Geschichten

Die "Last" ist weg

Von DBNA Team

Vor wenigen Stunden habe ich den wohl wichtigsten Schritt in meinem Leben gewagt: ich habe meinen Eltern gesagt, dass ich schwul bin.

Markus, 21:

Meine besten Freunde wissen es schon seit geraumer Zeit und ich wollte endlich auch mit meinen Eltern reinen Tisch machen. Seit meine Eltern Oma und Opa geworden sind, trĂ€umen die beiden natĂŒrlich schon von weiteren Enkelkindern, was mich etwas unter Druck gesetzt hat.

Diese "Last" wollte ich heute ein fĂŒr alle mal loswerden. Es war wirklich nicht leicht, da mein Vater noch in die Arbeit musste und ich ziemlich unter Zeitdruck stand. Zuerst habe ich es meiner Mutter erzĂ€hlt. Sie stand gerade im Schlafzimmer und hat ein paar Klamotten anprobiert. Ich sagte ihr, ich mĂŒsse mit ihr reden. Daraufhin hat sie mich sehr besorgt angesehen und gefragt: "Markus, ist was passiert?". Ich verneinte und sagte: "Mama, ich bin schwul". Ich musste anfangen zu weinen - ich weiß nicht, ob aus Freude war, den Ballast endlich ĂŒber Bord geworfen zu haben oder weil ich mich schĂ€mte, es ihr nicht frĂŒher erzĂ€hlt zu haben. Immerhin bin ich schon 21 und weiß schon seit 2 Jahren, dass ich schwul bin. Sie nahm mich in den Arm und sagte, Sie wusste es schon und ich sei trotzdem ihr Sohn. Sie steht voll und ganz hinter mir. Genau mit dieser Reaktion habe ich gerechnet - meine Mum ist eine sehr moderne, fast jugendliche Frau.

In der Zwischenzeit ist mein Vater in die Arbeit gefahren, ich hatte also nicht die Möglichkeit, es ihm persönlich zu sagen. Nach einem langen Spaziergang mit meiner Mutter habe ich meinem Vater eine SMS geschrieben: "Hallo Papa. Ich habe vorhin schon mit Mama gesprochen und ich möchte, dass du es zuerst von mir erfĂ€hrst: ich bin schwul. Ich wollte es euch beiden persönlich sagen aber dann bist du schon in die Arbeit gefahren. Wir reden am besten in den nĂ€chsten Tagen persönlich miteinander". Vor ein paar Minuten hat er geantwortet: Ich solle mir keine Sorgen machen, er ist sehr stolz auf mich und es wird sich nichts Ă€ndern. Er wĂŒrde sich einen Schwiegersohn wĂŒnschen, der gerne mit ihm Fußball schaut - schließlich tu ich das nicht. Er hat es also auch sehr locker aufgenommen.

Heute bereue ich, mich nicht frĂŒher geoutet zu haben. Alle Freunde und Familienmitglieder haben es sehr positiv aufgenommen. Ich kann ab heute das Leben leben, das ich mir immer gewĂŒnscht habe. Ich kann alle anderen da draußen nur ermutigen: wagt diesen Schritt, ihr werdet euch fĂŒhlen wie neu geboren.

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