Aus dem Auto geschmissen
Mein Coming Out begann, als ich 16 Jahr alt war. Mir war es schon lange klar, dass ich schwul bin und zeigte keinerlei Interesse an Frauen. Damals war ich verliebt, der Junge ging in meine Ausbildungsklasse.
Es war dann ein Monat vergangen und ich sagte ihr am Nachmittag, dass ich mich in einen Jungen verliebt habe. Sie antwortete nur, dass sie damit keine Probleme habe, und dass ich doch ihr Sohn sei. Meine Mutter hatte nur die Sorge, dass es mein Vater nicht so gut aufnehmen wĂŒrde. Dies dachte ich auch und erzĂ€hlte es ich, erst ein halbes Jahr spĂ€ter. Als ich dann meinem Vater erklĂ€rte, dass ich auf Jungs stehe und nicht auf MĂ€dchen, saĂen wir im Auto. Ich war so doof und erzĂ€hlte es ihm wĂ€hrend der Fahrt. In mir kam einfach der Gedanke hoch, es ihm jetzt einfach mal zu sagen. Als es dann raus war, legte er eine Vollbremsung hin und fragte, ob ich nicht ganz normal sei, ob ich ein psychologisches Problem habe. Ich antwortete nur: Nein, ich bin nur etwas anders und das nennt sich eben schwul.
Mein Vater fuhr dann weiter und schmiss mich erst mal an der nĂ€chsten Bushaltestelle raus. So konnte ich mit dem Bus nach Hause fahren. Kaum zuhause angekommen, sah ich nur wie meine Mutter weinte, vor Schreck rannte ich in mein Zimmer und schloss mein Zimmer TĂŒr ab. Es war fĂŒr mich und meinen Eltern nicht leicht.
Es vergingen dann ein paar Wochen und es fiel kein Wort ĂŒber meine SexualitĂ€t, aber dies wollte ich nicht so stehen lassen. Ich sprach mein Vater nochmals an, er sagte nur, dass es ihm nicht störe und er habe mich nur aus dem Auto geschmissen, da es fĂŒr ihn erst einmal ein Schock gewesen sei.
Ich war froh, das gröbste geschafft zu haben. Allerdings blieb da noch mein Bruder, der sollte nicht im Leeren stehen und von nichts wissen. Ich erzĂ€hlte es ihm und er nahm es ganz gelassen. Er sagte nur: Na, in dieser Zeit ist es normal und man sei doch viel offener als im 19. Jahrhundert. Er hat es dann auch seiner Frau und die war total glĂŒcklich, dass ich schwul bin, naja ein schwuler Schwager halt.
Meinem besten Freund erzĂ€hlte ich es auch. Er war ziemlich geschockt, dachte ich sei pervers und wolle ihm an die WĂ€sche, was natĂŒrlich nicht stimmte. Er ging mir Wochen und Monate aus dem Weg.
In der Zeit habe ich mich weiter geoutet und die Weiber, die ich als Freundinnen hatte, haben sich wie absolut gefreut. Ich wusste aber, dasa sie nicht die Klappe halten können. Und so wusste es nach ein paar Wochen die ganze Schule, was mich herzlich wenig störte, da ich mit den meisten eh nichts am Hut hatte.
Ein paar Monate spÀter sprach ich mein besten Freund nochmal an und erklÀrte ihm alles. Ich habe nichts Böses vor und wolle ihm auch nicht Böses tun. Seitdem sind wir wieder wie ein Herz und eine Seele.
Die Verwandtschaft vĂ€terlicherseits nahm das alles sehr locker, aber der Verwandschaft meiner Mutter werde ich es nie erzĂ€hlen, da die sehr rassistisch angehaucht sind. Zum GlĂŒck wohnen die nicht in unserer NĂ€he sondern weit weg. Auch wenn es einfach geklungen haben mag, so einfach war es leider nicht, die Kraft zu finden und die Angst zu ĂŒberwinden. Ich kann jetzt allerdings offen und frei leben und muss mich nicht mehr verstecken. Doch dafĂŒr musste ich kĂ€mpfen, auch um mein besten Freund nicht zu verlieren. Merkt euch: Freunde sind echt Gold wert.
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