Mama kommt langsam auch damit klar, auch wenn sie zu Weihnachten noch einmal viele Fragen gestellt hat und nicht wĂŒsste, wie sie reagieren soll, wenn sie mich mit einem Jungen sieht. Ich denke, dass sie sich bald daran gewöhnen wird. Also um es zusammen zu fassen: Ich bin sehr froh, mich geoutet zu haben, weil ich jetzt viel sorgenloser durch das Leben gehe und weiß, das ich jetzt ĂŒberall so sein kann, wie ich immer bin, ohne mich zu verstellen. Also ich kann euch Jungs da draußen nur raten, euch zu outen, weil es euch zwar nach dem GesprĂ€ch mit euren Eltern nicht so gut gehen wird, aber ihr werdet relativ schnell merken, wie befreit ihr euch fĂŒhlt! Ich hatte auch große Angst vor der Reaktion meiner Eltern, aber sie lieben mich sehr und das hat sich durch das Outing gar nicht geĂ€ndert! Also Jungs, traut euch, eure Ängste sind nicht so begrĂŒndet, wie ihr vielleicht denkt.
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