Es begann im Kindergarten
Wie alles begann Ich habe irgendwie schon frĂŒh gemerkt, das mich Jungs mehr interessieren, als MĂ€dchen. Ich kann mich noch erinnern, als ich 3 Jahre alt war und im Kindergarten mit einem Gleichaltrigen Jungen mal so rum gemacht habe.
Schon als Kind war ich irgendwie anders. Ich habe die Kleider von meiner Mum angezogen und bin mit ihren Stöckelschuhen rum gelaufen. Das fand ich richtig cool. NatĂŒrlich habe ich auch mit Lego und Matchbox Autos gespielt aber auch mit Puppen. Der Nachbarsjunge war eigentlich der einzige Freund / Kumpel, den ich hatte. Hm, ich hatte auch eine Kumpeline, aber daran kann ich mich nicht mehr erinnern. Nachdem meine Mum mit mir nach Römhild, in ihre alte Heimat zog, musste ich von dem Nachbarsjungen Abschied nehmen und mir war klar, dass ich ihn nie wieder sehen werde. Als wir in Römhild waren und ich wieder in den Kindergarten musste, passierte nicht viel aufregendes. Ich hatte auch keine Freunde. Keiner wollte mit mir was zu tun haben. Deswegen habe ich immer selber was gemacht. Als ich dann in der 1. Klasse war, gab es da einen SchĂŒler in meiner Klasse, den ich sehr sĂŒĂ fand. Er war genauso verrĂŒckt und anders, wie ich. Wir waren sogar mehrmals zusammen auf der Toilette und haben an uns rum gefummelt. War damals eine sehr geile Erfahrung. Nach einiger Zeit brach leider der Kontakt ab.
Die Jahre gingen dahin und ich wurde Ă€lter. Als ich 12 Jahre alt war, ist meine Mum mit mir zu einer Mutter und Kindkur gefahren. Und die Kur lag wirklich im tiefsten Bayern. Der Grund war, weil ich mich mit meiner Mum nie wirklich gut verstand, wir hatte sehr viel Streit und ich wurde in der Schule gemobbt, weil ich immer ein ruhiger, in sich gekehrter unauffĂ€lliger Junge war. Ich kann mich noch sehr gut an die Fahr zur Kur erinnern. Wir haben an einer AutobahnraststĂ€tte halt gemacht um was zu essen und da sah ich ihn. Einen sehr hĂŒbschen Jungen in meinem Alter. Er ist mir sofort aufgefallen.
Nachdem meine Mum mit mir bei der Kur angekommen ist, war natĂŒrlich erstmal die Zimmeraufteilung und ich habe mich gefreut, dass ich ein Einzelzimmer bekam. An dem ersten Tag ist nicht wirklich viel passiert. Aber am Abend vom zweiten Tag, da wollte ich mit meiner Mum noch spazieren gehen, aber sie musste noch mal in ihr Zimmer, weil sie noch was vergessen hat. Hm, da ging ich also alleine in die Eingangshalle und war im ersten Moment erstarrt, weil genau der Junge da stand, den ich an der AutobahnraststĂ€tte gesehen habe. Nachdem ich mich von meiner Starre lösen konnte, ging ich zu einem ZeitungsstĂ€nder und versuchte krampfhaft eine Zeitung zu lesen. Das sah bestimmt echt blöd aus, denn ich war mit 12 Jahren noch sehr schĂŒchtern und traute mich nicht, den Jungen anzusprechen. Mein Gott, hĂ€tte man das Licht ausgemacht, hĂ€tte man sehen können, wie ich glĂŒhte. Ist doch so, da stand der sĂŒĂe Junge, genau zwei Meter von mir entfernt und ich traute mich nicht, ihn anzusprechen.
Nach ungefĂ€hr 5 Minuten brach der Junge das Eis und sprach mich an. Ich weiĂ nicht mehr, worĂŒber wir uns genau unterhalten haben, aber er sagte mir, dass er Daniel heiĂt und bei der Kur wegen seiner Mutter ist. Nach einer elend langen Zeit kam meine Mum wieder und ich war richtig froh. Bevor meine Mum mit mir raus ging, sagte Daniel noch, dass er sich freuen wĂŒrde, wenn wir uns wieder treffen könnten. Das haben wir auch. Jeden Nachmittag sind wir raus gegangen, haben rum gealbert und geredet. Er hat mit 12 Jahren schon geraucht und ging deswegen immer in den Wald, weil seine Mum nichts davon mitbekommen durfte. Mich hat es nicht gestört.
Eines Nachmittags, als wir wieder im Wald waren, dass er ungestört rauchen konnte, fragte er mich dann, ob ich denn mal wissen möchte, wie ZungenkĂŒssen ist. Wie gesagt, ich war damals schĂŒchtern und zurĂŒckhaltend und habe das Angebot natĂŒrlich verneint. Wir waren sogar zusammen im Schwimmbad. Als wir am Beckenrand saĂen, schaute er auf meinen Schritt und fragte mich, ob das, was da so ausgebeult ist, meine Eier wĂ€ren. Ich sagte ihm dann, das es mein Schwanz ist. Als wir wieder nachhause gingen, ist der Abstand zwischen uns immer weniger geworden, bis wir Schulter an Schulter heim gelaufen sind. Ich kann mich noch daran erinnern, das ich in seinem Zimmer stand um ihn abzuholen. Jedenfalls stand er genau 30 cm vor mir und hat sich bis auf die glĂ€nzende Schlabbershorts ausgezogen. Da stand er mit nur einer Short bekleidet vor mir und ich traute mich nicht, ihn zu berĂŒhren. Ich weiĂ nicht warum, aber eins weiĂ ich jetzt, es hĂ€tte nicht geschadet, im Gegenteil, es hĂ€tte mir bestimmt gefallen und Daniel hĂ€tte sich gefreut. Und er sah wirklich heiĂ aus. Einfach nur perfekt.
Nach 4 Wochen ist Daniel mit seiner Mum wieder abgereist und ich war richtig traurig. FĂŒr mir was es so, als ob bei mir eine Welt zusammen bricht. NatĂŒrlich haben wir die Adresse und Nummern ausgetauscht. Nach 14 Wochen war es an der Zeit, das meine Mum mit mir wieder zurĂŒck nach Römhild geht. Hm, die Kur hatte mit wirklich nichts gebracht. Ich habe mich gefĂŒhlt, als ob ich erst 8 Jahre alt wĂ€re und musste einiges wieder selbst erlernen. Allein mein Verhalten war echt kindisch.
Ich kam in die 7. Klasse und bei mir ging es bergauf. Ich war Klassenbester und ich hatte immer noch keine Freunde. Mit MĂ€dchen konnte ich damals schon nicht wirklich was anfangen. Ich fand und finde die einfach nicht attraktiv. Mit einem schlag hatte ich meinen Quali mit 2,1 in der Tasche und besuchte danach eine Berufsfachschule im Bereich Metall. Als ich das erste Mal in der Klasse war, staunte ich nicht schlecht. Nur Jungs in der Klasse und es waren wirklich sehr hĂŒbsche Jungs anwesend. Ich habe mich auch diesmal sehr schnell mit zwei anderen angefreundet. Der eine hieĂ genauso wie ich, Manuel. Er war viel gröĂer als ich und dĂŒnn. Er war BrillentrĂ€ger und hatte blonde Haare. Er sah auch noch verboten heiĂ aus. Ich habe mit Manuel sehr viel Zeit verbracht. Er schlief sogar mal ein Wochenende bei mir.
Das eine Jahr war rum und ich fing eine Ausbildung zum Zimmerer an. 2006 habe ich durch eine Freundin einen Jungen kennengelernt, der auch schwul war. Ich wollte ihn unbedingt kennenlernen. Es gab anfangs ein paar Schwierigkeiten und ich war mir noch nicht sicher, ob ich schwul bin, bzw. habe ich mir eingeredet, das es falsch ist, auf Jungs zu stehen, weil es nicht normal ist. Nach langen ĂŒberlegen hab ich mir gesagt, dass ich BI bin. Der Junge, den ich ĂŒber einer Freundin kannte, wollte anfangs mit mir nicht zusammen sein. Der Grund war, dass er schon bei seiner Familie geoutet war, ich aber mich noch nicht bei meinen Eltern geoutet habe. Ich wollte es auch nicht, weil ich Angst vor ihrer Reaktion hatte. Der Junge, der Tim hieĂ sagte mir dann, das er ist nicht noch mal verstecken möchte und das er dazu steht, was er ist. Wir haben genau 1 Jahr jeden Tag telefoniert und er hat immer ein StĂŒckchen mehr versucht mich zu ĂŒberzeugen, das es besser wĂ€re, mich zu outen, anstatt jedes Mal mit der Angst zu leben, dass dieses Geheimnis irgendwann rauskommen könnte. Tim hatte schon recht gehabt.
Als ich 18 war, hat mich ein Junge angeschrieben, er hieĂ Lukas und wollte mich kennenlernen. Ich war im ersten Moment echt sprachlos, weil ich nicht damit gerechnet habe. Ich habe mich gefreut und ihm auch geschrieben, dass ich ihn auch kennenlernen möchte. Nur gab es damals ein Problem. Ich war bei meinen Eltern noch nicht geoutet und wie sollte ich denen das denn beibringen. Ich kann doch nicht einfach freudestrahlend zu ihnen gehen und sagen: Hey Leute, euer Sohn ist schwul! Naja, ich kannte durch meiner Mutter einen Mann, der auch schwul war und wusste, das er zum Kalten Markt am 25. Januar 2007 da sein wird. Ich ging zum kalten Markt und sah den Kumpel von meiner Mum. Ich fing natĂŒrlich mit ihm ein GesprĂ€ch an und fragte ihn, wie ich das meiner Mum so schonend wie möglich beibringen kann, das ich schwul bin. Er hat mir ein paar Tipps gegeben und gesagt, dass er es super findet, das ich den Schritt gehen möchte, weil man daran kaputt gehen kann, wenn man das Geheimnis fĂŒr sich behĂ€lt.
Zwei Tage, bevor Lukas mich besuchen wollte, habe ich mir ĂŒberlegt, wie ich es meiner Mum sage, dass ich schwul bin. Ich hatte da auch eine sehr unruhige Nacht, mit AlptrĂ€umen gehabt. Mein Gott, hatte ich eine Angst. Ein Tag bevor Lukas mich besuchen wollte, ging ich zu meiner Mum, die gerade einen WĂ€schekorb voll WĂ€sche in der Hand hielt und teilte ihr ganz schĂŒchtern und zurĂŒckhaltend mit, das ich schwul bin und am nĂ€chsten Tag mein Freund mich besucht. Ich habe ja mit allem gerechnet. Zum Beispiel, das sie ausrastet, mich anschreit, mich rausschmeiĂt. Aber das kam nicht. Sie war im ersten Moment geschockt. Das verstand ich auch. FĂŒr eine Mutter ist es am Anfang wirklich schwer, sich mit dem Gedanken anzufreunden, dass ihr Sohn schwul ist. Sie meinte dann nur, das sie sich Enkelkinder gewĂŒnscht hat und ich konterte, das ich ja noch einen Ă€lteren Bruder hĂ€tte. Weil mein Stiefvater noch nicht wusste, das ich schwul bin, mein Outing noch sehr frisch war, hatte ich vorgesorgt, indem ich bei einer Pension, bei mir im Ort ein Zweibettzimmer fĂŒr eine Nacht gebucht habe.
Am Freitag war es soweit und Lukas kam mich besuchen und ich sah ihn das erste Mal. Wow, war er ein hĂŒbscher Junge. Er war groĂ, lange schwarze Haare und war dĂŒnn. Ein Traum. Wir gingen zusammen in das Doppelzimmer von der Pension und verbrachten die ganze Zeit im Bett. Wir fummelten an uns rum, kĂŒssten uns sehr intensiv und lange, und blasen uns gegenseitig einen. Sex hatten wir nicht. Wir hatten auch ohne Sex unseren SpaĂ. Um den wunderschönen Abend noch besser zu gestalten, haben wir Sommersturm geguckt und danach die Echo Aftershowparty in der Glotze. Wir haben aber nicht sehr viel davon mitbekommen, denn wir waren viel zu viel mit uns beschĂ€ftigt. Die Nacht mit Lukas war wirklich schön. Ich bin auf seiner Brust eingeschlafen und schlief wie ein Stein. Am nĂ€chsten Tag musste er leider wieder heim und wurde von seinem Vater abgeholt.
Die Tage vergingen und ich war wegen meiner Ausbildung wieder im Internat. Als ich mit meinem Arbeitskollegen, der im selben Lehrjahr gearbeitet hat, fragte er mich, ob ich schwul wĂ€re, weil er was mitbekommen hatte. Im ersten Moment war ich sprachlos und bekam Angst, aber ihn anlĂŒgen konnte ich nicht. Ich wurde ja so erzogen, immer ehrlich zu anderen Menschen zu sein und ich antworte auf seine Frage, dass ich schwul bin. Wir unterhielten uns dann ein bisschen ĂŒber dieses Thema und er versicherte mir, dass er es fĂŒr sich behalten wĂŒrde. Damals war ich noch sehr naiv und vertraute jedem blinden Hund. In dem Moment war mir nicht bewusst, das es ein Fehler war, meinem Kollegen das zu erzĂ€hlen, denn das böse Erwachen kam im nĂ€chsten Turnus der Berufsschule. Kaum war ich im Klassenraum, glotze mich jeder blöd an und lachte mich aus. Da fing der Horror erst richtig an. Ich wurde beleidigt, gemobbt und ausgegrenzt. Die haben mich so behandelt, als wĂ€re HomosexualitĂ€t eine ansteckende Krankheit. Hinzu kam noch, dass ich zu der Zeit ein Emo war. Schwarze Röhrenjeans, Vans, lange schwarze Haare und schwarze FingernĂ€gel. Ein Grund mehr, das die anderen in meiner Klasse mich mit Anfeindungen und Beleidigungen attackiert haben. Es gab aber auch eine Ausnahme in meiner Klasse. Zwei meiner Schulkameraden standen hinter mir und haben mich so akzeptiert, wie ich bin. Wir haben uns immer sehr gut verstanden, gingen zusammen zur Kirmes und in die Disko. Wenn wir uns mal in die Wolle hatten, schlug er lieber eine Glasscheibe kaputt, anstatt mir weh zu tun. Dies bedeutete mir sehr viel. Das Mobbing in der Schule ging so weit, das ich Angst hatte, frĂŒh in die Schule zu gehen. Ich lag in meinem Bett und konnte mich nicht bewegen. Meine Mum wusste nichts davon, weil ich nichts erzĂ€hlte und ich schon eine eigene Wohnung hatte.
Mein Chef stand auch nicht hinter mir. Er versuchte immer wieder durch unrechtmĂ€Ăige Abmahnungen mich aus dem Betrieb zu schmeiĂen. Naja, ich war der einzige im Betrieb, der mit seiner HomosexualitĂ€t offen umging. Irgendwann kam der Tag, wo mein Chef einen Weg gefunden hat, mich aus dem Betrieb zu schmeiĂen und da war ich Arbeitslos. Mein Ausbilder vom BildungstrĂ€ger hat mich dann unter seiner Fittische genommen und durfte meine Ausbildung weiter machen.
Naja, die Zeit habe ich ganz gut ĂŒberstanden, auĂer das ich 2 Monate vor meiner AbschlussprĂŒfung einen sehr schweren Autounfall hatte, wo mein bester Freund, in dem ich auch heimlich verliebt war, gestorben ist. Mich selber hat es auch richtig schlimm erwischt und wĂ€re damals auf der Intensiv, trotz Lungenmaschine, fast gestorben. Auch wenn mir keiner mitteilen durfte, was mit meinem besten Freund ist, wusste ich, dass er nicht mehr da ist. Dann kam noch hinzu, das ich zu dem Zeitpunkt einen Freund hatte. Nur unterstĂŒtze er mich nicht. Er war fĂŒr mich nicht da, wo ich ihn am Meisten brauchte. Ich fĂŒhlte sogar, dass er mich betrogen hatte, was sogar stimme. Und dann wurde fĂŒr mich alles zu viel. Ich wollte nicht mehr Leben und wollte einfach nur sterben. Die Schwestern bemerkten, das was nicht stimme und rannten zu mir um die Lungenmaschine so einzustellen, das ich wieder atmen konnte. Nachdem ich wieder gesund war und meine Ausbildung fertig hatte, war ich froh, dass ich den ganzen Horror ĂŒberstanden habe. Jetzt bin ich 24 Jahre alt und mir geht es super. Ich habe jetzt Freunde, die hinter mir stehen und mich unterstĂŒtzen. Ich mache meine zweite Ausbildung und fĂŒhle mich wohl. Mir macht es jetzt nichts mehr aus, wenn jemand nicht akzeptieren kann, dass ich schwul bin und ich beleidigt werde. Auch wenn mein Coming Out, was ĂŒber 3 Jahre ging, eine Achterbahnfahrt durch die Hölle war, bin ich trotzdem ein bisschen froh. Denn ich habe sehr viel dazu gelernt und diese Erfahrung machte mich stĂ€rker. Ich bin was ich bin und bin stolz darauf, schwul zu sein.
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