Geschichten

Die Kunst des VerdrÀngens

Von DBNA Team

Mein Coming-Out war schwierig und ist heute noch nicht ganz abgeschlossen, bzw. weiß ich es nicht.

Steffen, 17: Ich wusste schon immer das ich auf Jungs stehe. Schon im frĂŒhem Alter dachte ich mir, "Der sieht aber sympathisch aus". So weit so gut. Ich ignorierte alle diese Anzeichen. Als ich 13 war sah ich einen guten Freund von mir und dachte "der sieht aber gut aus!" Nun war es passiert, ich konnte es nicht mehr leugnen ich hatte mich in einen Kumpel verliebt, wusste aber, wenn ich es ihm sagen wĂŒrde, die Freundschaft beendet werden wĂŒrde. Dies wollte ich nun auch nicht, also behielt ich es fĂŒr mich. Jedoch tauchte dieser Junge in meinen TrĂ€umen, Fantasien usw. immer wieder auf. Ich musste mir eingestehen: "Ich bin schwul oder zumindest bisexuell!"

Dann dachte ich mir: "Haben meine Klassenkameraden doch recht?" Ich war nĂ€mlich nicht immer ganz beliebt gewesen auf meiner alten Schule und sie beschimpften mich immer wieder als "Schwuchtel". Nun forschte ich nach den Ursachen. Ich fragte mich, "Warum bin ich so? Warum ausgerechnet ich?" Ich legte mir einige Theorien zurecht wie "Ich hatte eine zu weiche Erziehung" oder "Ich gehe auf eine Schule wo nur Jungs in meiner Klasse sind. Ich merkte aber, dass ich darauf keine Antwort fand. Ich fragte meine Eltern was diese denn ĂŒber Schwule wĂŒssten. Meine Mutter, die sehr konservativ eingestellt ist und war fragte: "Warum fragst du mich das? Ist in deiner Gegend irgendjemand so?" Ich verneinte die Frage, jedoch bohrte meine Mutter immer wieder nach. Auch mein Vater half mir da wenig. Dieser kam nur mit seiner Theorie als Jurist.

Also hörte ich mich bei meinen Kumpels um. Diese sagten mir, das wĂ€re alles pervers und Schwule wĂ€ren eine Minderheit und man wĂŒrde es nur mit 20 oder so merken. Als letztes redete ich mit meinem Bruder darĂŒber, dieser meinte dies wĂ€re nur eine Phase.  Letztlich redete er mit meinem Vater darĂŒber dieser schnauzte mich an und meinte auch, dass dies nur eine Phase sei und dass ich dies ja keinem sagen soll, da Schwule alle pervers sind und das die Familie damit in ein schlechtes Licht gerĂŒckt werden wĂŒrde.

Nun rĂŒckblickend gesehen, war dies eine Katastrophe. Ich hatte nirgends halt und fĂŒhlte mich mit meinen GefĂŒhlen extrem alleine. Bis ich darĂŒber mit einer Freundin sprach. Sie machte mir Mut und lernte in den folgenden Jahren immer mehr Schwule kennen und merkte, dass dies ja alles ganz normale Menschen sind. Allerdings muss ich rĂŒckblickend sagen, dass ich im Alter von 15/16 Jahren auch Fehler gemacht hatte. Ich bin damals an einen falschen Typen gekommen. Dieser machte mir und spĂ€ter auch ein paar Freunden ziemlichen Ärger, denn er war ein Stalker. Ein Freund von mir zeigte ihn an und nun war es fĂŒr mich frĂŒher oder spĂ€ter Zeit mit dieser Geschichte bei meinen Eltern rauszurĂŒcken, was zwangslĂ€ufig zu einem Outing gefĂŒhrt hatte. Doch nicht einmal das nahmen sie ernst! Sie sagten "Es wĂŒrde noch die richtige kommen " oder "BeschĂ€ftige dich mal mehr mit der Schule, dann kommst du auf andere Gedanken". Bis heute weiß ich nicht ob meine Eltern begriffen haben, dass ich "anders" bin. Vielleicht wollen sie es einfach nur verdrĂ€ngen. Ich weiß bis heute nicht inwieweit sich das Coming-Out bei mir entwickeln wird. Ich weiß auch nicht, ob ich bisexuell oder homosexuell bin. Eines weiß ich allerdings sicher: Ich stehe auf MĂ€nner und bin inzwischen stolz darauf!
Coming-out

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